In den Emiraten beginnt beim Vollmond vor Ramadan (in anderen GCC-Staaten bereits vorher, wenn die erste Sichel des neuen Mondes sichtbar ist) die Zeit von Shaban, d.h.die Vorzeit des Heiligen Monats Ramadan. In der heutigen Zeit wird dies in der Zeitung mitgeteilt, früher hat man sich in der Wüste rein nach der Beobachtung des Mondes gerichtet. Erscheint im Shaban die erste kleine Sichel des neuen Mondes, dann beginnt der Heilige Monat Ramadan – die Fastenzeit für alle gläubigen Moslems.
Während „Shaban“ werden alle Freunde mit Süßigkeiten beschenkt, man lässt sich neue Kleidung nähen und die Frauen beschenken ihre Freundinnen mit bestickten Baumwollstoffen mit einfachem Design aus früheren Zeiten, was man in dieser Zeit als Vorbereitung auf Ramadan trägt. Auch die Kinder bekommen neue Kleidung. Manchmal wird bereits schon mal ein Tag als Vorbereitung gefastet. Auch werden manchmal bereits Speisen zu Freunden und Nachbarn gebracht. In der Zeit von Shaban lassen sich alle einheimischen Frauen nochmals die Hände und Füße mit Hennaornamenten verzieren. Auch dabei greift man häufig auf alte traditionelle Designs zurück oder probiert auch neue, aber einfache Muster nur aus Linien und Kreisen aus. Es wird in allen Bereichen Wert auf Einfachheit gelegt. Im Ramadan verwendet man dann kein Henna mehr, schminkt sich nicht mehr und verwendet kein Make-Up oder Parfum.
Der Ramadan ist der 9. Monat des islamischen Mondkalenders und der islamische Fastenmonat oder der „Heilige Monat“. Das Fasten im Ramadan ist für die Moslems eine der im Koran verankerten Pflichten. Nach Neumond, vom ersten Auftauchen der kleinen Mondsichel an wird 30 Tage lang von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang nichts gegessen, nichts getrunken, kein Kaugummi gekaut, nicht geraucht und nicht geküsst. Die streng gläubigen Moslems hören auch tagsüber keine Musik und sehen sich im Fernsehen nur Nachrichtensendungen an. Auch sollte jeder Moslem – sowohl Frauen wie auch Männer – während Ramadan mindestens einmal das Heilige Buch des Koran durchlesen. Ausgenommen vom Fasten sind nach offizieller Regelung Kranke, schwangere Frauen, sehr Alte, Reisende und Kinder bis zur Pubertät. Allerdings wird dies in den einzelnen Familien heute sehr unterschiedlich gehandhabt und es kommt auch vor, dass Schwangere sehr wohl fasten, allerdings nur bis zur Geburt des Babys. Danach dürfen sie als stillende Mutter 40 Tage nicht fasten und nicht beten, sollten diese Tage dann aber nach Ramadan nachholen. Ist jemand auf Reisen oder wird man krank, darf man aufhören zu fasten, sollte diese Tage aber auch bis zum nächsten Ramadan nachholen.
Bei Sonnenuntergang, wenn der Muezzin zum Gebet ruft, wird das Fasten gebrochen. Manche essen zuerst nur Datteln und trinken etwas Wasser, bevor sie dann sofort zum Beten gehen.
Manche essen zuerst „Iftar“, was Frühstück bedeutet und gehen erst danach zum Beten. In der traditionellen arabischen Familie wird zu „Iftar“ sowohl für die eigene Familie gekocht wie auch für Nachbarn, Freunde und die Armen. So gibt es in jeder traditionellen Familie eine große Auswahl an Speisen, weil praktisch Essen „ausgetauscht“ wird, d.h. jeder bringt jedem Essen vorbei.
Vor vielen Moscheen findet zu Iftar eine Speisung für die Ärmeren statt und die Familien aus der Umgebung bringen Essen und Getränke dorthin.
Ein typisches Ramadangetränk ist „Vimpto“, ein konzentrierter Fruchtsaft, der verdünnt mit Wasser getrunken und mit Eiswürfeln gekühlt wird, aber auch Buttermilch, frische Fruchtsäfte und Rosenwassergetränke werden häufig angeboten.
Ebenfalls typisch für diese Zeit sind bestimmte Speisen, wie z.B. „Harees“. Hier handelt es sich um eine breiartige Speise aus gemahlenem Getreide mit Hähnchen- oder Lammfleisch, die 5 bis 6 Stunden auf dem Feuer gekocht und gerührt wird. Ein anderes typisches Gericht für diesen Monat ist „Matchboos“. Dabei wird Ziege, Hähnchen, Fisch oder Kamel zusammen mit Reis gekocht und mit verschiedenen Gewürzen angereichert.
Sehr schmackhaft ist auch „Saloona“, wobei aus Hähnchen, Ziege, Fisch oder Kamel eine Art Goulasch gekocht und typisch gewürzt wird. Dies wird dann zusammen mit „Ragaag“, einem papierdünnen, knusprigen, hausgemachten Fladenbrot gegessen. Auch „Biryani“, bekannt aus der indischen Küche wird im Ramadan zubereitet. Aber auch vor allem die moderne arabische Küche hat im Ramadan Einzug gehalten mit „Emirates Makkaroni“, einem Gericht aus Nudeln, verschiedenem Gemüse, Zwiebeln und manchmal mit Käse, oder auch mit fein geschnittenem Hähnchenfleisch, alles gewürzt mit einem speziellen lokalen Gewürz nach Hausrezept.
Nach dem Essen und auch später am Abend kommen weitere arabische Spezialitäten auf den Tisch: „Legemat“, Hefeteigbällchen in heißem Fett heraus gebacken mit Dattelhonig übergossen und „Harir“, kleine Pfannkuchen mit Kardamom und Dattelhonig serviert.
„Iftar“ wird meistens im Kreise der Familie begangen, erst danach kommen Freunde und Nachbarn bis spät in die Nacht vorbei. Den Gästen werden dann unter anderem Kichererbsen in Brühe und Foul-Bohnen in Brühe gereicht, warm serviert in kleinen Schälchen. Dazu wird immer „Gahwa“ (Kaffee) und „Chai“ (Tee) angeboten.
Die erste Woche von Ramadan verbringen die Locals in den Emiraten überwiegend mit den eigenen Familien. Es wird zusammen gegessen, sich unterhalten und Familienmitglieder, die nicht im selben Haus leben, kommen auf einen kurzen Besuch vorbei, so wie wir Europäer es von unseren Großeltern her noch kennen. Dieser enge Familienzusammenhalt ist in den VAE und in den anderen Golfstaaten nach wie vor Tradition.
Ab der 2. Ramadan-Woche geht man dann auch aus, um Freunde, Verwandte und Nachbarn zu besuchen.
Ramadan gilt als friedvolle, besinnliche Zeit und die Familien rücken wieder enger zusammen und verbringen in diesem Monat mehr Zeit miteinander.
In diesem Monat soll der Körper durch das Fasten und die Seele durch Beten gereinigt werden und die Menschen sollen wieder näher zu Gott gebracht werden.
Im Ramadan nutzen auch viele die Gelegenheit, sich bei Streitigkeiten die Hand zu reichen und durch eine Versöhnung den inneren Frieden wieder zu finden.
Die Auswirkungen auf das öffentliche Leben während des Fastenmonats sind in den Emiraten deutlich zu spüren, allerdings kaum in den internationalen Hotels, wo es nur wenige Einschränkungen gibt. Besonders bei Museen und öffentlichen Einrichtungen macht sich der Ramadan aber bemerkbar. Hier ist mit teilweise deutlich geänderten Öffnungszeiten zu rechnen. Die Malls haben bis nach Mitternacht geöffnet, da sich das Leben während dieser Zeit meistens in der Nacht abspielt. Die Dubai Metro ist aufgrund der selbst fahrenden Züge nicht betroffen vom Ramadan.
Ich wünsche allen Lesern vor diesem Hintergrund einen friedlichen, ruhigen Ramadan, wo auch jeder Expat die Gelegenheit nutzen sollte, sich wieder auf die eigentlichen Werte des Lebens zu besinnen, auch wenn wir hier alle in einer Glitzerwelt leben.