Heute berichtet der deutsche Journalist Wolfgang Stephan über das Lusail-Stadion, das als modernste Spielstätte der Welt gilt – Gigantismus in Vollendung!

1,8 Millionen Ticketanfragen sind bei der FIFA für das morgige Endspiel eingegangenen – aber nur 89.966 Zuschauer kommen in den Genuss dieses Spiels, das als Traumfinale dieser WM gilt. Argentinien gegen Frankreich im zur Zeit modernsten Stadion der Welt, direkt am Persischen Golf.  Mehr geht nicht.

Gigantisch, das ist der erste Eindruck beim Besuch des Lusail-Stadions, das 20 Kilometer außerhalb der City von Doha für die WM entstanden ist  – in einem ganz neuen Stadtteil, der am Reißbrett von deutschen Planern konzipiert wurde. Beide Projekte stehen für den Gigantismus im Emirat, das Stadion soll rund 662 Millionen Euro gekostet haben, bezahlt vom Emirat Katar und ebenfalls  gebaut – wie alle anderen sieben WM-Stadien auch – mit  Arbeits-Migranten, von denen viele nach Angaben von Amnesty International lange unter „sklavenähnlichen Zuständen“ gelitten haben sollen.

Star-Architekt Sir Norman Foster, der auch bei der Planung am Reichstag in Berlin tätig war,  hat den Fußball-Tempel entworfen, angelehnt an das Design einer arabischen „Fanar“-Laterne, deren Licht- und Schattenspiele er bieten soll, so steht es in der Beschreibung von Foster+Partners.
Auffallend ist das schräge Dach, das aus einem Kunststoff gestaltet wurde, der angeblich den Lichteinfall zulässt, der für das Rasenwachstum benötig wird. Die Fassade des Stadions wurde aus 4.200 dreieckigen Aluminiumplatten hergestellt und gibt dieser Spielstätte den goldenen Glanz, den die Argentinier und Franzosen dann veredeln müssen.
Danach hat das Stadion ausgeglänzt, es soll schon bald nach der Weltmeisterschaft umgebaut werden. Es soll zwar weiterhin Fußball gespielt werden, aber in einem deutlich verkleinerten Stadion. Der obere Rang ist komplett rückbaubar und soll andernorts als Zuschauertribüne wieder aufgebaut werden. Katar hatte angekündigt, Teile der Stadien an afrikanische Länder zu verschenken. In das rückgebaute Stadion sollen medizinische Einrichtungen, Schulen und Büros einziehen, alles in einem grünen Park für die 200 000 Menschen in dem neuen Stadtteil.
Lusail City wurde am Reißbrett entworfen und ist ein neuer Stadtteil Dohas, der auf einer 3.500 Hektar großen Fläche entlang des Persischen Golfs entstanden und fast fertig ist. Geplant und entworfen unter anderem von der deutschen Dorsch-Gruppe. Ein Stadtteil in dem es alles gibt, was den Zielen einer Weltstadt entsprechen soll: Bürotürme, Krankenhäuser, Häfen, zwei Golfplätze, fünf Stadien, einen Gewerbepark für Energieunternehmen, Einzelhandelsflächen, Schulen, Moscheen, medizinische Dienstleistungen, Sport, Unterhaltung, öffentliche Alleen, Erholungsgebiete, 22 Hotels, Kulturzentren und Einkaufszentren. 200 000 Menschen sollen hier wohnen, 160 000 arbeiten und täglich 90 000 Besucher kommen.
Smart-City ist ein Leitgedanke des Projekts, die Planer sprechen von einer „intelligenten Stadt“.  In dem Stadtteil soll alles realisiert sein, was es derzeit weltweit an neuen Techniken gibt. Von einer überall zu nutzenden Kommunikationstechnik, über Energieeffizienz, eines der weltweit größten zentralen Kühlsysteme mit 175 km Rohrleitungen, einem Abfallrecycling-Netzwerk und ein kostenloser öffentlicher Nahverkehr mit Anschluss an das Metrosystem Dohas.
Das gibt es auch: Für die 89.000 Zuschauer bei den zehn WM-Spielen im Lusail-Stadion hat man eine eigene Busspur durch den Ort bis zur Stadt-Autobahn geschaffen.