Heute lesen Sie hier Gedanken zu Weihnachten von Pfarrer Johannes Matthias Roth.
Diese kleinen hölzernen Wegweiser auf dem Regensburger Weihnachtsmarkt zogen mich unwillkürlich in ihren Bann. Bethlehem nach rechts, Jerusalem nach links, so die neuartigen Wegweiser für die Krippenlandschaft zuhause.
Ich musste einfach für einen Moment stehen bleiben, verweilen, wo einem das gerade jetzt unendlich schwer fällt, wo einen doch alles wieder hetzt und jagt und man den vorweihnachtlichen Feiermarathon mehr schlecht als recht absolviert. Bethlehem? Klar. Die Sache mit der Geburt von Jesus: „Es begab sich aber zu der Zeit, da Kaiser Augustus …“
Aber da steht ja mittlerweile eine neun Meter hohe Betonmauer und trennt die Palästinensergebiete vom Staat Israel. Und das jahrtausendalte Jerusalem, die Stadt mit den gigantischen Stadtmauern? Stimmt! Dahin verschlägt es den erwachsenen Jesus. Dort sollte auch seine Reise –tragisch – enden und die Erlöserkirche auf dem Bild links erzählt schon allein mit ihrem Namen, wie die ersten Christen sein Leben und Sterben deuten.
Doch die Wegweiser ohne Ortsnamen? Ich ahne, mit welcher Absicht der innovative Schnitzer diese jungfräulichen – und da wären wir bei der jungen Frau Maria, der Mutter Jesu – Wegweiser zigfach in den vorweihnachtlichen Handel bringen will. Es ist, als will er uns eindringlich mahnen: Schreiben Sie doch bitte ihren Ortsnamen, ihren Geburtsort darauf. Wenn Gott bei Ihnen Zuhause nicht zur Welt, zum Leben, zum Wirken kommt, heute und jetzt in uns und durch uns wirkt, dann ist das beinahe so wie im Kinderreim: „Advent, Advent, ein Lichtlein brennt … und wenn das 5. Lichtlein brennt, dann hast du Weihnachten verpennt.“ Anders formuliert: Wenn wir nicht bei „Bethlehem“ (aus dem Hebräisch: „Brot-hausen“) stehen bleiben, sondern Gott in unsere Stadt, unser Dorf, unser Haus, unsere Wohnung, ja unseren Stall, unsere Armut, Selbstzweifel, Fehlerhaftigkeit einziehen lassen, Spirit, Geist, Liebe in uns entdecken und dankbar annehmen, dann hat dieser unbeschriftete Wegweiser seinem Namen alle Ehre gemacht:
Ja, er weist wie St. Martin, St. Nikolaus, der Adventskranz, der Christbaum, Abermillionen von Lichterketten und Geschenken mit Tausenden von Weihnachtsliedern auf das unfassbare Wunder der Heiligen Nacht hin, auf das wehrlose, kleine, schutz- und liebesbedürftige Kind in der Krippe, auf die Geburt, den Neuanfang mit uns Menschen
Mein Weihnachtswunsch in Dubai:
„Auf dem Weg nach Bethlehem,
zu deinem Geburtsort,
möge Dich der Engel der Weihnacht begleiten,
dir Mut zu Ruhe und Stille ins Ohr flüstern,
dir Fröhlichkeit eines Neuanfangs ins Gesicht malen,
dir Glauben und Frieden ins kindliche Herz legen,
dir die Liebe echter Verliebtheit spüren lassen,
er ermutige dich, Mensch zu sein,
würdig, verletzlich, offen, kraftvoll.“
Frohe und gesegnete Festtage, ob mit uns in der Kirche, auf der Dhow, in der Wüste oder bei Ihnen Zuhause oder auf Reisen – das wünsche ich Ihnen von Herzen!
Ihr Pfarrer Johannes aus Dubai
…… und vergessen Sie nicht die Wegweiser zu beschriften!
Alle Bilder von Johannes Matthias Roth