INTERPLAST-Germany e. V. wurde 1980 als gemeinnütziger Verein gegründet, um in medizinisch unterentwickelten Ländern bedürftigen Menschen mit angeborenen Fehlbildungen sowie entstellenden und funktionsbeeinträchtigenden Verletzungsfolgen durch plastisch-chirurgische Eingriffe zu einem lebenswerten Dasein zu verhelfen.
Eines der Einsatzgebiete von Interplast ist Nepal, wo die Organisation seit 1996 tätig ist. Hier wurde von der jungen Nepali Samira ein Hospital gegründet, da ihre Mutter im eigenen Sari verbrannt ist. Dieses Hospital im Kathmandu-Tal, ca. 20km im Nordosten der Hauptstadt trägt nach ihr den Namen Sushma Koirala Memorial Hospital (SKMH) for Plastic and Rekonstructive Surgery.
Besonders Hein Stahl von Interplant hat durch seinen großartigen Einsatz das Krankenhaus zu dem gemacht, was es heute ist. So hat er z.B. Wasserleitungen verlegt und aktiv bei der Renovierung geholfen.
Zu den Ärzten, die über Interplant in Nepal eingesetzt werden gehört auch Dr. Susanne Grothey, die jeden Monat als Visiting Doctor in der German Clinic in Dubai tätig ist.
Dr. Susanne bat mich, diesen Situations-Bericht zu veröffentlichen, der am 26.04. von Hein Stahl in Nepal geschrieben wurde:
Gestern Nachmittag, 25.04.2015, Uhrzeit weiß ich nicht genau, hat uns ein schweres Erdbeben überrascht. Das Hospital, alle stationären Patienten, unser diensthabendes Personal und alle Gäste sind völlig unbeschadet geblieben. Das Hospital hat noch nicht mal Risse, während um uns herum, besonders in Sankhu, die meisten älteren Häuser in einer großen Staubwolke zusammen fielen. In kürzester Zeit wurden fast 70, meist schwerverletzte Bewohner aus den umliegenden Dörfern angeliefert. Es waren meist Pickups der Polizei, die uns die Leute einfach vor die Tür legten. Nun haben wir ca. 30 Frakturen rumliegen und operieren seit heute Morgen um sechs.
Ich habe gestern allein 5 Tote nach dramatischen Wiederbelebungsversuchen aus dem Aufwachraum gefahren. Wir arbeiteten bis zur Erschöpfung und auch das Material drohte auszugehen.
Als das Beben kam, war ich gerade in Kathmandu um neue Landkarten zu kaufen. Das Beben war ungeheuerlich, meine Beine versagten die ersten Sekunden ihren Dienst, alle schrien, fielen vor mir mit Kindern auf dem Arm zu Boden, ich riss einige hoch und versuchte mich auf die Straße zu retten. Dann holte ich den Jeep, wollte die gewohnte Strecke fahren, die aber durch umgestürzte Strommasten blockiert war.
Gegen alle Vernunft und jeglichen Instinkt fuhr ich in eine kleine Seitengasse als einzigen Ausweg, denn ich hatte nur einen Gedanken – ich muss zurück ins 15 km entfernte Hospital, denn ich ahnte, dass unser Nachbarort Sankhu mit den vielen alten Häusern in Trümmern liegen würde. Ich fuhr auf brutalste Weise über Schuttberge und herunterhängende Stromleitungen und habe es wie durch ein Wunder geschafft heil aus Kathmandu heraus zu kommen.
Im Hospital wurde bereits auf Hochtouren gearbeitet. Alle Frei- und Grünflächen waren mit jammernden Leuten belegt. Unser diensthabendes nepalesisches Personal leistete zusammen mit unseren Gastmedizinern Großartiges und ich war erfüllt von dem Bewusstsein solch ein großartiges Hospitalprojekt mit geschaffen zu haben. Ich bin auch etwas stolz, dass unser Gemäuer so gut gehalten hat, denn wir haben zur Erdbebensicherheit mindestens einen bautechnischen Mehraufwand von 200 Tausend Euro betrieben. Seit 15 Jahren habe ich über dieses Szenario nachgedacht und nun ist es leider eingetreten.
In der ganzen Umgebung gibt es keinen Strom und unser großer Generator läuft Tag und Nacht und wir haben noch 8 Dieselfässer zum Nachtanken. Wir sind also voll funktionsfähig und wie eine Fluchtburg für ein Gebiet mit vielen tausend Menschen. Während ich diese Zeilen schreibe, wackelt es schon wieder und ich muss gestehen, dass ich jetzt erst beginne Angst zu bekommen.
Wir bräuchten dringend Orthopäden, aber bis die hier sind, wird das meiste weggeschafft sein. Wir verlegen jetzt auch einige Patienten ins Army-Hospital. Ich mag gar nicht durch die umliegenden Orte laufen. Man spricht von ca. 90 Toten allein in Sankhu.
Ich hänge ein paar Bilder an diesen Bericht, die aber nicht entfernt die Situation wiedergeben, denn man hat in solch einem Moment Wichtigeres zu tun als zu fotografieren. Wieder wackelt es,- man kommt sich vor wie eine Ameise, die durch Urgewalten zerquetscht zu werden droht.
Soviel zur momentanen Situation in einem kleinen Hospital in Nepal. Macht Euch keine Sorgen, wir werden alles schaffen, denn langsam normalisiert sich die Lage etwas und wir haben nur noch 30 Frakturen herumliegen, die wir schrittweise wegoperieren müssen.
Mir geht es gut, nur die ständigen Nachbeben zehren an den Nerven.
Nachdem Sie diesen Bericht gelesen haben, sind Sie sicher genauso erschüttert wie ich. Wenn Sie direkte Hilfe für dieses Hospital und seine großartigen Ärzte leisten wollen finden Sie hier ein Spendenkonto unter