Der deutsche Journalist Wolfgang Stephan berichtet aus Marbella über das Sonnen-Trainingslager der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, bevor die Mannschaft die Klassiker gegen England und Italien bestreitet.

Vier Tage lang trainierten und relaxten sie unter der andalusischen Sonne, am Freitag ging es wieder zurück in die Heimat, bevor am Montag die weitaus härtere Vorbereitung auf die anstehenden Nations League Spiele begann. Ein Wettbewerb, der bei keinem Fan „Schweißausbrüche verursacht“, wie Thomas Müller zum Abschluss in Marbella bemerkte.

Erst Costa del Sol, dann „Home Ground“ im Frankenland. Seit Montag bereitet sich die Nationalmannschaft auf dem Adidas-Gelände in Herzogenaurach auf den letzten Saison-Höhepunkt vor. Am heutigen Freitag geht es nach Bologna, zum ersten Klassiker am Samstagabend gegen Italien (20.45 Uhr). Der Grundstock für die offensichtlich gute Stimmung wurde in der vergangenen Woche in Marbella gelegt. Am Ende einer ungewöhnlichen Trainingswoche waren sich viele Beteiligte einig: „Das war eine äußerst positive Zeit, wir sind weiter zusammengewachsen“, sagte Oliver Bierhoff am Freitag nach dem letzten Training im Marbella Football Center. Auch Hansi Flick hatte vorher schon im Gespräch mit SUR/deutsche Ausgabe festgestellt: festgestellt: „Wir erreichen unsere Ziele.“

Gut eineinhalb Stunden standen die Nationalkicker jeweils bei den vier Trainingseinheiten von Dienstag bis Freitag auf dem Trainingsplatz. Die Intensität sei hoch gewesen, so der Bundestrainer, der Wert darauf legte, dass Wellness und Fußball im Einklang stehen.
Neben den Trainingseinheiten und den Gruppengesprächen zur Auswertung des Trainings, das mit einer Drohne aufgezeichnet wurde, konnten die Spieler jeweils die Nachmittage und Abende frei gestalten. Viele nutzten die Zeit mit den Familien am Pool, andere schlenderten durch Marbellas Altstadt, aber auch der an das Hotel angrenzende Golfplatz fand besonderes Interesse.
Team-Building, hatte der DFB als Losung für diesen ungewöhnlichen Aufenthalt ausgegeben. Thomas Müller: „Wir verstehen uns alle prächtig am Pool, was unter diesen Bedingungen nicht schwierig ist, aber wichtig ist, was später auf dem Platz passiert.“
Müller relativierte auch den am Sonnabend mit dem Spiel in Bologna gegen Italien beginnenden Nation League-Wettbewerb: „So ein Nations League Titel ist nichts, wo die Fußballwelt und die Fans aufschreien und große Schweißausbrüche bekommen.“ Gleichwohl seien es gegen Italien, England und Ungarn Spiele, die Spaß machen.
Sportlich hat das Trainingslager vor allem eine Erkenntnis gebracht: In der Nationalmannschaft wird es künftig nicht nur den Bayern-Block geben, denn Borussia Dortmund wird mit den Neuverpflichtungen künftig auch wieder eine große Rolle im Nationalteam spielen. „Die Blöcke waren immer gut für die Nationalmannschaft, das ist schon eine gute Ansage der Dortmunder“, sagte Oliver Bierhoff, der auch im Rückblick auf das bisherige neunmonatige Engagement von Hansi Flick als Bundestrainer feststellte: „Unter Hansi Flick hat sich das ein- oder andere verändert, was auch notwendig war. Hansi Flick ist sehr kommunikativ, kann die Leute gut begeistern, hat klare Vorstellungen und in den Trainingseinheiten einen absoluten Leistungsanspruch.“  

Flick nimmt die Nation League ernst, denn er weiß, dass der Ausgang der Partien gegen Italien, England und Ungarn für die Stimmung im Team wichtig ist – aber auch für die Stimmung im Land, denn die WM in Katar hat bisher wenig Vorfreude verursacht.