Heute können Sie die Gedanken zu Ostern 2023 von Pfarrer Johannes Matthias Roth lesen – eine Auferstehungserzählung nach Lukas 24 mit Bildern, die auf einer privaten Oman-Reise im März 2023 entstanden sind.
Niedergedrückt und deprimiert liefen die beiden nebeneinander her. Wortlos, schweigend. Noch viel zu frisch sind die Wunden, der Schmerz, die Trauer. Niemand ahnte, dass es so schnell gehen würde mit ihm. Wie konnte Gott das zulassen? Er hatte das so nicht verdient. So wie er sich zeitlebens für andere einsetzte? Hätte er nur mal an sich gedacht, rechtzeitig den Rückzug angetreten, wäre einfach nur leise gewesen. Worte, Bilder, Szenen wiederholen sich in ihren Erinnerungen. Sie gehen ihren Weg zurück in ihr Dorf.
Auf einmal gesellt sich ein Fremder zu ihnen. Beinahe unbemerkt geht er mit ihnen auf ihrem Weg. Allmählich beginnen sie zu reden, der Mund öffnet sich, das Schweigen der Männer ist dem ehrlichen und offenen Mitteilen gewichen. Die beiden erzählen dem Fremden von den Ereignissen der letzten Tage. Er hört zu, geht mit ihnen auf ihrem Trauermarsch zurück in ihr Dorf. Sie erzählen von dem gemeinsamen Festmahl, dem Passah mit dem so ganz anderen Segensbrot und Segensbecher den Jesus ihnen allen gereicht hatte, vom Verrat des Petrus, von der Kreuzigung und den feigen Jüngern, von der Angst auch selbst unter die Räder zu kommen, dem Verstecken in Jerusalem. Und sie gehen, reden, schweigen, arbeiten ihre Trauer unbemerkt mit dem Fremden auf.
„Bleib noch etwas bei uns, lass uns zusammensitzen, zumindest etwas essen und trinken, es wird ja bald Nacht.“ Der Fremde lässt sich einladen. Man spricht weiter miteinander. Erlebt Gemeinschaft. Die beiden fühlen sich gehört, verstanden, aufgehoben in ihrer Trauer, in ihrer Blockade, in ihrer ungewissen Zukunft. Sie sehen sich an, hören sich gegenseitig zu, spüren, wie reden, hören befreit.
Man bereitet ein Abendessen vor, reicht sich Datteln, Melonen, Wasser, Wein.
Da nimmt der Fremde das Brot, das Ungesäuerte, das an den schnellen Aufbruch damals aus Ägypten in neues, weites Land erinnert, bricht es auseinander, teilt es mit ihnen. Da durchfährt die beiden Männer ein unfassbar intensives, vertrautes Gefühl. Teilen mit Brüdern und Schwestern, Lebensbrot für alle. Sie erinnern sich an Jesus wie er das Abendmahl mit ihnen gefeiert hat und spüren Gottes Gegenwart in diesem Augenblick. Ist Er es, der Gekreuzigte, der nun wieder oder ganz neu da ist, für sie da ist? Doch dann ist er verschwunden. Sie springen auf, laufen zurück in die Stadt und erzählen allen anderen, die Ihm nicht begegnet sind, von ihrem gesegneten Augenblick, vom Glauben, vom Teilen und Empfangen. Jesus ist auferstanden. Gott hat ihn auferweckt. Er befreit zu ewiger Hoffnung – eine Oase voller Lebendigkeit mitten im Leben.
Herzlich laden wir Gläubige und Interessierte aller Konfessionen zu unserem diesjährigen Osterfeuer am Ostersamstag ein. Feiern, hören, singen, Gemeinschaft erleben, Brot teilen – in der Al Qudra-Wüste. Weitere Veranstaltungen am Gründonnerstag und Karfreitag.
Für mehr Informationen besuchen Sie bitte www.kirchevae.com.