Heute können Sie hier erneut einen kritischen Gastbeitrag des deutschen Journalisten Wolfgang Stephan lesen, der sich darin mit dem Thema Streik in der Luftfahrt zu Beginn der Herbstferien beschäftigt.
Am 17. Oktober traten die Piloten der Eurowings in einen dreitägigen Streik.
Es war ein weiterer Streik in der Luftfahrt: Die Pilotenvereinigung Cockpit hatte von Montag bis Mittwoch zur Arbeitsniederlegung bei Eurowings aufgerufen – gut die Hälfte der täglichen 500 Flieger der Lufthansa-Tochtergesellschaft mussten in den drei Streiktagen am Boden bleiben. Wieder einmal! Besonders betroffen waren die Airports Hamburg und Düsseldorf.
Keine Frage. Ein Streik ist ein Grundrecht und nach Artikel 9 Absatz 3 Grundgesetz ein legitimes Mittel zur Durchsetzung von Tarifforderungen. Logischerweise sollen die Arbeitgeber wirtschaftlich getroffen werden. Dass ein Streik in der Luftfahrt Nachteile für die Passagiere bringt, muss zwangsläufig in Kauf genommen werden. Streik ist nie schön.
Die Gewerkschaft Cockpit fordert längere Ruhezeiten und kürzere Flug-Einsätze, weil die Piloten überlastet seien. Vermutlich eine legitime Forderung, denn niemand von uns Passagieren möchte von überlastetem Personal geflogen werden. Das Eurowings-Management bezeichnet die Forderungen als maßlos, sie würden 20 Prozent der Flüge unmöglich machen und Arbeitsplätze gefährden. Die übliche Rhetorik im Arbeitskampf. Das muss niemand sonderlich beeindrucken. Wohl aber der Zeitpunkt dieser Maßnahme.
Dass dieser dreitägige Streik ausgerechnet zum Ferienbeginn in Niedersachsen, Bremen und anderen Bundesländern angesetzt war, ist kein Zufall. Cockpit will die höchstmögliche Aufmerksamkeit, die höchstmögliche Unzufriedenheit der Eurowings-Kunden. Zum Ferienbeginn sind das vor allem Familien, die sich nach zwei Jahren Pandemie auf einen Herbsturlaub freuen und jetzt die Urlaubsfreude vermiest bekommen.
Von einer Gewerkschaft, die das bewusst so plant und von Pilotinnen und Piloten, die damit vorsätzlich ihren Kunden in diesen schweren Zeiten den Urlaub vergraulen und das Vertrauen in eine deutsche Fluggesellschaft mit Füßen treten.
Kunden, die als Steuerzahler mit dazu beigetragen haben, dass die Muttergesellschaft Lufthansa die Pandemie überleben konnte. Der Staat half der Lufthansa mit einem Rettungspaket im Umfang von neun Milliarden Euro, das auch das Überleben von Eurowings sicherte.
Auch deswegen war dieser dreitägige Eurowings-Streik eine bodenlose Frechheit.