Ich bin Claudia, wurde in der Schweiz geboren, lebe in Ras Al Khaimah und bin nun seit 22 Jahren Muslima. Ich wurde dieses Jahr 50 Jahre alt und meine Kinder sind groß und selbstständig, so dachte ich, dass es Zeit ist für meine Pilgerfahrt nach Mekka = Hajj auf Arabisch. Auch kann man ab einem Alter von 45 Jahren als Frau ein Hajj Visum mit einer Frauengruppe bekommen und braucht keinen männlichen Verwandten = Mahram als Begleitung. Die Pilgerfahrt nach Mekka ist eine der fünf Säulen des Islam und wer körperlich und finanziell dazu in der Lage ist, soll sie einmal im Leben durchführen.
Gerne hätte ich mich einer Gruppe aus den Emiraten angeschlossen, ich hatte mich auch schon angemeldet. Doch dann kam die Regelung heraus, dass 2017 und 2018 nur Personen mit Emiratischem Pass angenommen werden, die noch nie auf Hajj waren oder alt, behindert, unterbemittelt, etc. sind. Somit gab es für mich nur die Möglichkeit über ein Schweizer Reisebüro zu buchen. Dieses erlaubte mir jedoch, von den Emiraten aus direkt nach Saudi Arabien zu fliegen und die Gruppe dort im Hotel zu treffen. Ich traute mir das zu, denn ich kann mich auf Arabisch verständigen und bin mit der Kultur der Golfregion vertraut.
Die Hajj Visa bekommt man immer sehr kurzfristig und manchmal auch gar nicht, denn für jedes Land gibt es eine Quote, die nicht überschritten werden darf. Meinen Pass musste ich zuerst in die Schweiz ans Reisebüro schicken, dann kam er zur Saudi Arabischen Botschaft in Bern. Glücklicherweise bekam ich mein Visum und der Pass war genau 6 Tage vor meinem Flug wieder in meinen Händen in Ras Al Khaimah. Erst dann wurde es mir richtig bewusst, dass die Reise nun wirklich stattfinden wird und ich mich vorbereiten konnte.
„Anstrengend wird es, Geduld brauchst du, viel Laufen musst du, heiss wird es sein“ so wurde mir die Reise vorher beschrieben. Das fand ich eigentlich gar nicht so schlimm. Gute Schuhe hatte ich schon einen Monat vorher eingelaufen, jeden Tag eine Stunde auf der Laufmaschine, die Hitze ist man sicher besser gewohnt, wenn man in den Emiraten lebt als in der Schweiz und viel Geduld habe ich normalerweise auch. Mehr Sorgen machte mir, was ich einpacken sollte. Was zieht man am besten an, welche Medikamente soll ich mitnehmen, welche Bücher und welchen Hajj Führer soll ich kaufen, welchen Rucksack, wo und wie versorge ich meine Wertgegenstände, etc. An den Hajj Tagen darf man kein Parfum benützen, darum sagten mir die Leute, ich muss meine Kleider vorher mit parfumfreiem Waschmittel waschen, wo bekomme ich das denn? Mir wurde auch gesagt, ich solle nur alte Sachen mitnehmen, die man nachher gleich dort lassen soll oder vielleicht werden auch Dinge gestohlen. Na, das sind ja Aussichten, dachte ich mir und später musste ich oft daran denken.
Am Mittwoch, den 23. August, ging es dann los. Ich fuhr mit meinen Töchtern zum Flughafen Dubai, drei Stunden vor Abflug musste ich dort sein. Es gab keine lange Warteschlange beim Check-in und wir hatten noch Zeit für ein kleines Frühstück. Der Flug nach Medinah war pünktlich. Unser zweiwöchiges Reiseprogramm war folgendermaßen: zuerst 4 Tage in Medinah, dann 10 Tage in Mekka, davon sind 6 Tage die eigentlichen Hajj Tage.
Ich kam um 16:30h am Flughafen Medinah an. Ich sollte mich dort um 17h mit 5 Personen der Schweizer Gruppe treffen, die via Istanbul angereist kamen. Der ganze Rest der Gruppe kam erst um 21h via Genf an. Solange wollte ich nicht warten. Ich hatte die Telefonnummer einer der Personen und diese hatten ein Foto von mir. Das abgemachte Tenü war eine schwarze Abaya, ein sehr grünes Kopftuch und ein kleiner sehr grüner Rucksack. So sollte man sich nicht verfehlen. Als ich ins Flughafengebäude kam, standen da zuerst zwei Männer vom Gesundheitsamt, die alle Personen nach ihrem Gesundheitszustand fragten und meinen Original- Impfausweis sehen wollten. Es ist obligatorisch, die Meningitis-Impfung vor der Hajj zu machen. Den Impfausweis hatte ich jedoch zu Hause gelassen. Mir wurde nicht gesagt, dass ich ihn dabei haben muss, denn ein Bild davon wurde mit dem Visumsantrag eingereicht. Ich habe dem Mann gesagt, ich kann via Handy ein Foto davon reproduzieren, und er war einverstanden. Gut dass ich schon eine saudi-arabische SIM Karte dabei hatte und so war ich sofort nach der Landung mit Internetdienst ausgestattet. Das Email mit dem Foto war jedoch von Mai und ich konnte die Emails von Mai nicht laden. Ich kam etwas ins Schwitzen, der Mann war dann jedoch so nett und hat mich ohne das Foto durchgelassen.
Bei der Passkontrolle ging auch alles schnell, man musste einen Fingerabdruck und Iris Scan machen und ich konnte weiter zum Gepäck-Karussell. Meine Flugnummer und die Flugnummer der 5 Personen aus Istanbul standen auf dem gleichen Ankunfts-Bildschirm. Ich fragte einen Flughafenangestellten, ob alle Ankommenden durch diese Halle gehen müssen und er sagte Ja. Theoretisch konnte ich also die andere Dame mit dem sehr grünen Kopftuch und dem sehr grünen Rucksack nicht verfehlen. Am Ausgang bekam ich einen kleinen Hajj Führer vom Pilgerministerium in die Hand gedrückt und ich fand eine freie Bank zum Warten. Um 18:45h war noch niemand da. Laut Internet war der Flug jedoch pünktlich gelandet. Das war schon meine erste Geduldsprobe…Ich schickte eine SMS an die Schweizer Handy Nummer, die man mir gegeben hatte „Ich warte auf einer Bank am Ausgang“. Um 19:55h bekomme ich eine SMS zurück „Jemand kommt gleich zu Ihnen. Wir sind im Flughafen und Sie?“ Natürlich, ich bin auch im Flughafen!!! Ich wandte mich an einen Flughafenangestellten am Ausgang und fragte ihn, ob es denn noch ein anderes Terminal gäbe. Er sagte, ja es gibt noch eines auf dem Stockwerk über uns, aber ich darf da nicht hin. Ich hatte meinen Schweizer Pass in der Hand und dann sagte der Angestellte zu seinem Kollegen „Schau her, das ist ein Diplomatenpass“. Ich habe natürlich nichts gesagt und den Vorteil genossen. Der rote Pass erlaubte mir dann, in Begleitung des Beamten mit dem Lift nach oben zu fahren und gleich als die Türe auf ging, sah ich schon die 5er Gruppe, davon die Dame mit dem sehr grünen Tuch und Rucksack. Was für eine Erleichterung! Es war eine herzliche Begrüßung auf Schwiizerdütsch!
Ich kam gerade richtig, der Bus sollte sofort abfahren und wir mussten sogar rennen. Bei der Hajj darf man nur mit speziell begleiteten Bussen des Organisators = Mutawwaf fahren. Unser Mutawwaf Office war Nr 43 und alle unsere Busse, Zelte etc. waren mit Nr 43 angeschrieben. Trotz Hektik ging es dann noch eine halbe Stunde, bis wir abfahren konnten. Im Bus mussten wir unsere Pässe abgeben, sie wurden in einem Plastiksack verschweisst und blieben beim Mutawwaf, man bekommt den Pass erst beim Abflug am Flughafen wieder zurück. Das schützt vor Passdiebstahl und garantiert den Behörden, dass man wieder ausreist und nicht illegal im Land bleibt.
Die Fahrt zum Hotel Pulman Zamzam dauerte etwa eine halbe Stunde. Wir bekamen kaltes Wasser und wir unterhielten uns. Mit mir waren zwei Männer aus Bosnien, ein Mann aus Ägypten und ein Ehepaar aus Sri Lanka. Später stellte sich heraus, dass ich die einzige richtige bzw. konvertierte Schweizerin der ganzen Gruppe war, die anderen waren alle Muslime aus diversen Ländern, wohnhaft und eingebürgert in der Schweiz. Mit Fazma aus Sri Lanka bzw. Aargau/Schweiz habe ich mich gut angefreundet, wir haben uns meist auf Englisch unterhalten, was mir und ihr Spaß machte. Der Busbegleiter war auch Ägypter und hat sich mit unserem Ägypter angeregt unterhalten. Ich konnte das meiste verstehen. Er hat mich dann so komisch angesprochen, wo sei denn mein Mahram (= männlicher Verwandter) und es geht doch nicht ohne Mahram, wer soll mich denn im Gedränge beschützen und blablabla, wenn es jemand rausfindet, würden sie mich zurückschicken. Ich sagte ihm, dass ich mein Visum auch ohne Mahram erhalten hätte und ich auf mich selber aufpassen könnte. Er war einfach dumm und hatte keine Ahnung von den Regularien. Etwas mulmig war mir jedoch schon, denn zurückgeschickt werden wollte ich ja doch nicht. Der Ägypter aus unserer Gruppe sagte dann einfach, mein Mahram komme mit der Gruppe um 21h aus der Schweiz und dann war der Typ still. Kein anderes Mal auf der ganzen Reise war das Thema ein Problem, niemand hat mich belästigt, ich konnte überall alleine hingehen und ich ging auch nie verloren. Für alle Fälle hatten wir alle einen abnehmbaren Anhänger mit Namen, Foto, Logo des Reisebüros Doyoufmakka und Kontakt Nummer bekommen, die älteren und hilfloseren Personen hatten zusätzlich ein nicht abnehmbares Armband mit Barcode erhalten.
So kamen wir also an im Hotel Pulman Zamzam in Medinah um ca. 23h. Das Hotel war wie beschrieben: 5 Sterne, sehr großzügig und sauber und nur 150m von der Prophetenmosche entfernt. Ein Betreuer saß schon in der Lobby und hatte die Magnetkarten für unsere Hotelzimmer bereit. Ich bekam die 314 und war die erste im 3er Zimmer. Fazma war im Zimmer neben mir und sie war auch die erste. Zur Hajj- Zeit sind immer nur Frauen oder Männer zusammen in den 3er Zimmern, nie gemischt. Wir wussten also beide nicht, wer unsere Zimmergenossinnen sein würden. Wir erwarteten sie erst in ein paar Stunden mit der großen Gruppe des Fluges aus Genf.
Ich machte mich im Hotelzimmer frisch und ging mit Fazma und ihrem Mann wieder hinaus aus dem Hotel, wir wollten unbedingt noch am gleichen Tag/Nacht in die Prophetenmoschee.
An dieser Stelle möchte ich einen kleinen historischen Exkurs geben:
Im Jahre 610 AD wurde die erste Offenbarung des Korans an Mohammed (sas) in einer Höhle ausserhalb von Mekka herabgesandt. Weitere Offenbarungen folgten in Mekka über 12 Jahre. Die ersten Muslime wurden belästigt und verfolgt, weshalb sie im Jahre 622 AD nach Medinah auswanderten. Medina liegt 450km nördlich von Mekka. Hiermit beginnt die islamische Zeitrechnung. Wir haben jetzt das Jahr 1438 nach islamischer Zeitrechnung. Die erste muslimische Gemeinde entwickelte und vergrösserte sich in Medinah, es wurden noch weitere Jahre Verse des Korans herabgesandt bis im Jahre 632 AD. In diesem Jahre machte der Prophet Mohammed (sas) seine Abschiedspilgerfahrt nach Mekka, ging zurück nach Medinah und starb dort wenige Monate später. Sein Grab befindet sich in der Prophetenmoschee im Zentrum von Medinah. Deshalb besuchen die meisten Pilger auch Medinah und nicht nur Mekka.
Zur Erklärung:
Mohammed (sas) bedeuted sallalahu alaihi wa sallam, Friede und Segen auf dem Propheten.
Es waren nur 5 min Fußweg bis zur Prophetenmoschee. Der erste Eindruck war für mich überwältigend und sehr emotionell. Die Moschee ist umgeben von einem riesigen Areal mit weißen Marmorplatten und automatischen gigantischen Sonnenschirmen, die nachts geschlossen sind und wie Säulen in den Himmel ragen.
Ich hatte ein wunderschönes Gefühl der Dankbarkeit, dass ich dort sein durfte. Tausende von Menschen liefen mitten in der Nacht hinein und hinaus, die Atmosphäre kann man nur als sehr friedlich und voll Demut beschreiben.
Ich lief mit Fazma um die Moschee herum, bis wir zum Frauenteil kamen. Jemand sagte uns, dass zwischen 12 und 1 Uhr der Bereich mit dem Grab des Propheten Mohammed (sas) für Frauen geöffnet sei und wir wollten die Gelegenheit wahrnehmen und hineingehen. Als wir am entsprechenden Tor ankamen, gab es schon eine Menge von Hunderten von Frauen, die auch hinein wollten. Man nennt den Bereich Rawda = Garten. Genau um Mitternacht ging das Tor auf und alle drängten sich hinein. Am Eingang wurden unsere Taschen von Aufseherinnen durchsucht und da ich keinen Sack für meine Schuhe dabeihatte, gab ich sie in den Sack von Fazma. Wir sagten, falls wir uns im Gedränge verlieren würden, werden wir uns wieder am Ausgang Richtung Hotel treffen. Es ist nichts für Leute mit Platzangst, man wird von der Menge geschoben, bis man zu dem grünen Teppich beim Grab kommt, wo man Grüße hinschicken und zwei Verbeugungen beten soll. Mit Mühe gelang es mir, einen Platz auf dem grünen Teppich zu finden und die zwei Verbeugungen zu beten. Die Frauen drängelten sich dann in Richtung Ausgang. An jeder Säule standen bzw. hingen Aufseherinnen, die schreien mussten, damit auch jede verstand, in welcher Richtung sich der Ausgang befindet. Natürlich hatte ich Fazma im Gedränge verloren. Sie war schneller als ich und hatte meine Schuhe dabei! Da blieb mir nichts anderes übrig als in dünnen Socken zurückzulaufen. Ich fand den Weg zum Hotel nicht so einfach und dachte, Fazma wird nie so lange auf mich warten und ich muss auf der Straße in den Socken zum Hotel laufen. Alles ist so groß und weit, sogar der Ausgang und es waren so viele Menschen dort, dass man sich nur schwer finden kann, aber meine liebe Fazma stand dort mit meinen Schuhen! Wir fielen uns in die Arme und als erstes kaufte sie sich auch eine lokale SIM Karte, damit wir besser kommunizieren konnten.
Zurück im Hotel war von der Gruppe aus Genf noch nichts zu sehen. Es war bereits 2h nachts und ich war müde. Ich legte mich auf eines der drei Betten und schlief ein. Um 4h morgens kamen meine zwei Zimmergenossinnen herein, 2-3 Stunden später als erwartet. Die 55 Leute der Gruppe mussten viel länger als ich an der Passkontrolle und aufs Gepäck warten. Wir haben uns begrüßt und kurz vorgestellt und dann wollten wir alle nur schlafen.
Am Morgen erfuhr ich dann, dass Mary aus Bosnien und Elvira aus Mazedonien stammte. Mary lebt in Luzern, ist schon etwas älter und hat erwachsene Kinder. Sie ist verwitwet und kam auch alleine. Elvira lebt in Basel wie meine Mutter, sie hat drei kleine Kinder, die sie bei der Schwiegermutter gelassen hat und kam mit ihrem Mann. Dieser war zwei Jahre zuvor schon einmal mit der gleichen Gruppe auf Hajj und wir konnten von seiner Erfahrung profitieren, vor allem wusste er immer, wo man Abkürzungen nehmen kann und Gratisbusse finden kann.
Die vier Tage in Medinah waren ein 5-Stern-Erlebnis und wir haben es genossen. Die „Schweizer“ sind zur heißesten Tageszeit raus und gingen um 22h schlafen. Sie wunderten sich dann, warum es ihnen am Abend schlecht ging und sie geschwollene Füsse hatten. Ich habe es so gemacht wie die Leute der Golfregion: nachts raus und über Mittag schlafen. So ging es mir immer recht gut.
Viel Zeit verbrachten wir im normalen Teil der Prophetenmoschee, denn die Gebete dort zählen das 1000fache von normalen Gebeten. Am zweiten Tag war für die ganze Gruppe eine Stadtrundfahrt mit dem Bus zu den historischen islamischen Stätten organisiert.
Am dritten und vierten Tag hatten wir Vorbereitungskurse auf die Hajj mit einem Scheich, der zwar aus Mekka stammte aber perfekt Hochdeutsch sprach. Die meiste Zeit konnte ich mich alleine bewegen oder mit meinen Zimmerkolleginnen, mit denen ich mich gut angefreundet hatte. Zweimal am Tag gab es ein herrliches Essensbuffet im Hotel. Es gab auch Zeit zum Einkaufen von Souvenirs, da wollten mich die Frauen immer gerne dabeihaben, weil ich bei den Händlern übersetzen konnte und sie dadurch einen besseren Preis bekamen.
Am Sonntag 27. August mussten wir packen und bereit sein für die Busfahrt nach Mekka. Wer als Pilger nach Mekka will muss sich vor der Abfahrt im Hotel duschen und saubere Kleider anziehen. Die Männer tragen nur zwei weiße ungenähte Tücher, eines um die Hüften und eines um die Schultern. Die Frauen tragen normale islamische Kleidung. Wie die meisten Pilger machten wir die Hajj Tamattaw, d.h. zuerst die kleine Pilgerfahrt = Omra und dann die große Pilgerfahrt = Hajj.
Kleine Pilgerfahrt = Omra, Dauer 2-3 Stunden | Grosse Pilgerfahrt = Hajj, Dauer 6 Tage |
In den Ihram Zustand eintreten | In den Ihram Zustand eintreten |
Kaaba 7x umkreisen | Tag 1: Von Mekka zur Zeltstadt Mina hinauf fahren, dort einen Tag verbleiben |
2 Verbeugungen beten beim Maqaam Ibrahim | Tag 2: Zur Arafat Ebene fahren und dort den Tag verbringen bis zum Sonnenuntergang. Auf dem Weg von Arafat zurück nach Mina die Nacht im Freien schlafen. |
Zamzam Wasser trinken | Tag 3: In Mina ein Schaf schlachten lassen und die große Säule steinigen. Dies ist der erste Tag vom Opferfest (Eid Al Adha). |
7x zwischen den Hügeln Safa und Marwa hin- und herlaufen | Tag 4: in Mina alle 3 Säulen steinigen. Dies ist der zweite Tag vom Opferfest. |
Haare schneiden = Ihram Zustand beendet | Tag 5: in Mina alle 3 Säulen steinigen. Dies ist der dritte Tag vom Opferfest. |
Tag 6: in Mina alle 3 Säulen steinigen. Dies ist der vierte Tag vom Opferfest. | |
An einem der Tage 3-6 nach Mekka hineinlaufen und die Riten der kleinen Pilgerfahrt verrichten. |
Auf der Strecke zwischen Medinah und Mekka gibt es einen Eintrittsort mit einer Moschee, dort muss man die Absicht für die Hajj aussprechen und zwei Verbeugungen beten. Damit ist man im Weihezustand = Ihram. Im Ihram Zustand sind gewisse Dinge nicht erlaubt, z.B. Streiten, Fluchen, Parfum benützen, das Gesicht bedecken, Haare & Nägel kürzen, einem Tier etwas zuleide tun, Geschlechtsverkehr.
Auf der Weiterfahrt nach Mekka mussten wir an einem Checkpoint halten, die Gruppe wurde kontrolliert und registriert und jeder bekam eine Frühstücksbox und Zamzam Wasser ausgehändigt. Es wird von allen im Chor die Talbiye rezitiert „Labbaik Allahumma labbaik, labbaika laa schariika laka labbaik, innal hamda wa niamata laka wal mulk, la schariika lak“ was so viel heißt wie „O Allah hier bin ich – Deinem Ruf folgend – Du dem niemand beigesellt ist. Aller Lobpreis, alle Wohltaten und die Macht gehören Dir. Niemand ist Dir beigesellt.“
Die Fahrt mit dem Bus dauerte ca. 4 Stunden durch eine öde Wüstenlandschaft. Früher brauchte eine Karawane dafür eine ganze Woche. Leider sind die Autobahnraststätten in Saudi Arabien eine Katastrophe, das wusste ich schon von früher, als wir einmal mit dem Auto von Ras Al Khaimah bis nach Amman gefahren waren. Wir mussten anhalten, damit alle aufs WC konnten. Zeitgleich war gerade eine Gruppe Sudanesen dort. Etwa 10 Plumpsklos in einer Reihe, der Gang so eng, dass zwei Personen fast nicht aneinander vorbeikommen, alles alt und schmutzig. Wenigstens gibt es überall Wasserschläuche, damit man vorher und nachher die ganze Zelle abspritzen kann. WC-Papier muss man selber mitbringen. Augen zu und durch – es gibt keine Alternative…
Vor Mekka beginnt dann eine harsche Hügellandschaft, eher dunkel und gekennzeichnet durch Lavagestein.
Unser Hotel lag in einem Vorort von Mekka, Aziziya. Es war ganz neu und wir waren sogar die ersten Gäste überhaupt. Gott sei Dank, die Zimmer und das Bad waren sehr sauber, diesmal 4er Zimmer. Wir waren die gleichen Frauen plus noch eine algerische Dame. Wir hatten etwas Zeit, unsere Sachen auszupacken und uns frisch zu machen. Auf das Abendessen mussten wir lange warten und es ging zu wie in einer Kantine im Schullager. Ein paar Leute haben sich sehr aufgeregt und reklamiert, obwohl eigentlich im Ihram Zustand Geduld angesagt ist. Diese Leute wussten alle noch nicht, wieviel Geduld sie dann später noch in der Zeltstadt Mina brauchen werden!
Nach dem Abendessen stand der erste Teil der Hajj, die kleine Pilgerfahrt = Omra auf dem Plan, welche nur ein paar Stunden dauert. Wir mussten uns wieder an der Hotelrezeption versammeln und auf den Bus Nr. 43 warten. Unterdessen war auch die zweite Gruppe aus der Schweiz eingetroffen, die waren aber alle französischsprechend. Zusammen hatten wir 4 Busse. Ich wurde dem Bus mit dem Deutsch sprechenden Scheich und seiner Frau zugeteilt. Die Fahrt ins Herz von Mekka zur grossen Moschee mit der würfelförmigen Kaaba dauerte nur 20 min. Nach dem Aussteigen mussten wir uns alle irgendwie aneinander festhalten, um nicht verloren zu gehen. Um uns herum überall Menschen, die zur Kaaba wollten.
Teil 2 folgt in Kürze!