Am 26. Juni landeten wir mittags mit reichlich Verspätung in Kathmandu/Nepal. Nach den Passformalitäten (visum upon arrival) und langem Warten aufs Gepäck sitzen wir dann endlich im Kleinbus des Gokarna Forest Resort. Wir – das sind zwei indische Golffreunde, mein Mann und ich. Wir trafen im Hotel einen nepalesischen und zwei weitere indische Golffreunde sowie zwei indische Damen – die Männer wollten Golf spielen, wir Frauen möchten die Stadt erkunden.
Der Bus stürzt sich in ein Gewusel von Wagen und Mopeds, die über die teils nicht asphaltierte Straße schwanken wie Schiffe bei Sturm auf hoher See, wobei die Fahrtrichtung keineswegs beibehalten wird – es wird gefahren, wo grad Platz ist. Die Luftverschmutzung ist so groß, dass viele Menschen einen Atemschutz tragen.
Erstaunlicherweise erreichen wir die Einfahrt zum Resort unbeschadet – und fahren durch eine grüne Oase mitten im Dschungel. Ein Teil des Dschungels wurde zum Hotel und Golfplatz ausgebaut, der größere Teil blieb als Dschungel erhalten.
Die Männer sind gleich nach dem Einchecken am ersten Tee, eine der Damen schlägt vor, einen Forest Walk mit Guide zu machen. Da bin ich dabei! Wir werden gewarnt: es gibt Blutegel im Wald, also geschlossene Schuhe. Zunächst wandern wir zum Golfplatz: Affen sind in Horden unterwegs, an der Bar steht ein Security Mann mit einer Flitsche.
Die Affen kennen ihn – kaum ist er außer Sichtweite, sausen sie auf den Tisch und klauen, was immer sie zu fassen bekommen.
Auf den Fairways spazieren Herden von Wild, sie leben mit den Affen in friedlicher Koexistenz. Die Affen klauen auch schon mal einen Ball vom Grün, und manchmal stößt ein Adler nieder und holt sich den Ball vom Fairway – sieht ja auch fast aus wie ein Ei!
Einige Schritte weiter sind wir dann im Wald. Ohrenbetäubendes Gezirpe um uns herum, das teils von Grillen, teils von Faltern kommt! Und da sind auch schon die Blutegel. Immer wieder bleiben wir stehen, um die Würmer von unseren Schuhen zu schnicken. Riesige Blätter, Bambus und hohe Bäume um uns herum – und das Zirpen in der feuchten Schwüle. Auf einem Hügel erreichen wir den Bandevi Schrein, eine Pilgerstätte der Einheimischen.
Zurück im Hotel fragt mich einer der Angestellten nach den Blutegeln – und da entdecke ich doch noch so ein Vieh in meinem Strumpf! Panisch ziehe ich den Schuh aus – mitten in der Lobby, und gleich den zweiten, wo noch einer sitzt. Sofort eilen drei Kellner herbei, bringen Salz, das sie auf die Viecher streuen, bringen mir Tissues, um das hervorquellende Blut abzuwischen. Es stellt sich heraus, dass ich den Rest des Abends noch Spaß mit den Bissen habe – aber die Kellner sind rührend besorgt und kümmern sich um mich. Als einer mir dann Pflaster bringt, bekommen wir das leise tropfende Blut in den Griff.
Die ausgeprägte Liebenswürdigkeit begleitet uns auch in den nächsten Tagen. Die Gastfreundschaft und Warmherzigkeit dieser Menschen ist wirklich umwerfend, man fühlt sich überall willkommen und gut betreut.
Für den nächsten Tag hat meine indische Wegbegleiterin eine Fahrt nach Tameel, einer Shopping Area, dann weiter zum Guyeshwani Tempel und schließlich nach Pashupati organisiert. Wir schaukeln im Taxi nach Tameel, stöbern im Bookshop und in ein paar Läden, sind dann aber bald auf dem Weg nach Guyeshwani. Von hier aus können wir über einen Berg bis nach Pashupati laufen, wo uns der Taxifahrer dann wieder in Empfang nimmt.
Wir überqueren einen Fluss, an dem Horden von Affen ihren Spaß haben. Faszinierend wie die Kleinen an den Bäuchen ihrer Mütter hängen, während diese ungeniert große Sprünge machen! An einem Büdchen kaufe ich ein Ticket – die Eintrittspreise sind gestaffelt: Einheimische und Inder bezahlen nichts, Chinesen einen mittleren Betrag und alle anderen doppelt so viel! Den Tempel selbst darf ich nicht betreten – nur die Außenanlagen. M. geht hinein, während ich mich draußen umschaue. Ein Mann teilt Obst an die Affen aus, die in rasant schnellen Sätzen bei ihm sind. Mitten auf dem Weg liegt ein Bulle. Er weiß offenbar, dass das sein gutes Recht ist: Kühe sind auch in Nepal heilig. Deshalb dürfen sie auch ungestört mitten auf der Straße liegen!
Als M. aus dem Tempel kommt, machen wir uns auf den Weg nach Pashupati. Es ist eine schöne Strecke durch Tempelanlagen, den Berg hinauf und dann liegt vor uns die Verbrennungsstätte am Fluss. Das ist ein beeindruckendes Schauspiel. Ein Teil der Asche des Verstorbenen wird in ein kleines Gefäß gefüllt, das dann von einem (kahlrasierten!) Angehörigen in das Flussbett gesteckt wird – zurück zur Erde.
Auch hier darf ich nicht in den eigentlichen Tempel, und als ich auf M. warte, werde ich unfreiwillig zum Fotoobjekt: immer wieder kommen Familien und Mädels vorbei, die unbedingt ein Foto mit mir haben wollen!
In der Abenddämmerung gehen wir zum Parkplatz zurück zu unserem Taxi – was für ein fantastischer Tag!
Teil 2 des Nepal-Abenteuers folgt in Kürze!