Die Anzahl ADHS betroffener Kinder im Alter zwischen 6 und 18 Jahren liegt bei etwa 5 bis 10%. Jungs sind 3 bis 4mal so häufig betroffen wie Mädchen. Lange Zeit glaubte man, dass ADHS ausschließlich im Kindesalter auftritt. Aber bei 30 % der betroffenen Kinder bleiben die Symptome u.U. abgemildert bestehen, oft verbunden mit weiteren psychiatrischen Störungen wie Depressionen, Angststörungen oder Abhängigkeiten.
Erwachsene mit ADHS werden oft erst diagnostiziert, wenn die Diagnose bei einem ihrer Kinder gestellt wird.
Das Aufmerksamkeits-Defizit -Syndrom ist eine neurobiologische Hirnfunktionsstörung oft mit entscheidenden Folgen für das berufliche und private Leben. Als Ursache wird ein Ungleichgewicht einzelner Neurotransmitter mit dadurch gestörter Informationsverarbeitung zwischen verschiedenen Hirnarealen vermutet, die verantwortlich sind für Konzentration, Auffassung und Impulskontrolle. So können neue Informationen weniger gut gefiltert werden, es kommt zu einer ständigen Überstimulation der Betroffenen. Sie können nur schwer zwischen Wichtigem und Unwichtigem unterscheiden und schwer ihre Aufmerksamkeit auf einen Focus richten.
Aufgrund des gehäuften familiären Auftretens ist eine genetische Disposition wahrscheinlich, aber auch Sauerstoffmangel während der Geburt und andere Umwelteinflüsse sollen mitverursachend sein.
Die Symptome für ADHS bei Erwachsenen:
– Aufmerksamkeitsstörungen und Desorganisation: Mangelnde Konzentration bei langem Lesen – Arbeitsanweisungen!
– Schwierigkeiten längeren Gespräche und Vorträgen aufmerksam zu folgen. Bei subjektiv langweiligen, z.B. Routine- Tätigkeiten ist die Ablenkbarkeit noch stärker erhöht. Angefangene Arbeiten werden nicht zu Ende geführt, ständig neue begonnen, was die Entstehung von Mustern verhindert, die für die Strukturierung erforderlich wären. Das bedeutet Unordnung und chaotische Organisation: Die Betroffenen sind nicht multitaskingfähig, haben Schwierigkeiten das tägliche Leben zu organisieren und haben ein schlechtes Zeitmanagement. Sie wechseln häufig ihren Job, unterbrechen ihre Lebenskarriere und oft resultieren daraus sogar finanzielle Schwierigkeiten. Im privaten Bereich sind sie in Beziehungen oft unzufrieden, trennen sich häufiger und haben instabile Freundschaften und auch Probleme, ihre eigenen Kinder zu erziehen.
Reduziertes Selbstwertgefühl und Versagensgefühle sind die Folgen.
– Hyperaktivität: Ist bei Erwachsenen häufig geringer ausgeprägt, kann sich aber in der Unfähigkeit lange sitzen zu bleiben (Flüge, Kino, Vorträge etc.) zeigen. Die Betroffenen wippen oft mit den Füssen oder trommeln mit den Fingern auf die Tischplatte.
-Impulsivität und Affektlabilität: Emotionale Labilität und Übererregbarkeit mit rasch – bis zu mehrmals täglich – wechselnden Stimmungen können spontan auftreten aber auch von außen angestoßen werden. Die Betroffenen reagieren auf alltägliche Stressfaktoren überemotional, sind ungeduldig mit anderen, lassen ihr Gegenüber nicht aussprechen, sind vermehrt irritierbar, haben eine reduzierte Frustrationstoleranz und neigen zu riskantem Autofahren.
Andererseits:
Erwachsene mit ADHS haben oft eine hohe Kreativität und Fähigkeit zu assoziativem Denken. Bei sie interessierenden Aufgaben können sie oft extrem intensiv und ausdauernd sein und werden oft zu Spezialisten. Sie sind sehr sensitiv für zwischenmenschliche Schwingungen, können sehr emphatisch, enthusiastisch und spontan sein.
Was ist zu tun?
Als erstes sollten Menschen mit solchen ‚Eigenarten‘ akzeptieren, dass sie Hilfe brauchen, damit überhaupt die Diagnose gestellt werden kann.
Es gibt verschiedene therapeutische Möglichkeiten, wie z.B. Konzentrations- und Selbstorganisationstraining und Konfliktmanagement . In schwereren Fällen kann auch eine medikamentöse Behandlung erforderlich sein.
Fast alle therapierten Erwachsenen mit ADHS berichten über eine vollständige Veränderung in ihrem Leben mit einer erfüllenden Beziehung und einem erfolgreichen Berufsleben.
Wenn Sie Fragen zu diesem Thema haben wenden Sie sich bitte an Frau Dr. Jutta Marquardt, Senior Consultant in Neurologie im German Neuroscience Center. Weitere Infos unter http://gnc.expataktuell.com/dr-jutta-marquardt/ oder unter http://gnc.expataktuell.com/kontakt/