Heute berichtet der den Lesern von Expat Aktuell wohl bekannte deutsche Journalist Wolfgang Stephan über die Kadernominierung und über eine kleine Medienrunde mit dem deutschen Bundestrainer Hansi Flick.
Nach den enttäuschenden Auftritten der Nationalmannschaft vor der Sommerpause stellte Sportdirektor Rudi Völler bei einigen Spielern die Qualitätsfrage. Die Antwort lieferte vor ein paar Tagen Hansi Flick: Der Bundestrainer verzichtet bei der Nominierung für die Länderspiele gegen Japan und Frankreich überraschend auf die sich als gesetzt wähnenden Spieler wie Leon Goretzka, Timo Werner und David Raum.
Offenbar als Konsequenz aus den, wie er selbst sagt, „enttäuschenden Leistungen“ in den Sommer-Länderspielen, hat der Bundestrainer auch die zuletzt im Kader stehenden Matthias Ginter, Thilo Kehrer und Marius Wolf nicht eingeladen. Sein Kader ist aber nicht nur in Bezug auf die ausgebooteten Spieler überraschend, denn mit Pascal Groß von Brighton and Hove Albion lädt Flick einen Premier-League-Profi ein, der seit sechs Jahren auf der Insel kickt, aber erst mit 32 Jahren als Spätstarter zur Nationalmannschaft kommen darf. Ein Mittelfeldspieler, der in der vergangenen Saison zehn Tore geschossen und zehn Tore vorbereitet hat.
„Ein sehr intelligenter Spieler, der sehr kluge Entscheidungen trifft“, begründete der Bundestrainer seine Entscheidung kurz darauf in einem Hintergrundgespräch mit Journalisten. Allerdings hatte er im Sommer nach den Niederlagen gegen Polen (0:1) und Kolumbien (0:2) noch erklärt, dass die „Zeit der Experimente“ vorbei sei.
Eine kleine Überraschung ist zudem die Berufung von Robin Gosens, der lange nicht im DFB-Team mitspiele durfte und nach seinem Wechsel von Inter Mailand zu Union Berlin mit guten Leistungen den Bundestrainer offenbar überzeugte. Ebenfalls wieder dabei sind mit Startelf-Aussicht die in den Sommer-Länderspielen nicht nominierten Niklas Süle und Serge Gnabry. Auch der zur Zeit noch verletzte Jamal Musiala darf kommen, seine Genesungsprognose sei positiv sagte Flick.
Zwei Länderspiele mit zwei Zielen: Wiedergutmachung und Neustart in die EM-Vorbereitung. „Natürlich zählen die Ergebnisse, aber wichtig ist auch die Art und Weise wie wir Fußball spielen“, sagte Flick mit Blick auf die zuletzt enttäuschenden Auftritte. Von einem Neuanfang sprach Flick nicht, ließ aber eine neue Marschroute durchblichen: „Jeder muss nun sein Ego hintenanstellen, sich in den Dienst der Mannschaft stellen.“ Jetzt gelte es genau hinzuschauen, wer der Mannschaft Energie gebe. Flick: „Die Mannschaft ist der Star, nicht der Einzelne.“
Mit der Nicht-Berufung von Leon Goretzka und Timo Werner will Flick offenbar ein Zeichen setzen: Am Mittwoch habe er mit Goretzka gesprochen der wisse Bescheid über seine Gedanken. Gleichwohl versicherte er, dass die Ausbootung wie bei den anderen „nichts Endgültiges“ sei. Andererseits kündigte er an, möglichst schnell einen Kern von acht, neun oder elf Spielern zu finden, um sich mit Blick auf die EM einzuspielen.
Leon Goretzka reagiert gestern schnell bei Instagram: „Ich bin extrem enttäuscht von der überraschenden Entscheidung. Gerade die letzten Wochen haben sich wieder richtig gut angefühlt und ich habe mich brutal darauf gefreut, auch in der Nationalmannschaft meinen Beitrag zu leisten, dass wir als Team zurück in die Erfolgsspur kommen.“
Den beiden Länderspielen am Samstag 9. September in Wolfsburg gegen den viermaligen Asienmeister Japan und drei Tage später am Dienstag 12. September in Dortmund gegen Frankreich schreibt der Bundestrainer einen hohen Stellenwert zu: „Nur wer sich mit den besten misst, entwickelt sich weiter.“
Danke an Wolfgang Stephan für diesen Bericht incl. der Bilder für die Leser von Expat Aktuell.