Zweieinhalb Monate nach Eid-Al-Fitr begehen die Moslems das Fest Eid-Al-Adha (Opferfest). Fünf  bzw. minimal drei Tage vor Eid-Al-Adha beginnt die Hajj, die große Pilgerfahrt nach Mekka, die jeder gläubige Moslem einmal im Leben machen muss. Immer mehr Menschen kommen pro Jahr nach Mekka, man sprach in den letzten Jahr von 3,5 bis 4 Mio. Menschen an diesen vier Tagen.

 

Moschee in den Emiraten

Moschee in den Emiraten

 

Dieser Bericht wurde aufgrund der persönlichen Erfahrungen einer deutschen Frau erstellt, die mit ihrer Heirat vor über 30 Jahren zum Islam konvertiert ist und einmal auf Hajj  und mehrmals zur Umrah (der kleinen Pilgerfahrt) war.

Die Hajj ist eine der 5 Säulen des Islam. Die anderen sind: Beten 5mal pro Tag, Ablegen des Glaubensbekenntnisses, dass man an den einen Gott Allah glaubt und an seinen Propheten Mohammed, Ramadan und Zakat, eine Art Steuer, die einmal pro Jahr bezahlt werden muss. Die Höhe ist eine Sache des Herzens und natürlich der finanziellen Verhältnisse und wird von keinem überprüft. Jeder Moslem gibt Zakat an wen er will, z.B. an arme Nachbarn, an eine Moschee, an Schulen, Behinderteneinrichtungen oder wohltätige Organisationen. Zakat kann auch an Personen gegeben werden, damit diese die Möglichkeit haben auf Hajj zu fahren. Bei allen 5 Säulen des Islam handelt es sich um private Dinge, die man aus seinem Herzen heraus und für sich ausführt und die von keiner Stelle überprüft werden.

Kann ein Moslem z.B. wegen einer Behinderung oder einer schweren dauernden Krankheit nicht auf Hajj fahren, so kann er eine andere Person beauftragen, die Hajj für ihn durchzuführen, allerdings muss er dann alle Ausgaben für diese Ersatzperson und auch für sich selbst „virtuell“ übernehmen. Ist jemand zu arm, um auf Pilgerfahrt zu gehen, versucht er sein ganzes Leben, es irgendwie zu ermöglichen, gelingt es ihm nicht, kann er einfach nicht fahren und dies wird ihm aus diesem Grund auch vergeben.

Die Hajj wird erst anerkannt für Kinder nach der Pubertät, gehen sie schon früher mit ihren Eltern, müssen sie die Hajj nach dem Erwachsenwerden wiederholen. Zur Hajj gehen Männer und Frauen, allerdings können die Frauen nicht alleine auf Hajj fahren, sondern brauchen einen „Mahram“, einen Mann, „den sie nicht heiraten können“, wie z.B. Bruder, Vater, Onkel.

Dies ist ein Relikt aus der alten Tradition heraus, wo früher die Reise nach Mekka mit dem Kamel Wochen dauerte und man verhindern wollte, dass es zu sexuellen Kontakten zwischen den Frauen und nicht verwandten Männern kommt. Falls eine Frau keinen verwandten Mann hat, der mit ihr zu diesem Zeitpunkt fahren kann, gibt es heute die Möglichkeit mit einer Frauengruppe zu reisen.

Die Hajj kann vor allem für Männer nur im „Ihram“ durchgeführt werden. Es handelt sich dabei um ein weißes Gewand aus Frottee, ohne Nähte und ohne Nadeln. Es wird um den Leib geschlungen und am Bund verknotet, das Ende wird über die linke Schulter geführt. Früher trugen auch die Frauen dieses weiße Gewand, heute tragen sie meistens ein einfaches Kleid unter einer schlichten unverzierten Abaja. Sie tragen kein Make-Up, kein Parfum, keinen Schmuck. Es wird bei Männern und Frauen auf jegliche Statussymbole verzichtet, alle sind schlicht und gleich, es gibt keine VIPs, sondern einfach nur gläubige Menschen.

 

Große Moschee

Große Moschee

 

Ablauf der Hajj: Man fliegt von seinem Ort aus nach Djidda zum eigens eingerichteten Hajj-Flughafen. Manche kommen schon im „Ihram“ in das Flugzeug, andere ziehen sich im Flugzeug um, einige erst in Mekka z.B. im Hotel. Von Djidda aus fährt man mit dem Auto oder dem Bus nach Mekka, einige beginnen dann gleich mit der Hajj, andere gehen vorher ins Hotel oder in die Massenunterkunft. Viele Hotels befinden sich genau gegenüber dem Bait Al Haram, dem Bezirk, in dem die Ka’abah steht, manche auch außerhalb. Sie bieten dann aber einen Shuttle-Service an.

 

Pilger um die Kabaa herum

Pilger um die Kabaa herum

 

Ist man umgezogen und will mit der Hajj beginnen, geht man zuerst zur Ka’abah und umrundet sie siebenmal linksherum = Tawaf. Hier werden bestimmte Gebete rezitiert, entweder auswendig (was sehr schwierig ist) oder aus einem Buch heraus. Viele nehmen sich auch einen Vorbeter, dem sie dann nachsprechen. Danach gehen alle in die nahe Umgebung zu Safa und Marwah, zwei Felsen, wo das Zam Zam Wasser aus einer Quelle sprudelt. Zam Zam ist ein heiliges Wasser, das oft in Flaschen abgefüllt mit nach Hause genommen wird.

 

Zam Zam Quelle

Zam Zam Quelle

 

Zwischen diesen zwei Felsen gehen alle Gläubigen siebenmal hin und her. Sowohl hier wie auch bei der Umrundung der  Ka’abah kann man auf drei Etagen laufen, die eigens für die große Anzahl von Gläubigen errichtet wurden. Im Unterschied zu den Gebetszeiten gehen sowohl um die Ka’abah herum wie zwischen Safa und Marwah die Gläubigen nicht nach Geschlechtern getrennt, sondern Männer und Frauen zusammen. Wenn zu den 5 Tagesgebeten gerufen wird, wird sofort mit dem Laufen gestoppt und es erfolgt die Trennung zwischen Männern und Frauen.

 

Hajj

Hajj

 

Am nächsten Tag geht man nach Mina, einem Ort 20 Minuten von Mekka entfernt. Damit wird die letzte Reise des Propheten Mohammed verfolgt. Hier muss jeder eine Nacht verbringen in Zelten oder auch im Freien. Alle Straßen sind übersät mit Menschen, viele von ihnen mit kleinen Matten zum Sitzen oder Liegen. LKWs verteilen Obst, Essen, Gemüse, Getränke von Privatleuten oder der saudischen Regierung. Hier wird zusätzlich zu den 5 Gebeten die ganze Nacht der Koran gelesen und weitere Gebete gesprochen. Alles erfolgt in friedlicher, freundschaftlicher Atmosphäre – jeder ist gleich, egal ob arm oder reich, egal welcher Rasse er angehört und welche Hautfarbe er hat. In dieser Nacht in Mina empfindet jeder die ganz spezielle Atmosphäre, die dieses Miteinander von unterschiedlichen Menschen, die hier vereint sind, mit sich bringt.

Ist diese Nacht in Mina vorbei, ist die nächste Station die Ebene von Arafat, eine Gebirgsgegend, die man in ca. 1 Stunde mit dem Wagen oder Bus erreicht. Dies ist der wichtigste Ort der gesamten Hajj. Man kommt im Laufe des Morgens dort an und muss bis nach Sonnenuntergang bleiben. Man verbringt den ganzen Tag auf dem Berg, macht seine Gebete und gedenkt des Propheten Mohammed, der hier seine letzte Rede hielt.

 

Berg Arafat mit Pilgern

Berg Arafat mit Pilgern

 

Nach Sonnenuntergang geht es weiter nach Musdalifa, dort sucht man ca. 40 kleine Steine und verbringt dort entweder die Nacht oder fährt weiter in die Nähe von Mina, um dort den „Big Jamara (Sheitan)“, den großen Teufel –  in Form einer Art Statue – und zwei weitere kleine Teufel zu steinigen. Da man bis hierher alles erfüllt hat, was von einem erwartet wird, ist man nun rein und vernichtet den Teufel. Jetzt ist die Hajj beendet, jeder muss nur noch ein Tieropfer bringen und es an die Armen geben.

Entweder kauft man das Tier selbst oder gibt das Geld dafür. Das Fleisch wird dann an die armen Pilger verteilt. Nun erfolgt noch die Rasur des Kopfes bei Männern, Frauen schneiden sich nur eine Haarsträhne ab. Heutzutage ist allerdings auch bei Männern das Abscheiden einer Strähne üblich. Ist dies alles erfolgt, geht man nochmals als Abschluss siebenmal um die Ka’abah herum (Tawaf). All dies findet in drei Tagen statt.

 

Kabaa von nahe

Kabaa von nahe

 

Stirbt jemand während der Hajj wird der Körper auf einer erhöhten Bahre in den Bezirk Bait Al Haram gebracht, der Immam spricht ein Gebet für den Toten und alle Anwesenden beten mit, so dass  für diese Seele nicht nur der Immam und die Familie beten sondern auch Tausende von anderen Gläubigen.

Im Gegensatz zur Hajj kann man die Umrah das ganze Jahr durchführen und viele Moslems machen die Umrah mehrmals, vor allem gerne während Ramadan. Bei der Umrah geht man nur zur Ka’abah und zur Quelle bei den Felsen Safa und Marwah.

Viele Menschen kombinieren auch Umrah und Hajj, vor allem diejenigen, die nicht so viel Geld haben, um die Reisekosten zu sparen.

Für alle die einen Eindruck von der Hajj bekommen wollen finden Sie auf Youtube dieses eindrucksvolle Video unter  http://www.youtube.com/watch?v=q7q_LcqbvKI

Der Arafat-Day und Höhepunkt der diesjährigen Hajj wird nach bisherigen Prognosen am 3. Oktober sein, Eid-Al-Adha beginnt dann am 4. Oktober!