Ich traf Leonardo Montoya zum ersten Mal bei der Eröffnungsveranstaltung vom RAK Fine Arts Festival Anfang Februar und war begeistert von seinem Bild „Hope has Feathers“.

Seitdem habe  ich mich immer mehr mit seiner Geschichte und seiner Kunst beschäftigt und so will ich Ihnen diesen interessanten und sehr sympathischen Künstler aus Süd-Amerika heute vorstellen.

Leonardo arbeitet momentan in einem Atelier im Gebäude der Sheikh Saud bin Saqr Al Qasimi Foundation for Policy Research, wo er als Artist-In-Residence drei Monate Leben und Arbeiten in Ras Al Khaimah im Rahmen des RAK Fine Arts Festivals gewonnen hat. In diesem Atelier habe ich ihn vor kurzem besucht.

Leonardo wurde 1972 in Medellin/Kolumbien geboren und wuchs mit 2 Geschwistern in einer Umgebung der Gewalt auf, denn zu dieser Zeit herrschte dort fast Bürgerkrieg, die Kartelle beherrschten die Stadt und machten Medellin zur gefährlichsten Stadt der Welt.

Als er 12 war wurde er der Mann im Haus, denn sein alkoholkranker Vater hatte die Familie verlassen und die Mutter musste das Geld verdienen mit Putzarbeiten und einem kleinen Shop. Bevor dies geschah musste Leonardo nicht nur einen Krieg auf der Straße erleben, sondern auch einen Krieg im Haus, so dass er eigentlich immer in Angst lebte.

Seit er denken kann beschäftigte er sich mit Kunst – er schaute bereits in ganz jungen Jahren Kartoons an und zeichnete die Charaktere nach, was ihn bis heute begleitet.

Bereits mit 12 Jahren besuchte er eine Art School  bis zu seiner Graduierung, wo er jedes Semester eine andere Technik lernte. Er war ein sehr guter Student an der High School, die er 1990 verließ, 1991 hatte er bereits seine erste Ausstellung. Danach machte er Portraits und bekam bei einer Radio-Station seinen ersten Job als DJ für 2 Jahre. Anschließend arbeitete er dort als Freelancer und dann an der University of Antioquia, wo er Bilder für medizinische Bücher anfertigte.

1992 nahm er an einem Wettbewerb teil, den er dann auch gewann und Geld bekam. Im Rahmen des Wettbewerbs gestaltete er ein Wandgemälde für ein Theater, das 7 m lang und 2,5 m breit war. Es ging dabei um die Geschichte der Movies und er designte es wie eine Filmrolle mit verschiedenen Hollywood Filmen. Dieses Gemälde ist bis heute erhalten.

1998 verließ er seine Heimat in Richtung USA – „looking for the American dream“. 2003 wurde er dort Resident und vor 7 Jahren bekam er die US-amerikanische Staatbürgerschaft.

Zuerst lebte Leonardo in Florida, dann ging er für  3 Jahre nach New Jersey, weil er nahe New York leben wollte. 2001 als die Twin Tower zerstört wurden änderte sich das gesamte Ambiente der Stadt und die geistige Einstellung  der Menschen. So ging auch Leonardo wieder zurück nach Florida und lebt dort nun in einer sehr facettenreichen Community.

2002 gewann er den Hispanic Heritage Poster Contest und designte dabei ein Poster für die Hispanic Yellow Pages über das lateinamerikanische Erbe.

Seit er in den USA lebt ist er fast nur als Künstler tätig, manchmal nur mit einem kleinen Nebenjob wie z.B. als Parfumverkäufer.

Die in seiner Kunst vertretenen Themen zeigen kulturelle Vielfalt, Gleichstellung der Geschlechter, Migration und die Stärke von Frauen. Seine Kreationen  sind  „ein wenig retro“ und spiegeln auch Elemente der Nostalgie wider, die überlebensgroße Charaktere darstellen.

Seit 2015 begann er mit seiner Diva-Kollektion eine Reihe von Ausstellungen, die den Charakter der weiblichen Figur hervorheben, voller lebendiger Farben und dreidimensionaler Effekte – basierend auf experimenteller und Mix-Media-Kunst.

Leonardo malt hauptsächlich Frauen, weil seine Kindheit und Jugend nur von Frauen beeinflusst war und er überhaupt keine einzige gute Erinnerung an seinen Vater hat.

2018 nahm er zum ersten Mal am RAK Fine Arts Festival teil – mit seinem berühmten Audrey Hepburn Bild. Dabei hatte er viele Komplikationen zu bewältigen, weil er dieses Bild bereits verkauft hatte als er erfuhr, dass sein Bild beim Festival angenommen worden war. So malte er es zum zweiten Mal – diesmal auf Leinwand und schickte es zur Sheikh Saud bin Saqr Al Qasimi Foundation for Policy Research. Er kam auch selbst zum Festival – allerdings nur für drei Tage.

Nach ca. 6 Monaten wurde er von der Foundation zum “Artist of the Year” erklärt und sein Bild wurde zum Gesicht des RAK Fine Arts Festivals 2019. 2019 kam er dann wieder und stellte drei verschiedene Gesichter einer Local Lady aus. In diesem Jahr gewann er dann auch die „Residency Period“  für 3 Monate – eigentlich für das Jahr 2020.

Leider kam dann Corona dazwischen und er trat aufgrund der Situation die Reise nicht an, stellte aber auch wieder Bilder aus.

Nun kam er im  Jahr 2021 wieder mit einem neuen Bild nach RAK und verbringt jetzt hier seine „Residency Period“  bei der alle Ausgaben von der Foundation übernommen werden.

Dieses Programm wird von der Foundation für alle Arten von Künstlern fortgesetzt, um die lokale und internationale Kunstszene zu fördern.

Auf meine Frage, was er hier in den VAE am meisten liebt, kam spontan als Antwort: „Die Menschen! Die Vielfalt, die Art wie sie leben und arbeiten etc.“ Er liebt aber auch die Wüste, die Kamele, die Falken und die Berge, denn Ras Al Khaimah erinnert ihn ein wenig an seine Heimatstadt Medellin, die auch in einem Tal liegt.

Sein Fokus als Künstler gilt der Vielfältigkeit, der Stärkung der Frauen und der Unterstützung der Globalisierung als Weg in die Zukunft. Dazu sagte er:„ In einer Welt voller Technologie haben wir Zugang zur gesamten Welt und wir reißen Barrieren nieder“. Und dafür steht auch seine Kunst.

Zum Schluss gab er mir noch einen seiner  Gedanken mit auf den Weg „Ich glaube, dass der beste Weg, das Leben zu verstehen darin besteht, zu akzeptieren, dass wir alle gleich sind, weil wir alle verschieden sind.“

Leonardo wird noch bis Ende April in Ras Al Khaimah leben und arbeiten. Dabei führt er Workshops durch, kreiert mehr Kunstwerke von lokalen Frauen in seinem temporären Atelier und unterstützt die lokale Community durch seine Kunst.

Auch ist er immer wieder in Al Jazirah Al Hamra beim RAK Fine Arts Festival (http://www.rakfinearts.ae/) anzutreffen. Lernen Sie diesen südamerikanischen Künstler hier in den Emiraten kennen oder schauen Sie unter http://leonardomontoyart.com/