Über vieles rund um den Fußball und was sonst in Qatar passiert berichtet der deutsche Journalist Wolfgang Stephan bereits seit Beginn der WM. Heute geht es in Teil 15 um eine Reporterpleite und Sie lesen einen ersten Kommentar zum Ausscheiden der deutschen Mannschaft.

 Reporter-Pleite

Heute Abend spielt Uruguay gegen Ghana. Das ist keine Nachricht und kein Thema für eine Kolumne. Oder doch? Sie werden sehen, dass ich am Ende die Kurve bekomme.
Also, ich gestehe, dass ich nicht das erste Mal in Katar bin. Mitte September 2014 wurde der erste Airbus A380 an Qatar Airways ausgeliefert, die Airline hatte gerade als Betreiber den neuen Hamad-Airport in Doha eröffnet.  Als Luftfahrt-Journalist war ich von Airbus und den Kataris zum Überführungsflug eingeladen: Finkenwerder – Doha – Frankfurt – Hamburg.  Im A380 zu fliegen ist immer ein grandioses Erlebnis. Der Flug war perfekt, denn es waren allenfalls 50 geladene Gäste und eine Flotte an Stewardessen an Bord, nur wenige Journalisten. Vor mir saßen in der First Class zwei Kerle, geschätzte Mitte bis Ende 20 in grauen Designer-Anzügen, die es sich richtig gutgehen ließen. Typ Schnösel. Sie hatten blendende Laune, viel Champagner auf dem Tisch und scherzten fröhlich mit den Ladys der Airlines, die sich rührend um die Herren kümmerten. Beide gutaussehend, soweit ich das als Mann beurteilen konnte. Neid ist mir fremd, möchte ich an dieser Stelle anmerken.

Nach sechs Stunden erster Klasse im A380 war die Welt in Ordnung. Für die Kerle, für mich, für alle an Bord, denn wir wurden wie Staatsgäste in Doha empfangen. Der erste A380 auf dem neuen Airport war für die Kataris ein Ereignis, die Ankunft wurde live im Fernsehen übertragen. Direkt am Rollfeld startete in einem Hangar die offizielle Zeremonie mit dem Emir Tamim bin Hamad Al Thani. Nach diversen Reden ging das Licht aus und nach einer grandiosen Videoshow standen zwei Star-Spieler des FC Barcelona auf der Bühne, dem Club, der damals von den Kataris gesponsert wurde.  Der Spanier Charles Puyol, der uns im WM-Halbfinale 2010 mit seinem Kopfballtor aus dem Turnier geworfen hatte und Luis Suarez, der als Beißer bei der WM in Brasilien Furore gemacht hatte, weil er im Spiel den Italiener Chiellini in die Schulter gebissen hatte. Vier Monate Sperre und 100 000 Schweizer Franken musste er Zahlen.
Jetzt kommt die Kolumnen-Kurve:  Luis Suarez (35) spielt heute Abend mit Uruguay gegen Ghana. Er erinnert mich immer wieder an meine schwärzeste Stunde als Reporter.
Mich traf damals der Schlag: Die beiden Barcelona-Stars waren die beiden Kerle vor mir im Flieger. Und ich habe sie nicht erkannt.

Kommentar zum Ausscheiden der deutschen Mannschaft:

Wir und die Japaner sind schuld

Raus ohne Applaus. So deutlich muss das gesagt werden, auch wenn die Deutschen gestern Abend mit 4:2 gegen Costa Rica gewonnen haben. Das Ergebnis täuscht über den Spielverlauf, mit dieser Abwehr lässt sich keine WM bestreiten. Die Niederlage gegen Japan schien noch ein Betriebsunfall zu sein, doch nach diesem Spiel gestern Abend ist endgültig deutlich geworden, dass diese Mannschaft internationalen Ansprüchen doch nicht genügt. Das war so nicht vorhersehbar.

Dass er mit limitierten Abwehrspielern agieren muss, wusste Hansi Flick, gute Mannschaften hätten das durch eine gute Offensive ausgeglichen. Doch den Samtfüßlern fehlte der Killerinstinkt. Den Mut, einen Mittelstürmer mit Killerinstinkt in der Startelf zu bringen, hatte Hansi Flick nicht. Es war viel Glück, dass den Deutschen nach einem 2:1 Rückstand noch der Sieg gelungen ist – sogar in der geforderten Höhe mit zwei Toren Differenz.

Doch die hochgelobten Spanier machten alles zunichte. Ihre Niederlage gegen Japan wird noch viele Diskussionen nach sich ziehen. Wobei dabei nicht vergessen werden darf: Die deutsche Nationalmannschaft scheidet aus, weil sie gegen Japan verloren hat.