Dr. Susanne Grothey ist Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe sowie Hormon- und Stoffwechseltherapeutin. Sie besitzt eine eigene große Praxis in Deutschland und kommt seit 2012 regelmäßig nach Dubai um hier ihre Patientinnen zu betreuen und beraten.

Heute berichtet sie für Expat Aktuell über eine Urlaubsreise nach Malaysia, die sie nachhaltig beeindruckt hat.

Vor kurzem unternahm ich mit meiner Familie eine Urlaubsreise nach Malaysia, die für mich zum absoluten Wake-up-Call wurde.

Malaysia- ein Inselstaat im südchinesischen Meer versprach tropische Vegetation mit unendlichen Regenwäldern, traumhaft schöne, weiße Sandstrände und eine Vielfalt an Flora und Fauna.

 

Kuala Lumpur

Kuala Lumpur

Schon beim Landeanflug auf Kuala Lumpur (KL) sah ich endlose Palmen, doch dann wurde ich stutzig- warum in aller Welt standen diese Palmen in Reih und Glied? Ich vergaß bzw. verdrängte diese Frage bei dem Anblick der überwältigenden Skyline von KL, den Twin Towers, den zahlreichen Gerüchen und Eindrücken, die beim Spazierengehen durch die Straßen auf mich einströmten.

 

Straße in KL

Straße in KL

Die Menschen dort waren extremst hilfsbereit und freundlich, bis ich versuchte, meinen Plastikteller, worauf ich mein Streetfood gegessen hatte wegzuschmeißen. Ich hatte versucht meinen Teller im Mülleimer eines anderen Streetfood-Anbieters zu entsorgen, der mich auf übelste Weise beschimpfte und mir sagte, dass er für die Müllabfuhr eine Menge Geld bezahlen müsste. Zu diesem Zeitpunkt ahnte ich noch nicht, was ich im Laufe meines Aufenthaltes alles über Plastikmüll hier erfahren würde.
Eines jedoch fiel mir kurz nach diesem Ereignis auf, dass an jedem Restaurant ein Schild hing: „no plastic straws“. Auch im Hotel gab es nicht wie gewohnt Plastik-Flaschen mit Wasser, sondern wiederverwertbarere Glasflaschen.
Jeder der auf Facebook ist hat mit Sicherheit die Videos gesehen über Plastikmüll im Meer, die nur allzu oft dort gepostet werden. Aber bislang hatte ich noch nicht die direkte Konfrontation damit.
Auch diesen Gedanken schob ich zunächst zur Seite und schlenderte durch die zahlreichen Shopping Malls die KL bietet. Als ich zu einem ´Healthy Store` gelangte, ahnte ich schon Böses und wollte die Wahrheit wissen…. Und ohne lange danach zu suchen, fand ich sie: im Kühlregal ganz vorne fand ich abgepackt die in Scheiben geschnittenen Nashörner von afrikanischen Rhinos- ganz unverhohlen- ohne mit vorgehaltener Hand danach fragen zu müssen. Ich war entsetzt!!! Warum werden solche Läden nicht einfach zugemacht?

 

Rhino-Hörner

Rhino-Hörner

Vielleicht weil der gerade neu gewählte Premierminister von Malaysia 92 Jahre alt ist und andere Probleme hat? Ich weiß es nicht.

Nach drei Tagen flogen wir nach Langkawi- ins Four Seasons Hotel mit versprochenem Traumstrand.

 

Strand

Strand

 

Dort angekommen, erkannte ich nun, warum der Streetfood-Händler so erbost war und wogegen die Malaien kämpften – Plastikmüll wohin das Auge reichte.
Ich stand da, an einem der schönsten Strände der Welt und weinte.
Am nächsten Morgen war der Spuk wie weggeblasen. Das Hotel hatte eigene Maschinen entwickelt um den Müll vom Strand zu entfernen und diese waren zweimal pro Tag- abhängig von der Strömung- im Einsatz. Dennoch war es an zwei Tagen nicht möglich im Meer zu schwimmen, weil wir ansonsten von Plastik und Müll mit den Wellen erschlagen worden wären.

 

Verschmutzer Strand

Verschmutzer Strand

 

Mit viel Wehmut verließen wir diese Insel, um nach Sarawak zu fliegen. Dort nahmen wir an einem Sanktuary Programm für Orang-Utans in Matang teil.
Wir lebten mitten im Urwald zusammen mit den anderen Leuten, die in dieser Organisation tätig waren und von denen wir die grausame Wahrheit über die Vertreibung dieser wundervollen Tiere erfahren haben.

 

Sarawak Sanctuary Programm

Sarawak Sanctuary Programm

 

In Malaysia und auch auf Sarawak werden die Urwälder gnadenlos gerodet, damit Palmplantagen zur Gewinnung von Palmöl angebaut werden können. Die dort lebenden Spezies wie Orang-Utans, Nashörner oder andere Tiere werden auf grausame Art und Weise vertrieben, zum Teil mit Säure übergossen oder abgeschossen. Dazu muss man wissen, dass Orang-Utan- Babys bis zu ihrem 12. Lebensjahr bei ihrer Mutter bleiben, um Überlebensstrategien für den Urwald von ihr zu erlernen.

 

Orang-Utan im Urwald

Orang-Utan im Urwald

Wussten Sie, dass diese Affen jeden Tag in den Gipfeln der Bäume ein neues Nest bauen, um dort zu übernachten – aus Vorsicht vor dem Schlafengehen wegen der anderen gefährlichen Tiere? Wenn die Mutter nun erschossen wird, damit Palmöl-Plantagen angebaut werden können anstatt des Urwalds bleibt das Junge allein und wenn es Glück hat, wird es von einer Organisation gefunden und aufgezogen. In diesen Institutionen werden die Affen groß gezogen und auf eine eventuelle Freilassung wieder zurück in die Wildnis vorbereitet.

 

Erwachsener Orang-Utan

Erwachsener Orang-Utan

Wir halfen dabei mit, indem wir das Futter für diese herrlichen Geschöpfe auf besondere Art und Weise verpackten- damit sie mental etwas zu tun haben. Stundenlang nähten wir Säckchen gefüllt mit Futter auf verschiedenste kniffelige Art und Weise zu. Anschließend durften wir ihnen die Futtersäckchen zuwerfen und wir waren gespannt, wie lange es dauern würde, bis es ihnen gelang, diese zu öffnen. Es war faszinierend ihnen zuzuschauen und todmüde von den Eindrücken des Tages fielen wir in unserer unterkühlten Unterkunft in den Schlaf.

 

Futter-Vorbereitung

Futter-Vorbereitung

 

Nach einem weiteren Tag ging es weiter nach Tioman- ein Geheimtipp eines Freundes von mir- und dort schien die Welt noch in Ordnung- kaum Plastikmüll, traumhaft klares Wasser und wunderschöne Strände, was uns alle ein wenig aufatmen ließ.

Aber auch dort galt das Verbot von Plastikstrohhalmen (wer braucht das eigentlich????) und es wurden nur Glas-Flaschen angeboten.

Malaysia- das war ein Urlaub, der mein Konsumverhalten zu Hause nachhaltig beeinflusst hat.
Das Erste, was ich daheim gemacht habe war eine App herunterzuladen, die mir die Inhaltsstoffe jedes Produktes, was Palmöl und andere schädliche Stoffe enthält anzeigt. Ich war entsetzt, als ich die Produkte in meinem Badezimmer durchscannte!
Ich habe sodann alle Produkte in meiner Praxis durch biologisch abbaubare Substanzen so weit wie es die Hygiene-Vorschriften zulassen ersetzt und vermeide Plastik in meinem privaten Haushalt, wo immer ich es kann – und man kann!!!!!!
So will ich mit Obamas Worten schließen: „YES- WE CAN!!!!!!!“

 

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