Hier finden Sie den ersten Bericht des deutschen Journalisten Wolfgang Stephan zur deutschen Fußball- National-Mannschaft. Dieser Artikel stellt den Auftakt für eine interessante Kolumne dar, die Sie während der gesamten WM regelmäßig in Expat Aktuell lesen können, denn Wolfgang Stephan ist ab 18. November vor Ort und erlebt Spiele und Stimmung in der Stadt hautnah.

Bundestrainer Hansi Flick startet mit 26 Mann in die umstrittene WM in Katar.

 „Es wird keine großen Worte geben“, sprach Hansi Flick am Montag vor der Abreise gen Mittleren Osten. Zunächst in den Oman zum Kurztrainingslager, bevor es anschließend  am Donnerstag nach Katar geht. Die umstrittene WM beginnt am Sonntag, Deutschland hat am Mittwoch gegen Japan den ersten Auftritt. Danach folgt das Spiel gegen Spanien.

„Die Sonne wird helfen, die Körner aufzufüllen“, sagte Flick zum Start in den Oman. Bis zuletzt war über die Nominierung von Mats Hummels, Robin Gosens, Marco Reus und Mario Götze spekuliert worden. Aus dem Quartett der erfahrenen Nationalspieler hat es aber nur der Frankfurter Mario Götze in den Kader geschafft. Der in Mailand spielende Gosens habe zuletzt zu wenig Einsätze gehabt und die Verletzung von Marco Reus sei noch nicht ausgeheilt, begründete Hansi Flick gestern die Nicht-Nominierung. Dass er sich bei Mats Hummels besonders schwergetan habe, war deutlich zu spüren, weil der in einer „hervorragender Form“ sei. Gleichwohl habe er sich mit Blick auf die Zukunft gegen den 33-Jährigen entschieden, sagte der Bundestrainer. Für Mario Götze dagegen spreche die aktuelle Form und die Tatsache, dass der Frankfurter zuletzt mit den internationalen Einsätzen einer hohen Belastung Stand gehalten habe. Flick: „Dass Mario ein genialer Fußballer ist, wissen wir alle.“

Vom verletzungsbedingten Ausfall von Timo Werner (Leipzig) und Lukas Nmecha (Wolfsburg) profitieren Niclas Füllkrug und der erst 17jährige Youssoufa Moukoko. Der Bremer Füllkrug kann als klassischer Mittelstürmer spielen und hat mit seinen derzeit zehn Bundesliga-Toren seine Treffsicherheit unter Beweis gestellt. Flick: „Er hat das Momentum auf seiner Seite.“
Das gilt aber auch für Moukoko, den Flick als eine Option für die Zukunft sieht. Dass Armel Bella Kotchap (FC Southampton) als Abwehrspieler ebenso wie der Leipziger Lukas Klostermann und der Freiburger Christian Günter den Sprung ins Aufgebot schaffen, war zu erwarten, der große Rest war schon seit Tagen klar.

Das Fundament für diese WM bildet der Bayern-Block mit Manuel Neuer, Leon Goretzka, Joshua Kimmich, Jamal Musiala, Serge Gnabry, Leroy Sane und Thomas Müller, die alle Chancen haben, beim deutschen WM-Start am 23. November gegen Japan auf dem Feld zu stehen. Dazu kommt der gesetzte Abwehrchef Antonio Rüdiger (Madrid).

Müller und Rüdiger, die zuletzt angeschlagen waren, sollen zur WM wieder fit sein. Bei Rüdiger habe er überhaupt keine Bedenken, sagt Flick und Müller habe sich noch nie so gut auf ein Turnier vorbereiten können. Offen sind noch die Positionen auf den defensiven Außenbahnen, um die sich Lukas Klostermann, David Raum (beide Leipzig) und Christian Günter (Freiburg) streiten. In der Offensive ist Kai Havertz (Chelsea) auch immer eine Option.

„Wir haben einen sehr guten Kader“, stellte Flick fest, insbesondere in der Offensive freue er sich über die Möglichkeiten, die sich ihm für den jeweiligen Matchplan bieten. Auch ohne den mal wieder verletzten Marco Reus verfügt Flick über eine Auswahl, die höchsten Ansprüchen genügt. Leroy Sané und Serge Gnabry reisen in bester Form zur WM. Jamal Musiala ist derzeit einer der aufregendsten Fußballer des Planeten und dann gibt es mit Mario Götze noch einen Spieler im Kader, der für eine der außergewöhnlichsten Geschichten sorgen könnte. Gleichwohl sind die Außenbahnen international nicht gut besetzt. Deutschland ist in Katar keiner der Top-Favoriten, aber mit Glück und Können ist das Halbfinale drin.

Freilich: Der Bundestrainer machte bei der Kader-Präsentation aber auch deutlich, dass es in Katar um mehr als nur Fußball gehen werde. „Die jüngsten Äußerungen machen mich fassungslos und sprachlos“, sagte Flick, mit Blick auf die diskriminierenden Aussagen des katarischen WM-Botschafter Khalid Salman, der in einem ZDF-Beitrag Homosexualität als „geistigen Schaden“ bezeichnet hatte. Flick: „Wir müssen Augen und Ohren offenhalten und dürfen uns nicht wegducken, dafür steht der DFB.“  

Gleichwohl hoffe er, dass seine 26 Spieler die Chance haben, sich auf Fußball zu konzentrieren.

Spieler- und Trainer-Bilder von Thomas Böcker/DFB