Der deutsche Journalist Wolfgang Stephan stellt Ihnen hier eine ungewöhnliche Business-Frau vor – eine Deutsche, die in Marbella lebt aber auch gerade darüber nachdenkt in Dubai tätig zu werden.

Black Swan. Wer sein Unternehmen so nennt, hat mehr kreiert als nur einen außergewöhnlichen Namen. Dahinter verbirgt sich eine Philosophie. Black Swan. Ungewöhnlich, überraschend. Wenn der schwarze Schwan auftaucht, steht er im Mittelpunkt. Wie diese Unternehmerin, die vieles hat. Außer einen Schreibtisch. Aber das passt zu ihr. 

Ein Schreibtisch soll die Seele seines Nutzers spiegeln. Aber wie ist das mit dem Blick in die Seele der Nicole Schweser, die bewusst auf dieses Mobiliar verzichtet, obwohl sie mit ihrem Unternehmen Millionen umsetzt. Aber eben nicht am Schreibtisch, ihr Schreibtisch ist der Laptop auf den Knien im Auto. Ihre Business-Welt besteht aus Kommunikation und Baustellen, Eine ziemlich ungewöhnliche Konstellation, die sich diese Frau selbst geschaffen hat. Ein Leben zwischen Finance-Business und Fugen-Controlling auf dem Bau. Alleinerziehend, erfrischend und von einem Ehrgeiz beseelt, der erst auf den zweiten Blick erahnen lässt, wie und warum diese gebürtige Hamburgerin an der Costa del Sol auf der Erfolgswelle schwimmt. Mit einem Unternehmen, das letztlich nur auf einer Säule steht: Die der Nicole Schweser, die in Zukunft auch wieder Dubai ins Blickfeld nehmen will. 
Die Annehmlichkeiten der Erfolgreichen mit Porsche und teuren Uhren zeigt sie, wenngleich es falsch wäre, sie als Luxus-Lady zu bezeichnen. Zumindest nicht auf den zweiten Blick. Sie hat sie einfach. Wobei Luxus ein dehnbarer Begriff ist. Er kann ein Collier im Wert eines Ferraris meinen, eine Uhr mit 97 Brillanten, ein Galadinner in sündhaft teurem Ambiente.  Aber auch einfach nur, wie bei Nicole Schweser, in der Mittagspause die Sonnenstrahlen am Strand von Marbella zu spüren oder bei einer Party in Marbella in einer lauen Sommernacht leidenschaftlich tanzen. Die Seele baumeln lassen. 
Nicole Schweser kann arbeiten und genießen. 

Sie hat aber auch eine Bodenhaftigkeit, die gleichzeitig die Triebfeder ihres Lebens ist. Sie wandelt auf den Spuren des Vaters, der sie als Handwerker geprägt hat und den sie posthum verehrt, wie wohl keinen Menschen in ihrem Leben. „Mein Vater ist mein Held.“ 
Der Vater war selbstständiger Kürschner, eine heute fast ausgestorbene Spezies, einer, der aus Fellen und Leder Kleidungsstücke produziert und der seinen beiden Töchtern mit einer strengen und gleichzeitig liebevollen Erziehung die Tugenden des Lebens mitgegeben hat. „Sei ehrlich, aufrichtig und vor allem nie neidisch“ – Nicole Schweser glaubt, diese Werte verinnerlicht zu haben. Aber als Triebfeder des Lebens taugen die nicht. Schon eher das Manko des Vaters, der mit Lob und Anerkennung sehr sparsam war. Vorsichtig ausgedrückt.

Dem Vater imponieren zu wollen, das war lange ihr Ansporn.

Gleichwohl hatte die berufliche Selbstständigkeit des Vaters ihr schon als Teenager imponiert. Schon als 16Jährige jobbte sie bei einem Hamburger Modeunternehmen, verdiente das Geld, um nach dem Abitur in die USA zu gehen. Mit 18 Jahren nach Miami, obwohl sie da niemanden kannte. Ein Abenteuer. Alleine. „Ich liebte schon immer die Sonne“ sagt sie. An einem USA-College hat sie Business studiert, eine der Grundlagen für den Erfolg. Zurück in Hamburg studierte sie Mode-Textil-Management, um anschließend beim schwedischen Modekonzern GANT die erste Beschäftigung zu finden. Sieben Jahre war sie selbstständig in der Fashion-Branche aktiv, dann wurde sie erstmals Mutter. Zunächst noch in Deutschland, dann siedelte sie mit dem schwedischen Vater ihrer Tochter 2007 nach Marbella, wo der Schwede aufgewachsen war. 

Die Frage eines Jobs stellte sich zunächst nicht, denn ein Sohn war im Anmarsch, Mama war gefragt und ging in der Rolle auf, wie sie das bei ihrer eigenen Mutter liebevoll erfahren durfte. Aber Mama vermisste irgendwann auch die Arbeit. Die Start-Up-Uhr tickte. Als sie von einem neuen Fitness-Trend hörte, schlug sie zu: EMS, die heute weitverbreitete Trainingsmethode mit der elektrischen Muskelsimulation war damals exotisch und in Marbella ein Novum. In Sierra Blanca gründete sie ein EMS-Studio, das zu einem weiteren Entwicklungsschritt ihres Lebens wurde. Einerseits, weil sich Kinder und Studioarbeit gut harmonieren ließen und andererseits, weil das die Plattform der Nicole Schweser an der Costa wurde. „Gefühlt waren alle in meinem Studio, das sie fünf Jahre lang betrieb. Mittlerweile war sie alleinerziehend und in Marbella längst angekommen. 

Dass sie in die Immobilienbranche wechseln wollte, war angesichts des nahenden Booms nach den Krisenjahren keine weltbewegende Entscheidung, dass sie in einem der angesagtesten Real-Estate-Unternehmen aber schnell alles zuvor Erlernte umsetzen und anwenden konnte für viele in ihrem Umfeld überraschend. 
Nicht für Nicole Schweser, die nach eigener Einschätzung schon immer wusste, was sie kann und vor allem – was sie nicht kann, woran sie noch arbeiten muss. Aber sie war auch eine, die eine Vision hatte: Nicht mit Immobilien makeln, sondern Immobilien schaffen. Nicht irgendwelche. Die Marktlücke sah sie im Luxussegment. Sanierungsbedürftige Villen kaufen und sanieren oder Villen bauen. Das ging nur mit Investoren. Glück, Zufall, Können – ein dänischer Investor fand Gefallen an ihrem Konzept und fortan war Nicole Schweser da angekommen, wo sie sich in der Vision sah. 
„Black Swan“ stand schon lange als Firmenname fest – wenn sie irgendwann ein eigenes Unternehmen gründen werde, was sie aber nie in Frage gestellt hatte. Vordergründig, weil sie die Schwäne in Hamburg nie vergessen hat, andererseits weil sie ein großer Fan des gleichnamigen Psychothrillers ist. Aber auch, weil der „Schwarze Schwan“ für das Besondere steht. 2017 hat sie das Unternehmen gegründet und seither vieles an der Küste gebaut, saniert und designt. „Wenn ich erstmals in ein Objekt komme, sehe ich in meiner Vorstellungskraft sofort, wie es am Ende aussehen wird.“ Mit allen Details. Ihr Markenzeichen, denn: „Im Detail bin ich pedantisch.“ 
Black Swan baut, beauftragt die Handwerker, die fortan mit Nicole Schweser leben müssen. Mit einer Projektleiterin, die nach eigener Einschätzung nett und pedantisch ist. Und auf der Baustelle das Sagen hat. Aber so behandelt werden will, wie sie selbst handelt: respektvoll.
Es waren und sind viele Baustellen. Und mittlerweile sind auch zwei große Projekte in der Pipeline, die das bisherige Volumen auf einen Schlag sprengen werden. Sie beschreibt ihr Unternehmen gerne als „One-Stop-Investment-Shop“: „Wir kombinieren das Wissen und Know-how der verschiedenen Sektoren des Immobilienmarktes und wickeln das komplette Geschäft von A bis Z ab, um die Rendite unserer Kunden zu optimieren“, beschreibt sie Black Swan.

 

Eine Vision von Black Swan reicht nach Dubai. Da hat sie als Mutter mit den beiden Kindern immer mal wieder Urlaub gemacht und Dubai lieben gelernt. Die Unternehmer-Lady: „Es ist einer meiner Lieblingsorte auf der Welt. Ich reise regelmäßig nach Dubai, um Investoren zu treffen, dabei habe ich mich durch das Verstehen ihrer Kultur und das Kennenlernen der Einheimischen in den Mittleren Osten verliebt.“ Sie fühle sich „sehr privilegiert, mit solch ehrbaren, freundlichen und intelligenten Menschen zu arbeiten“.

Und nach den jüngsten Besuchen hat sie den Blick für eine Business-Idee bekommen, denn besonders auf der Palm Jumeirah seien mittlerweile viele Immobilien sanierungsbedürftig. „Mit meiner Erfahrung glaube ich hier eine Marktlücke schließen zu können.“ Hochwertige Immobilien sanieren und designen. Angesichts der vielversprechenden Margen ist Nicole Schweser sicher, auch Investoren zu finden, die Gefallen an ihrer Business-Idee finden. Oder Besitzer, die ihre Immobilie zeitgemäß neugestalten wollen. 
Ihre Visitenkarte ist nicht aus Papier – es sind die zahlreichen Villen in Marbella, die sie erfolgreich saniert und verschönert hat. 
Ob sie stolz sei, wenn sie am Ende in ein fertiges Objekt komme? „Stolz nicht, ich weiß ja, was ich kann.“ Aber eine innere Zufriedenheit sei nicht zu leugnen. 

Was treibt sie an? Die Frau ist nicht beseelt von übermäßigem Streben nach Reichtum, aber angetrieben vom Streben nach dem Erfolg. Ihrem Erfolg. Ein Blick in ihre braunen Augen lässt ihre Wachsamkeit und Begeisterungsfähigkeit erahnen. Arbeit sei Spaß. Was solle sie auch anderes tun, wo sie doch keine Frau sei, die auf dem Sofa liege und sich die Nägel lackiere und mit Freundinnen über Handtaschen rede?

Dass sie ihren Erfolg dem plötzlich verstorbenen Vater nicht mehr zeigen konnte, hat sie schwer getroffen. Ein Lob von ihm hätte sie so gerne noch bekommen. Aber sie glaubt zu wissen, dass er es auch von irgendwoher sieht. „Meine Leidenschaft ist mein Job“, sagt sie. Sie arbeite aber auch, um ihren Kindern zu zeigen, dass sie alles erreichen können, wenn sie es auch wollen. Ob das gelingt?
Nicole Schweser ist sich sicher. „Du bist für mich mein Leitbild“, hat ihre 17jährige Tochter ihr jüngst gesagt. Ein Kompliment, das von keinem Mann zu toppen ist. Und als besondere Form von Luxus im Leben der Nicole Schweser gewürdigt werden kann. 

Info und Kontakt: www.blackswanmarbella.com und info@blackswanmarbella.com