Heute lesen Sie Teil 2 der Kolumne des deutschen Journalisten Wolfgang Stephan vom 19. November über seine Zeit  in Qatar, die Sie während der Fußball WM  regelmäßig in Expat Aktuell finden können. Wolfgang Stephan ist seit einem Tag vor Ort in Doha und erlebt ab jetzt sowohl die Spiele wie auch die Stimmung in der Stadt hautnah.

Die Hitze in Katar ist schon gewöhnungsbedürftig – 35 Grad, nachts noch 30 Grad. Die Vermutung, dass sich das Emirat am Golf in den nächsten vier Wochen von seiner besten Seite zeigen wird, kann ich nach jetzt 20 Stunden bestätigen. Alles ist perfekt geregelt, immer steht irgendwo jemand, der Auskunft geben kann.

Der wichtigste Turn bei so einem Turnier ist der Weg ins Akkreditierungszentrum, denn ohne den „Media-Press-Pass“ geht nichts. Nach zehn Turnieren war das ein Rekord: Die Ausgabe dauerte nicht einmal fünf Minuten. Mit diesem Plastikteil am Hals wird der Normalsterbliche zum Teil der FIFA-Fußballwelt. Was angesichts der FIFA-Politik ja nicht unbedingt ein Grund zur Freude ist.

DFB-Präsident Bernd Neuendorf ging in einer bemerkenswerten Pressekonferenz am Nachmittag recht deutlich auf Distanz zur FIFA. Apropos: Meine Haltung zu Qatar und der FIFA habe ich mehrfach geschrieben, bitte sehen Sie es mir nach, wenn ich nicht in jeder Kolumne das Thema Menschenrechte in Katar beleuchte.

110 Kilometer von Doha entfernt logiert die deutsche Mannschaft im „Zulal  Wellness Resort“. Zulal bedeutet Wasser und soll eine Oase für die Spieler und Betreuer sein, mit einer ganzheitlichen Gesundheits- und Wohlfühlphilosophie.

Wir sind gespannt. Aber wegen der Quartierswahl nicht besonders amüsiert, denn zur Wohlfühloase müssen wir eine Stunde auf einer gut ausgebauten Straße durch die Wüste fahren. Kosten für den Leihwagen: 6.500 Euro für vier Wochen. Die Abhilfe kommt von VW. Der DFB-Sponsor, an dem das Emirat Katar mit einem stattlichen Aktienpaket beteiligt ist, bietet einen täglichen Shuttledienst im Reisebus an. Die Premiere zur PK mit Neuendorf war astrein. Mit WLAN und Äpfeln. Das Alte Land lässt grüßen.

Zurück in Doha. Die Drei-Millionen-Metropole ist beeindruckend. Nicht ganz so schrill wie Dubai, aber ähnlich protzig, hoch, weit und sauber, wie es sich für das reichste Land der Welt gehört. In relativ kurzer Zeit wurden in den vergangenen zwanzig Jahren architektonische Highlights in die Höhe gebaut.

Sechsspurige Straßen durchziehen die Stadt, die gestern aber fast autofrei waren. Doha schien schon um 18 Uhr im Tiefschlaf zu liegen. „It’s Friday“, sagte der Busfahrer. Freitag ist Sonntag in Katar. Und Kataris gehen da nicht raus. Sie schirmen sich in ihrem Reichtum ab.