Am 28.Mai fand erneut ein Workshop aus der Reihe „Frauenpower- Workshops für Frauen“ statt und zwar dieses Mal auf dem Bateaux Dubai mit einer historischen Dubaitour auf dem Creek.

 

Bateaux Dubai

Bateaux Dubai

 

Wegen diverser Anfragen vom männlichen Geschlecht aufgrund des interessanten Themas waren zu dieser Veranstaltung auch wieder Männer willkommen und auch etliche anwesend.

Gegen 9 Uhr 30 versammelten sich alle Teilnehmer/innen auf dem klimatisierten Unterdeck des Bateaux Dubai und nachdem fast alle anwesend waren begann Alia Al Shamsi mit ihrer Einführung über das historische Dubai. Alia Al Shamsi ist in Deutschland geboren, lebt seit über 25 Jahren in Dubai und ist verheiratet mit einem Emirati. Alia hat deshalb selbst noch viel vom ursprünglichen Dubai erlebt, hat aber auch eine Ausbildung als Tourguide absolviert.

So kamen die meisten ihrer Ausführungen nicht aus einem Tourismusbuch, sondern aus ihrer Erinnerung und aus ihrem Herzen.

Dieser Artikel wurde nach einer Mitschrift der persönlichen Ausführungen von Alia Al Shamsi erstellt, damit alle die dabei waren, die gehörten Informationen nochmals Revue passieren lassen können.
Alle persönlichen Informationen dürfen nicht gewerblich verwendet werden.

 

Alia mit Gästen

Alia mit Gästen

 

Dubai ist eine Stadt, die sich in nur 40 Jahren von einem Perltaucher- und Fischerdorf zu einer Weltmetropole entwickelt hat. Die meisten von uns kennen ja nur das „neue“ Dubai, wo alles so ist, wie wir es aus Europa kennen und manch einer suchte bei seiner Ankunft vergeblich nach dem orientalischen Flair, das man von einer arabischen Stadt erwartet.

Wie wir erfuhren sind wir am Creek den historischen Spuren am nächsten und hier kann man auch heute noch vieles entdecken, was sich lohnt. In dieser Gegend gibt es noch eine Altstadt und hier können Touristen und Expats durch kleinen Gassen und die Souks laufen und bekommen dabei wenigstens noch etwas vom Feeling des alten Arabiens vermittelt.

Der Creek ist ein natürlicher Meeresarm, der die Stadt teilt. Er ist ca.10km lang und ca.300m breit. Circa ist ein Wort, das in Arabien oft gebraucht wird, denn hier ist es nicht üblich genaue Angaben zu machen und außerdem gibt es mehrere Begriffe für eine Sache. Das kennen wir alle ja genau, wenn jemand aus diesem Land eine Zeitangabe macht – ganz sicher kommt er nicht genau zur genannten Zeit, sondern etwas bis viel später. Das ist nun nur eine Antwort auf die Frage: Was ist typisch Arabisch?

Der Meeresarm – der Creek oder Al Khor – spielt eine wichtige Rolle in der Entwicklung der Stadt, denn hier wickelten die vielen Menschen aus verschiedenen Ländern und Kontinenten ihre Handelsgeschäfte ab und siedelten sich später auch entlang des Creeks an. In den 60er Jahren wurde der Meeresarm tief ausgebaggert um auch größeren Schiffen die Einfahrt möglich zu machen.

Im 18. Jahrhundert war Dubai ein kleines Fischerdorf und die Bewohner arbeiteten als Perltaucher. Aber bereits zu dieser Zeit besaß die Stadt eine Flotte von ca. 300 Booten, die in der Saison regelmäßig mit je 18 Mann Besatzung pro Boot aufs Meer hinausfuhren. Die Perltaucherei war ein gefährlicher Job und viele bezahlten den Einsatz auf hoher See mit ihrem Leben. Als Geräte hatten sie nur einen Nasenclip, einen Fingerschutz und Körbe zum Einsammeln der Muscheln. Die Perltaucherei war aber eine sehr lukrative Einnahmequelle, die Anfang des 19. Jahrhunderts versiegte als die japanischen Zuchtperlen auf den Markt kamen.

Bereits zu dieser Zeit war aber Dubai weit über die Grenzen der arabischen Halbinsel hinaus bekannt für die größten Souks überhaupt. Man sprach also bereits damals von Dubai mit Superlativen.

Es gab in dieser Zeit drei Stadtteile, von denen jeder seine eigene Bedeutung besaß. Deira war der Stadtteil der indischen Händler, die dort mit golddurchwirkten Stoffen und Goldschmuck handelten. Bur Dubai war der Stadtteil der iranischen Händler, die sich in diesem Gebiet ansiedelten. Nach ihnen und ihrer Bauweise wurde ein ganzer Abschnitt entlang des Creeks benannt – die Bastakiya. Hier findet man die Urform der Klimaanlage in den so genannten Windtürmen, die das gesamte Baubild dort prägten. Heute sind nur noch wenige davon erhalten, allerdings wurden sie liebevoll restauriert und erhalten.

Ein sehr wichtiger Stadtteil war in den alten Zeiten Shindagha, gelegen auf einer Landzunge zwischen dem Creek und dem offenen Meer. Man gelangte dorthin nur mit kleinen Ruderbooten und im Winter bei Flut war es unmöglich von Deira nach Bur Dubai zu gelangen. Hier in Shindagha befindet sich auch eines der einzigen originalen Gebäude, die bis heute erhalten sind: Das Sheik Saeed Haus.

Die Einwohner von Dubai hatten in dieser Zeit kein sehr einfaches Leben und die einzige Proteinversorgung erfolgte durch Fisch, der auch auf riesigen Sandflächen ausgebreitet und in der Sonne getrocknet wurde. Dies dauerte teilweise bis in die heutige Zeit an, bis sich die Anwohner in den alten Stadtteilen über den „Gestank“ beschwerten.

Datteln waren zu dieser Zeit sehr wertvoll und wurden wie ein Schatz gehütet. Die Datteln kamen als Tauschware mit Beduinen auf Kamelen nach langer Reise aus den Oasen, z.B. aus Al Ain.

Die medizinische Versorgung der Einwohner war nur minimal vorhanden und meistens kümmerten sich ältere Leute wie „Medizinmänner“ darum. Sie verwendeten Kräuter und vor allem das Schröpfen war ein oft angewandtes Allheilmittel, das vor allem junge Männer heute noch gerne verwenden. Auch wurde in dieser Zeit weißer Alaunstein zum Blutstillen verwendet und die Augen von Babys wurden mit schwarzem Kajalstift umrandet – ein Mittel gegen Insekten und Augenentzündungen.

Wasser kam aus Brunnen und man schöpfte es in Blechkanister und transportierte es auf den Rücken von Eseln in die Hütten. Es gab keine Straßen, keine Telefonverbindungen und keinen Strom, aber trotzdem hatte Dubai bereits Berühmtheit als Handelsplatz erlangt, da hier Zollfreiheit herrschte und es im Iran seit Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts hohe Zölle gab.

Im Jahr 1958 wurde Sheikh Rasheed bin Saeed Al Maktoum zum Ruler von Dubai. Er wohnte auch in Shindagha und er stellte auf seinen Rundgängen entlang des Creeks fest, woran es den Menschen fehlte. Er tat deshalb viel, um die Lebensbedingungen der Menschen zu verbessern.

Das Majilis des Rulers befand sich ebenfalls in Shindagha und so kamen viele von weit her und trugen ihm ihre Sorgen vor. Zu dieser Zeit war immer ein Gespräch mit dem Sheikh möglich.

Viele Menschen siedelten sich auf der offenen Meeresseite von Shindagha an und bauten die landestypischen Palmhütten, die Barasti, die im Sommer luftdurchlässig und kühl waren. Gekocht wurde auf offenem Feuer vor den Hütten und sehr oft kam Sheikh Rasheed auf seinen allmorgendlichen Rundgängen vorbei und nahm sich viel Zeit für persönliche Gespräche und trank auch gerne Kahwa (Kaffee) mit den Leuten. Zu dieser Zeit herrschte also ein sehr persönlicher Kontakt zwischen dem Ruler und den Einwohnern der Stadt.

Anfang der 60er Jahre wurde das Erdöl entdeckt und das Leben veränderte sich total, allerdings kam das Land dadurch zu großem Reichtum. Die Ruderboote am Creek wurden durch mit Dieselmotoren betriebene Abras ersetzt und der allgemeine Fortschritt nahm seinen Lauf. In früheren Zeiten wurde Dubai die „Perle des Golfs“ genannt und dieser Name wurde verursacht durch den neu entstandenen Goldsouk mit seinen zahlreichen Geschäften durch den Namen „City of Gold“ ersetzt.

Entlang des Creeks ist aber immer noch etwas aus der alten Zeit zu spüren, hier findet man noch die Seele der Stadt. Hier werden nach wie vor die vielen Dhows aus aller Herren Länder per Hand mit den unterschiedlichsten exotischen Waren be- und entladen und man kann auch Menschen aus allen Nationen sehen und erleben. Diese Dhows fahren zu exotischen Destinationen und haben oft eine lange Reise vor sich. All diese Namen, Gerüche, Eindrücke und Menschen vermitteln auch heute noch das Gefühl, sich in einem orientalischen Märchen zu befinden und zeigen allen, dass der Creek heute noch die Seele von Dubai ist, auch wenn viele denken, dass die Stadt nur aus abgefahrener Architektur, Superlativen sowie Zahlen und Fakten besteht.

 

Damen am Buffet

Damen am Buffet

 

Nach dieser hochinteressanten Einführung von Alia Al Shamsi bedienten sich die Teilnehmer am leckeren Frühstücksbuffet auf dem Bateaux. Kurz danach setzte sich das Schiff in Bewegung und glitt langsam den Creek entlang, wo alle das rege Treiben beobachten konnten.

 

Leben auf dem Creek

Leben auf dem Creek

 

Dabei erklärte Alia noch die einzelnen Gebäude und ihre Geschichte, sprach über die Dhows und das Heritage Village, wo dann das Schiff wendete. Sie sprach von den alten 5-Sterne-Hotels entlang des Creeks und zeigte den Platz nahe des „Chamber of Commerce“, wo bis vor kurzem die Fischer am Ufer saßen und ihre Netze reparierten.

Nachdem das Bateaux wieder festgemacht hatte, las Alia noch aus einem alten Reiseführer vor „Dubai für Deutsche“ aus den 90er Jahren geschrieben von A. Hoogen: „Immer wieder sehe ich Europäer in kurzen Hosen und ärmellosen Tops und frage mich, ob sie eigentlich nicht wissen, welche Herausforderung, wenn nicht sogar Beleidigung eine derartige Kleidung für die Menschen hier darstellt. Verzichten Sie bitte auf jede moralische sowohl als auch sexuelle Provokation! Übrigens auch Männer in Shorts wirken für die Araber lächerlich, da diese den arabischen Unterhosen sehr ähnlich sind.“

Ich bin der Meinung, dass dieser kurze Absatz uns alle zum Nachdenken bringen sollte, vor allem wenn man manchmal Touristen in den Malls beobachtet.

Nach einigen Fragen aus dem Zuhörerkreis bedankten sich alle herzlich bei Alia Al Shamsi für ihren Vortrag, der den Gästen die Seele der alten Stadt näher gebracht hatte, weit weg vom heutigen Glanz und Glamour.

Es war ein interessanter Morgen auf dem Creek mit einem tollen Vortrag mit vielen neuen Informationen, netten Gästen und auf einem wunderschönen Schiff.

Wer sich für eine Tour auf dem Bateaux Dubai interessiert, kann bei Cindy Barth unter cindy.barth@bateauxdubai.com alle Informationen erhalten.

Ich danke Alia Al Shamsi ganz herzlich, dass sie den Teilnehmern dieses Workshops IHR Dubai mit dem Herzen näher gebracht hat und über so viele interessante Details gesprochen hat.

 

Bildergalerie: Bateaux Dubai (Teil 1)

Bildergalerie: Bateaux Dubai (Teil 1)

 

Bildergalerie: Bateaux Dubai (Teil 2)

Bildergalerie: Bateaux Dubai (Teil 2)