Es gab schon viele neue Flieger von Airbus, aber kaum ein Flugzeug, das mit Ausnahme des A380 mit so großen Erwartungen behaftet ist, wie der vor kurzem erstmals gestartete A321XLR.

Der deutsche Journalist Wolfgang Stephan beobachtete die Premiere für den neuen A321XLR vor 5 000 Beobachtern an der Startbahn und wie nach viereinhalb Stunden die Piloten gefeiert wurden.

Um 11.05 Uhr brandete der Beifall der gut fünftausend Beobachter auf, die auf dem Elbdeich entlang der Startbahn in Finkenwerder den Start des neuen A 321 XLR feierten. Die gesamte Belegschaft des Werkes, zahlreiche Gäste und Medienvertreter verfolgten diesen weiteren historischen Moment in der Geschichte von Airbus, der um 15.40 Uhr mit der erfolgreichen Landung zu Ende ging – diesmal ohne den ganz großen Bahnhof an der Landebahn.

Weil die Erwartungen in den neuen Flieger riesig sind, gab es gestern nach dem erfolgreichen Testflug durchweg freundliche Mienen, Beifall der am Programm beteiligten Beschäftigten und Wasserfontänen für den Flieger.  „Das war ein großartiger Flug“, sagte der französische Chefpilot Thierry Diez. Die Test-Crew für den Jungfernflug bestand aus fünf erfahrenen Piloten und Ingenieuren. Drei Franzosen, ein Spanier und ein deutscher Chefingenieur waren an Bord des viereinhalbstündigen Fluges, der zunächst mit Schleifen über der Nordsee begann und dann mit einem Flug über Norddeutschland beendet wurde.

 „Das ist ihr wundervolles Baby, vielen Dank dafür“, sagte Testpilot Diez. Sein deutscher Flugingenieur Frank Hohmeister, der durchaus bekannte, auch nervös gewesen zu sein, sprach von „einem bewegenden Moment“. Der Ingenieur: „Das hat Spaß gemacht, diesen Flieger zu fliegen.“
Der neue A 321 XLR (XLR -Extra lange Reichweite) ist eine Weiterentwicklung der A321 LR mit zusätzlichen Tanks und einer neuen Kabinenausstattung. Der Clou ist die Reichweite von 8700 Kilometern, 15 Prozent mehr als die bisherigen Mittelstreckenjets. Atlantiküberquerungen auch unter ungünstigen Windbedingungen können damit nonstop geflogen werden. Zwei der Routen sind optisch auf dem ersten Testflieger zu sehen:  Auf der linken Seite ist die Freiheitsstatue in New York zu sehen, die mit einer Linie mit dem Kolosseum in Rom auf dem Heck des Jets verbunden ist. Auf der rechten Seite des Flugzeuges sind der Big Ben in London und das Taj Mahal in Indien.

Die Erwartungen an dieses neue Programm sind hoch, denn die über 500 vorliegenden Bestellungen sind Erfolgsgaranten und sichern viele Arbeitsplätze im Norden.
Für die Nordwerke von Airbus, besonders für die zum 1. Juli beginnende neue Tochtergesellschaft Aerostructure, wird der Flieger eine große Bedeutung haben, denn die Endmontage – die immer prestigeträchtig für ein Flugzeug ist – erfolgt in Finkenwerder. Im Stader Werk wird, wie bei allen Airbustypen, das Seitenleitwerk produziert, aus Buxtehude kommen die Kabinensysteme, von Premium Aerotec in Nordenham die Rumpfschalen, Teile der Flügel aus Bremen und Kleinteile aus Varel.
Je nach Ausstattung finden 180 bis 244 Passagiere in dem neuen Airbus Platz. Eine Besonderheit ist die Kabinenausstattung die an die Ausstattung des A330-Großfliegers anknüpft. Dazu gehört die Luxus-Ausstattung in der Business-Class, aber auch mehr Beinfreiheit in der Economy-Class. Wenn die Airlines es wünschen, wird eine Zwischenklasse eingerichtet, die „Premium Economy“.

Neue Licht- und Bediensysteme sowie Unterhaltungsprogramme gehören zur Standardversion.  2024 soll das neue Flugzeug an die ersten Airlines ausgeliefert werden, einige Monate später als ursprünglich geplant, um den Anforderungen der Luftfahrtbehörden in Europa und den USA Rechnung zu tragen.

Weitere Verzögerungen soll es laut A320-Programmchef Michael Menking nicht geben, der die Test-Crew noch am Flugzeug beglückwünschte.

Das persönliche Fazit vom Flug-Ingenieur Frank Hohmeister am Ende: „Ich glaube, wir haben heute eine gute Arbeit geleistet.“