Sehr häufig wandten sich Menschen bereits an Expat Aktuell mit der Frage, was zu tun ist, wenn man als Expat hier in den Emiraten stirbt.
Pfarrer Moritz Drucker hat nun einen Bericht darüber geschrieben, um Antworten auf diese Fragen zu geben.
Während ich in Deutschland etwa eine Beerdigung pro Woche hatte, sind es hierzulande gerade mal ein bis drei Todesfälle im Jahr, die ich begleite. Dies liegt natürlich in erster Linie an der Altersstruktur der hier Lebenden – so gibt es ja nur relativ wenig ältere Residents. Zudem verlassen viele totkranke Expats irgendwann das Land, um in Europa zu sterben.
Aber natürlich wird auch hier gestorben und natürlich gibt es auch hier Krematorien und Friedhöfe – und das nicht nur für Moslems. Jedes Emirat hat mindestens eine Begräbnisstätte für Hindus und Christen. Durch Zufall stößt man aber nur selten auf eine. Hinweisschilder gibt es kaum, meist befinden sie sich eher am Stadtrand – oder was früher mal ein solcher war, wie z.B. in Al Quoz oder in Al Jaddaf in Dubai.
Der größte christliche Friedhof Dubais ist aber in Jebel Ali, an der Al Khail Road – und zwar buchstäblich in der Wüste. Die mehrspurige Straße endet im Nichts, weiter geht es nach etwa dreihundert Metern über einen Sandtrack.
„Ich muss falsch sein!“ ging es mir durch den Sinn, als ich zum ersten Mal hier war. „Das da hinten kann doch unmöglich ein Friedhof sein!“ Aber die vielen Kreuze, die das verrostete Tor zieren, belehrten mich eines Besseren.
Es ist geöffnet – zumindest tagsüber kann der Friedhof, der von der katholischen St. Mary`s Church und der anglikanischen Holy Trinity Church verwaltet wird, betreten werden.
Die Atmosphäre ist trostlos, was vor allem an der mangelnden Vegetation liegt. Aus dem puren Sand ragen Kreuze und Steine hervor, die paar Blumen, die hie und da zu sehen sind, sind natürlich verwelkt. Die Sonne hat Steinplatten, Hölzer und Kunstblumen teilweise zerstört.
Zum Aufräumen kommt hier kaum einer. „Wann war wohl das letzte Mal jemand hier?“ könnte man sich fragen. Aber dann fällt der Blick wieder auf ein frisches Grab, das nur wenige Wochen alt sein kann. Auffallend sind die vielen Kindergräber, auf deren Grabplatten Spielsachen und Kuscheltiere liegen. Während Erwachsene wohl häufig überführt werden, möchten sich Eltern vielleicht nicht von den Kindern trennen, geht es mir durch den Kopf.
Auf den Kreuzen und Steinen dominieren englische, indische und philippinische Namen – aber es gibt ganz vereinzelt auch deutsche. Die meisten westlichen Expats, die hier sterben, werden ins Heimatland überführt. Neben den Schmerzen und Belastungen, die der Tod eines nahen Menschen mit sich bringt, kommen für die Angehörigen im Ausland noch praktische Überlegungen und bürokratische Schritte hinzu – neben einer Trauer und Einsamkeit, die fern der Heimat oft noch intensiver empfunden wird.
Hier bieten die Kirchen Seelsorge an – sei es für die zurückgebliebenen Residents oder auch Touristen. Denn immer wieder versterben auch Urlauber und lassen ihre Partner, Eltern oder Kinder alleine im Hotelzimmer zurück. Sowohl Segnungen am Sterbebett, in einem Leichenhaus und auch Gottesdienste in der Kirche oder im Krematorium habe ich immer wieder in den vergangenen Jahren angeboten, neben den Gesprächen und Kondolenzbesuchen.
Organisation und Abwicklung der Überführung oder Bestattung und gegebenenfalls einer Kremierung übernimmt dann ein Beerdigungsinstitut. Die entsprechenden Institute findet man alle auf einer Liste, die das Generalkonsulat bereithält. Die Überführung erfolgt grundsätzlich an ein Bestattungsunternehmen im Zielland, das in der Regel von den Angehörigen bestimmt wird. Das Konsulat stellt hierfür einen Leichenpass bei Särgen oder eine Urnenbescheinigung aus. Die Kosten der Überführung werden häufig durch eine Versicherung gedeckt und müssen sonst von den Angehörigen übernommen werden.
Wenn kein Geld vorhanden ist, wird sich das Konsulat um eine „Sozialbestattung“ vor Ort bemühen. Auch wenn zunächst vielleicht keine Notwendigkeit einer Legalisation der arabischen Sterbeurkunde durch das Konsulat gegeben ist, sollte diese auf jeden Fall veranlasst werden. Denn nur so wird bestätigt, dass es sich um eine echte Sterbeurkunde der VAE handelt, was für spätere Behördengänge in Deutschland wichtig sein wird.
Fällt der Entschluss für eine Sarg- oder Urnenbestattung in den VAE, kümmern sich wieder ein Beerdigungsinstitut und gegebenenfalls auch eine Kirchengemeinde darum. Anders als in Deutschland dürfen die Angehörigen nach einer Kremierung die Asche übrigens anschließend mit nach Hause nehmen. Eine private Einfuhr nach Deutschland ist aber verboten.
Den Einäscherungen und Beerdigungen gehen häufig Gottesdienste in einer Kirche voraus, wobei der Sarg dafür in der Kirche aufgestellt werden kann. Dieser wird dann mit einem Krankenwagen zur letzten Ruhestätte gefahren – wie Ihnen vielleicht schon aufgefallen ist, gibt es Leichenwagen hierzulande nicht.
Die Menschen sollen sich eben hier wohlfühlen und nicht an den Tod denken. Wenn er dann doch kommt, bieten wir gerne unsere Hilfe an.
Wenn Sie Fragen zu diesem Thema haben kontaktieren Sie bitte Pfarrer Moritz Drucker unter pfarrerdrucker@web.de.
Informationen über die Deutschsprachige Evangelische Kirchengemeinde finden Sie auf der Webseite der Kirche unter www.kirchevae.com oder auf Facebook unter http://de-de.facebook.com/kircheVAE.