Ich traf Pfarrer Johannes Matthias Roth, nachdem er bald ein Jahr in Dubai in einer sehr schwierigen Zeit  im Dienst ist – kurz bevor er seinen wohlverdienten Heimaturlaub antritt.

„Die ersten neun Monate meiner Dienstzeit als Pfarrer in den VAE sind nun vorbei.“ sagte Pfarrer Johannes beim Segensgottesdienst in der Christchurch am vergangenen Samstag. „Neun Monate, klingt nach einer zu Ende gehenden Schwangerschaft.“ Und er meinte lächelnd: „Wenn man das so sieht, dann geht’s ja eigentlich erst richtig los!“

Es waren intensive, turbulente aber immer wertvolle Momente, die Pfarrer Johannes als Nachfolger von Pfarrer Moritz und Pfarrer Jens seit Oktober 2021 mitten in „Corona-Zeiten“ erlebte.

Der 3fache Vater und Liedermacher aus dem Frankenland im Norden Bayerns sang sich in Dubai bei Oktoberfesten, bei Wüstenandachten, kleinen Haus- und großen Kirchen-Gottesdiensten, Hochzeiten und Taufen in die Herzen der Menschen.

„Wer singt, der betet doppelt“ ist seine Devise und  außerdem „ein gesungenes Glaubenslied erreicht Tiefenschichten der Seele, an die keine gesprochene Predigt zu gelangen vermag.“

So haben ihn Gemeindeglieder wie auch Interessierte aus der deutschsprachigen Expat-Community und darüber hinaus kennen- und schätzen gelernt.

„Die Wüste lebt …“, „Wüstenstern, zeig mir den Weg …“, „ … dass in der Wüste neues Leben erblühe“, so lauten einige Lieder von Johannes Matthias Roth, die er früher geschrieben hat – so als ob er schon immer von der EKD als Pfarrer hierher entsandt werden sollte.

„Seit über zwanzig Jahren gehört die musikalische Verkündigung für mich wesentlich zu meinem Berufsverständnis dazu und so bin ich auch als Auslands-Pfarrer in Hannover bei meiner Bewerbung wie auch hier in den Emiraten angetreten.“

Wenn dann am Lagerfeuer bei den Wüstenoasenzeiten mit Gitarren-  oder Handpan-Klängen, bei Gottesdiensten – live oder über Zoom – im Singkreis, bei Taufen, Hochzeiten und in Konfirmandenkursen leicht mitsingbare Lieder gesungen werden, dann ist etwas von einer bewegten und aufbrechenden Gemeinde zu spüren, mitten in schwierigen Zeiten.

Doch ist Gemeindearbeit weit mehr als Singen und einen Gottesdienst gestalten.

„Die beiden Konfi-Kurse in  Abu Dhabi und Dubai mit unvergesslichen Gesprächen, Impulsen und vertrauensvoll geöffneten Privathäusern durch Eltern waren mir ein unglaublich wertvoller Ersatz für die vielen ausgefallenen oder minimierten Events“ meint Pfarrer Johannes und erzählt auch von den Tausenden gefahrenen Kilometern auf neuem Terrain durch Wind, Hitze und Wüste, einmal sogar mit heftigem Regen in der Wüste.

Auch berichtete Pfarrer Johannes über. sein „Wedding-Büro“ in der Baker’s Kitchen um Traugespräche zu führen und Hochzeiten vorzubereiten – da es ja kein Gemeindehaus gibt.

Unvergesslich für ihn wie auch für viele Gemeindemitglieder waren die fünf aufeinanderfolgenden ausgebuchten Gottesdienste an Heilig Abend auf einer weihnachtlich geschmückten Dhow in der Dubai Marina.

Zudem erfreut sich seine „Oasenzeit“, die er am Freitag herausschickt, größter Beliebtheit und sie wird in viele Länder weiter geleitet.

Aber auch die vielen kleinen intensiven Begegnungen und Gespräche mit Menschen die in soziale Not geraten, in Trauer oder im Gefängnis sind, gehören zu den Augenblicken, die der Wüsten-Pfarrer nicht missen möchte.

 „Zuhören, teilen, mittragen … sind entscheidende Faktoren, wenn es darum geht mein Gegenüber in seiner Situation wahrzunehmen“, sagte Pfarrer Johannes, der auch zehn Jahre Gemeindepfarrer mit Tausenden von Gemeindegliedern war, jedoch nicht mit zwei Mobiltelefonen die oft 24/7 eingeschaltet waren.

Oft ergaben sich auch Netzwerke, wie das Zanzibar-Projekt zu dem der Pfarrer durch Konfirmanden-Eltern eingeladen worden war. „Selten zuvor durfte ich ein so gut vorbereitetes Arbeits- und Hilfsprojekt kennenlernen, bei dem Kopf und Herz im Sinne der tätigen Nächstenliebe auf unvergessliche Weise kooperierten und eine Schule, sowie ein Kinderspielplatz und eine Solaranlage durch Familien aus Dubai gebaut wurden“ erzählte er.

„Ein ganz großer Dank gilt all denen, die mir von Anfang an mit Rat und Tat zur Seite standen – Caroline Krapf, Uwe Hohmann und Andreas Waibel, helfende Hände im Kirchenvorstand, aber auch im sich schnell auftuenden Freundeskreis wie z.B. die zwei in den Emiraten sehr bekannten Uschis mit unbeschreiblichen Augenblicken und dazu ein interreligiöses Gespräch mit einem deutschen TV –Team – alles Menschen, die mir in zunächst fremder Kultur, in neuen Systemen und Prägungen viele Ratschläge und Hilfestellungen gaben, mich einluden um mich hier heimisch werden zu lassen und mir halfen, mich wohl zu fühlen,“ sagt der Teamplayer Johannes dankbar. „Sie haben mich erfahren lassen wie Gemeinde trägt, ermutigt und aufbaut.“

 

„Ein guter Freund der Gemeinde sagte mir gegenüber: „Johannes, Du bist das neue Gesicht der Gemeinde! Ich meinte zu verstehen, was er mir sagen wollte, doch wünschte ich mir viel mehr, dass alle Gemeindeglieder und Freunde unserer Kirche, die wir zum tatsächlichen Überleben der Gemeinde hier in den Emiraten unter diesen aktuellen Umständen brauchen, Gesichter  am Feiertag und im Alltag der Gemeinde, sowie Licht der Welt und Salz der Welt sind,“ so Pfarrer Johannes abschließend in unserem freundschaftlichen Gespräch.

„Dass wir uns hier in den aktuell unendlich heißen Emiraten Zuhause fühlen, Glauben und Leben teilen, singen, beten und hören mit einer großen Gemeinschaft, und so für Jung und Alt da sind,“ das wünscht sich Pfarrer Johannes schon jetzt für die „zweite Brückenbau- und Kirchenbau- Runde“, die im September beginnt, ähnlich dem „Jumeirah-Schiff“ das aktuell gebaut wird.

„Kommt und lasst uns Brücken bauen, lädt nicht Gott uns alle ein, miteinander Glauben wagen, füreinander da zu sein; lasst uns aufeinander sehen, zueinander stehen –  mit Christus heute Brücken bauen, neue Wege gehen …“

Dieses Lied komponierte der singende Pfarrer für den Katholikentag in Regensburg.

Nun wünsche ich Pfarrer Johannes eine wunderschöne Zeit in seiner Heimat Nürnberg, die auch meine alte Heimat ist und ich hoffe, dass er Ende August voll mit neuen Ideen und seinem üblichen Elan wieder zu uns in die Wüste zurückkehrt.