Dhows – wer kennt sie nicht, der in den Emiraten lebt? Die Herkunft des Namens  Dhow ist nicht eindeutig geklärt. Unter Dhow (auch Dhau oder Dau) werden etwa 60 verschiedene Typen von Schiffen zusammengefasst. Allen gemeinsam ist eine nach oben gezogene Verlängerung des Kiels. Der Ursprung der Dhows liegt vermutlich im 4. Jahrhundert n. Chr. in Indien und von dort aus kamen sie dann zur Arabischen Halbinsel. Ob von Perlentauchern, Piraten oder Händlern genutzt waren und sind die Holzboote an den Küsten des Indischen Ozeans sehr beliebt und gelten als ein bedeutender Teil der arabischen Geschichte.

In den VAE werden die Dhows auch jetzt noch in Handarbeit hergestellt. Viele davon werden heute für den Tourismus z.B. für Dinercruises genutzt, aber  viele fahren auch weiterhin als Handelsschiffe und transportieren Güter.

Von Rolf Meyer-Reumann, der eine große Affinität zur Seefahrt und zu Schiffen hat, erfuhr ich letzte Woche, dass in Al Jadaf eine riesige Dhow vom Stapel laufen sollte.

Bei einem Telefongespräch mit Huraiz, dem Owner der Dhow, stellte sich heraus, dass der Stapellauf am 24.01. um 8 Uhr morgens erfolgen sollte. 8 Uhr morgens? Ok! Also standen Rolf Meyer-Reumann, einige andere Interessierte und ich frühmorgens als der Nebel hochging in der Dhow-Werft in Al Jadaf – alleine mit einigen Arbeitern und dieser wirklich riesigen Dhow. Wir beobachteten das Treiben und waren fasziniert. Hier ging alles mit Handarbeit, die Arbeiter waren barfuß und trugen weder Helme noch Handschuhe. Sie legten Flaschenzüge an die Bretter und Keile unter dem riesigen Holzmonster und so sollte später das Boot ins Wasser bugsiert werden.

 

Vorbereitung

Vorbereitung

 

Dieses Boot  wird die größte traditionelle hölzerne Dhau im Arabischen Golf  werden mit deren Bau bereits im Jahre 2011 begonnen wurde, aber schon im Jahre 2008 hat Huraiz mit dem Einkauf des Materials und mit dem Aussuchen der Hölzer begonnen.

Das für außen verwendete Holz kommt aus Malaysia, das Holz für innen aus Pakistan und Indien. Außerdem wird für das Gerippe auch Stahl verwendet, um dem Ganzen mehr Stabilität bei hohem Seegang zu geben.

Die Dhow ist 55m lang, hat im Moment ca. 1000 Tonnen Eigengewicht und kann 2500 Tonnen Ladung an Bord nehmen.  Sie ist mit 120.000 langen Nägeln zusammen gefügt,  alle Bretter wurden per Hand zugeschnitten und die Nähte per Hand mit Leim verfugt.

 

Bordwand

Bordwand

 

Zwei emiratische Brüder Salah und Huraiz Bin Touq  haben es sich zur Aufgabe gemacht, das Erbe ihrer Vorfahren zu bewahren und  sie bauen so Holzboote nach alter Tradition. Die Familie der beiden betreibt nun schon in dritter Generation Bootsbau. In der familieneigenen Werft werden neben den traditionellen Holzdhows  Plastikboote gebaut und gewartet, ebenfalls Ruderhäuser und die Aufbauten für Dhows. All das wird laminiert, um dem Ganzen mehr Festigkeit zu geben.

 

Salah und Huraiz

Salah und Huraiz

 

Den Bau dieser riesigen Dhow finanzieren sie aus eigenen Mitteln und sie bringen auch viel Eigenleistung ein. So hat Huraiz eine Lizenz für schwere Maschinen und kann deshalb auch im Kran arbeiten, was er des Öfteren beim Bau dieser Dhow getan hat.

Da sie das Gefühl hatten, dass diese Dhow einen großen Namen verdiente, baten sie um die Erlaubnis die Dhow „Fazza“ zu nennen, nach dem Pseudonym von HH Sheikh Hamdan bin Mohammed Al Maktoum, dem Kronprinzen von Dubai.  Er gab sein Einverständnis das Boot nach ihm zu benennen und so tragen jetzt die beiden Brüder die Verantwortung das schönste Boot überhaupt herzustellen.

Die Arbeit wurde von den beiden Brüdern und einem Team von 10 Arbeitern mit Sorgfalt und Geduld ausgeführt und jeder Quadratmeter ist mit drei bis vier massiven langen Nägeln gesichert.

 

Nägel

Nägel

 

Früher wurden alle Löcher dafür vom Großvater mit Handbohrern gebohrt, heute nimmt man dazu Bohrmaschinen – es fand also auch im traditionellen Bootsbau ein Wechsel in der Technologie statt, wenn die auf dieser Werft angewandte Technik uns auch nicht wirklich modern erscheint.

Das Boot wurde an Land konstruiert und auch das Gerippe wurde dort gebaut, dann wurde es ans Wasser gezogen und weiter gebaut und von dort aus wird der noch leere Rumpf  dann zu Wasser gelassen.

 

Rumpf

Rumpf

 

Ja – für dieses „Zuwasserlassen“ waren wir eigentlich gekommen! Nachdem nach einiger Wartezeit die Owner der Dhow in der Werft angekommen waren, ging es nun so richtig los: Die Arbeiter standen barfuß im Wasser und arbeiteten an den Flaschenzügen, aber das riesige Holzschiff bewegte sich nur um einige Millimeter. So wurde ein schwerer Kranwagen geholt, hinten legte man als Gegengewicht erst einen Baumstamm und dann zwei riesige Steinquader auf den Kran, um ein Nachhintenrutschen der Maschine  zu verhindern, wenn der Teleskoparm die Dhow ins Wasser schob. Vorne wurde der Ausleger mit Autoreifen und Teppichen gepolstert um keine Abdrücke auf dem Holz zu hinterlassen.

 

Vorbereitung des Kranwagens

Vorbereitung des Kranwagens

 

So sollte die Dhow von hinten „gepusht“ werden, aber auch diese Aktion brachte nur einige Zentimeter. Die Arbeiter unternahmen unter Anleitung der emiratischen Owner mehrere Versuche und das riesige Schiff bewegte sich Millimeter um Millimeter ins Wasser.

 

Pushen der Dhow

Pushen der Dhow

 

Wie lange es letztendlich wirklich dauerte kann ich im Moment nicht sagen, da wir gegen Mittag nach mehreren Stunden Spannung und Faszination die Werft verließen.

Wenn das Boot dann im Wasser ist, wird mit dem Innenausbau begonnen, der dann noch einige Monate dauern wird. Auch werden im Wasser noch die  Motoren  – 2 Mitsubishi 800 PS – eingebaut ebenso wie die 2 Schrauben. Das Schiff wird mit iranischem Diesel betrieben und der Tank fasst davon 6000 Liter.

So rechnet Huraiz damit, dass sein riesiges Baby Ende des Jahres mit 20 Mann Besatzung auf große Fahrt gehen wird. Die Dhow kann gemischte Ladung aufnehmen und ihre erste Fahrt wird nach Mocambique gehen.

 

Huraiz

Huraiz

 

Huraiz ist sehr stolz darauf, dass Seeleute aus den Emiraten seit ewigen Zeiten in die entferntesten Winkel der Welt gesegelt sind und deshalb wollen er und sein Bruder mit dem Bau der riesigen Dhow  mit dem prominenten Namen „Fazza“ diese Tradition fortführen.

Ich werde ganz sicher den Bau dieser Dhow bis zum Ende verfolgen und Ihnen darüber berichten!

 

Bildergalerie: Ein Stapellauf der besonderen Art

Bildergalerie: Ein Stapellauf der besonderen Art