Der Journalist Wolfgang Stephan berichtet darüber, dass der deutsche Bundestrainer Hansi Flick den Kader für die Nations-League-Spiele im Juni benannte und dadurch bereits Signale für die Weltmeisterschaft aussendet.
Zuerst eine Woche Regeneration in Marbella und dann verschärfte Trainingsbedingungen in Herzogenaurach: Die Nationalmannschaft rüstet sich für die ersten vier Spiele der Nations League, die mit den Klassikern gegen England und Italien ein Härtetest zur WM bilden sollen. In Hansi Flicks Kader fehlen einige Spieler, die zuletzt dabei waren.
Es ist ein Trainingslager der besonderen Art: Diese Woche reist die deutsche Nationalmannschaft zur Regeneration nach Marbella. Aber nicht nur Trainer und Spieler werden bis zum Freitag in Andalusien residieren – auch die Familien von Spielern und Betreuern sind für den fünftägigen Trip eingeladen. Vormittags Training, am Nachmittag relaxen, so umriss der Bundestrainer in einem Hintergrundgespräch mit Journalisten bei der Bekanntgabe seines Kaders den Aufenthalt an der Costa del Sol, der möglich wurde, weil weder der FC Bayern noch der FC Chelsea am 28. Mai das Finale der Champions League bestreiten werden.
Eine Pause nach Ende der Bundesliga-Saison für den größten Teil seines Kaders und dann gleich vier Länderspiele vor der Brust – für Hansi Flick wäre das eine „unprofessionelle und nicht seriöse Vorbereitung“ gewesen. „Wir wollen uns in dem fünftägigen Kurz-Trainingslager auch mit Blick auf die WM besser kennenlernen“, so der Bundestrainer, in dessen Aufgebot einzig Torhüter Oliver Baumann mit seinen 31 Jahren zu einer späten Ehre kommt, der Hoffenheimer darf als dritter Torhüter neben Manuel Neuer und Euro-Held Kevin Trapp Nationalmannschafts-Feeling schnuppern. Barcelona-Keeper Marc-Andre ter Stegen hatte im Vorfeld angekündigt eine kleine Auszeit von der Nationalmannschaft zu nehmen. Hansi Flick setzt jetzt auf seine etablierten Spieler und auf die bei den Länderspielen im März fehlenden Rückkehrer wie die Münchner Joshua Kimmich, Leon Goretzka, Serge Gnabry, den Dortmunder Marco Reus und dessen künftige Spielkameraden Niklas Süle und Karim Adeyemi sowie den Gladbacher Jonas Hofmann.
Auch Lukas Klostermann, der am Sonnabend mit Leipzig im Pokalfinale stand, ist wieder im Kader.
Interessant sind die Namen, die nicht auf der Nominierungsliste stehen: Im 26köpfigen Aufgebot fehlen die Gladbacher Matthias Ginter und Florian Neuhaus, der Freiburger Christian Günter oder auch der letztjährige EM-Teilnehmer Robin Gosens. Flicks deutliche Ansage: „Der Kader, der jetzt da ist, ist vom Stamm her das Maß aller Dinge.“
Wobei der Bundestrainer im Hintergrundgespräch mit Journalisten auch betonte, dass die Tür zur WM offen bleibe. Selbst ein Simon Terodde könne noch ein Thema werden, wenn der Zweitliga-Torjäger auch mit Schalke in der Bundesliga trifft.
Für die Nationalmannschaft ist das Trainingslager in Marbella der Auftakt zu den ersten vier Länderspielen der Nations League, ein Wettbewerb, der bei Flick-Vorgänger Joachim Löw nicht sonderlich beliebt war. In diesem Jahr ist es für Hansi Flick eine willkommene Standort-Bestimmung mit Blick auf die Weltmeisterschaft in Katar. Mit Italien und England stehen Fußball-Klassiker Anfang Juni auf der Agenda. Der Auftakt ist am 4. Juni in Bologna gegen Europameister Italien. Drei Tage später kommt es in der Münchner Allianz Arena zur Neuauflage des EM-Achtelfinals gegen England. Am 11. Juni reist das Team zum Spiel gegen Ungarn nach Budapest und drei Tage später ist erneut Italien der Gegner in Mönchengladbach. Danach ist Urlaub für die Kicker angesagt, bevor am 5. August die neue Bundesliga gestartet wird.