Aus Nürnberg hat mir Pfarrer Johannes Gedanken zur Fasten- und Passionszeit für die Menschen in Dubai geschickt, damit man auch hier in der Glitzerwelt der Emirate vielleicht eine persönliche Auszeit nimmt und die Augen öffnet für kleine Glücksmomente.

Es hatte mich zutiefst bewegt, wie meine Schüler mit teils stärken Hörbeeinträchtigungen das Thema der Unterrichtsstunde kreativ umgesetzt haben.

Beinahe im Wikipedia-Stil stellen sie die Essentials unserer christlichen Fasten – und Passionszeit von Aschermittwoch bis Ostern zusammen. „Stimmt, das ist ja wie bei meinem muslimischen Freund Mohammed“, ruft eine Schülerin. „Die fangen ja auch bald mit dem Fasten an.“ „Genau – und wir beginnen mit dem Asche-Zeichen auf  der Stirn am Aschermittwoch und wollen uns mit Jesus auf den Weg machen; nehmen uns vor auf etwas ganz bewusst zu verzichten,  um nach innen wachsen zu können, neu auch über  kleine Dinge staunen zu lernen, dankbar zu sein, wo ich bisher etwas für selbstverständlich nahm …“ so antwortete ich in der Klasse.

Als Jesus dem blinden Bartimäus durch seine heilbringenden Worte (aus dem Markus-Evangelium, Kapitel 10) die Augen öffnete, war das ein buchstäblicher „Eye Opener“ der das vollständige Leben auf den Kopf stellte: Das ganzes Leben in einem völlig neuen Licht sehen, ja endlich wirklich sehen können.

Unendlich viele Impulse, Reize, Bilder fluten unsere äußeren und auch inneren Augen stündlich, ja fast in der jeder Sekunde. Kaum ein Moment, an dem wir mal ungestört sind, nicht kontaktiert und mit Informationen überschwemmt werden und von bewusster Stille, Meditation, Empathie abgehalten werden.

Erleben wir unsere diesjährige 7wöchige Fasten- und Passionszeit, gerade auch anlässlich der vielen weltweiten Kriege, Konflikte, Hiobsbotschaften – auch ganz persönlich als „Auszeit für geöffnete Augen“ um Glücksmomente ganz anderer Art wahrzunehmen. Erleben wir, wie Verzichten, Meditieren, Teilen uns auf eine ganz neue spirituelle aber auch soziale Ebene hebt, weg von mir, dem Kreisen um mich selbst, meine Belange, hin zum Anderen, dem Unaussprechlichen, dem Bedürftigem, dem Trauernden und hin zur Natur.

Das schlichte Essen – neulich erst hat uns das schlichte Kartoffelmenu mit Salz und Butter wie aus dem Nichts glücklich gemacht und an frühere „schlichte“ Zeiten erinnert.

„Gott, öffne unsere Augen in dieser aktuellen Fasten  – und Passionszeit, lass uns in Jesu Leid, im Tragen des Kreuzes so manche hässliche Realität auch unser von Dir gehaltenes Leben wahrnehmen und vertrauensvoll weitergehen, Glück empfinden, neu staunen lernen, weil unser Leben in der Tiefe unendlich wertvoll ist.“

Ich wünsche Ihnen von Herzen Gottes Segen auf diesem noch einige Wochen dauernden Weg bis hin zum Osterfest, an dem wir die Feier des Lebens über den Tod begehen, allem Widerwärtigen, Frustrierendem und Lebensfeindlichem zum Trotz:

„Augen auf für das himmlische Glück, jetzt und hier.“

Von Herzen aus Nürnberg im schönen Frankenland in die VAE

Ihr Pfarrer Johannes

Für weitere moderne Gedanken zur Fastenzeit besuchen Sie bitte https://www.anderezeiten.de/

Informationen über die Evangelische Kirche in den Emiraten finden Sie unter https://www.kirchevae.com/