Ein Expat zu werden oder zu sein – das kann toll und beängstigend zugleich sein. Ein neues Leben aufzubauen, weit entfernt von der Heimat und der vertrauten Umgebung, ist spannend im Positivem und im Negativem und neben den Veränderungen im Umfeld muss auch das Gehirn sich and die neue Situation anpassen.

Unser Gehirn

Unser Gehirn

Neben der neuen Umgebung, der Gesellschaft, dem Klima, den Institutionen, der Sprache, dem Essen und dem Trinken, muss man wieder eine neue Routine aufbauen oder die alte anpassen. Dies passiert auf individueller Ebene, aber betrifft auch die Beziehung zum Partner, zu den Kindern, zu der Familie und den Freunden die man zurück lässt. Auch muss man sich arrangieren mit der alten Gesellschaft, die man vermisst und der neuen in die man integriert werden will und in der man sich wieder einen Status oder eine bestimmte Position aufbauen will. All diese Anpassungen – und sogar nur der Gedanke daran – müssen im Gehirn verarbeitet werden und das kostet Energie. Auf der einen Seite nimmt das Denken zu, da man konstant Situationen abwägen, neue Perspektiven oder Lösungen finden und Entscheidungen fällen muss. Auf der anderen Seite produziert das Gehirn allerlei Emotionen, zum einen natürlich die Spannung aber auch Glück über das neue Dasein, Trauer um das was man zurücklässt, Angst um die Zukunft und die eigene Anpassungsfähigkeit – und manchmal auch Wut oder Widerstand. Diese Emotionen sind zum einen evolutionair gesehen wichtig, da sie uns Informationen geben und Richtung weisen welches Verhalten sinnvoller wäre, aber diese Emotionen können auch stagnierend wirken und unser Verhalten und daher unsere Anpassung, hemmen. Dies kann zu mehreren Problemen führen, die nicht nur das Individuum, sondern auch dessen System, die Familie, beeinflussen können, bis hin zu psychologischen und körperlichen Beschwerden.
Natürlich ist es schwer, Familie und Freunde hinter sich zu lassen, ohne sich einsam oder vielleicht auch schuldig zu fühlen. Menschen können sich selbst einsam fühlen, auch wenn sie schon Freunde gemacht haben, soziale Anlässe besuchen oder gut mit Kollegen auskommen. Einsamkeit ist das lästigste der Expat-Probleme, da dieses Gefühl zusammenhängt mit Trauer und daher im Gehirn länger dauert um verarbeitet zu werden. Trauer bedeutet fürs Gehirn, dass es seine Vostellung über den anderen, sich selbst und den Bezug bzw die Beziehung verändern muss. Daher ist es wichtig, dass die Erinnerungen zwischen Kurz- und Langzeitgedächtnis hin und her geschoben werden, und dass wir viel zurückdenken an das worüber wir trauern. Das Ziel des Gehirns durch diese konstante Analyse und Evaluierung des Verlorenen ist dazu da dem Verlorenen einen neuen Platz, einen neuen Bezug und eine neue Bedeutung zu geben, die aber auch eine gewisse Art von Stabilität impliziert. Suchen Sie nach den Punkten, die sie mit ihrer Familie und ihren Freunden verbinden und diese sollten mehr ausmachen als nur Faktoren wie zum Beispiel physische Distanz, Kontakt oder Zeit.

Dr. Fabian Saarloos

Dr. Fabian Saarloos

Wenn man lange Zeit nicht mehr mit Freunden gesprochen hat, aber beim nächsten Treffen gleich weiter machen kann, als ob man nie getrennt gewesen wäre, dann hat die Beziehung eine tiefere Bedeutung oder Gemeinsamkeit und dann spricht man von einer “echten” Freundschaft, sogar von Verwandtschaft.
Sicher wird man als Expat oft konfrontiert mit der Redewendung “Aus den Augen, aus dem Sinn”, und Sie werden sehen, dass auch bei Familie und Freunden nach ihrer Trauer über den Verlust das Leben wieder weitergeht. Das wichtige ist die Qualität der Beziehung (also die Tiefe, die Gemeinsamkeiten, die Wärme, die Geborgenheit), nicht die Quantität (Zeit, Abstand, Kontaktmomente etc)! Setzen Sie darauf! Und sprechen Sie über ihr Gefühl auch gegenüber denen, die Sie vermissen, denn Bestätigung verbindet und vertieft die Beziehung!
Das Aufbauen eines Soziallebens ist eines der Probleme, mit denen viele Expats konfrontiert werden. Freundschaften und Beziehungen aufbauen und wissen wann was organisiert wird, das ist schwer in einer neuen, großen, fremden Stadt, vor allem wenn man gerade umgezogen ist und noch beschäftigt ist mit dem was man hinterlassen hat. Gerade ein gutes soziales Umfeld braucht man unbedingt, wenn man viele Eindrücke verarbeiten muss, deshalb ist es umso schwerer auf der einen Seite Abschied zu nehmen von den alten Freunden bzw. Bekannten und auf der anderen Seite nach neuen Freunden suchen zu müssen.
Trotz Social Media und anderen Kontaktforen kommt man nicht darum herum doch die Umgebung zu erkunden und Leute im neuen Umfeld kennen zu lernen. Fragen Sie einen Kollegen oder Nachbarn oder in der Schule Ihrer Kinder, ob bzw. wo Aktivitäten in der Umgebung organisiert werden. Suchen Sie im Internet nach Clubs etc bei denen Sie sich anschließen können, zum Beispiel meetup.com oder internations.com.
Die größte Sorge betrifft meistens die Kinder: Sind sie gücklich und können sie sich anpassen an die neue Umgebung? Kinder haben es durch die Anpassungsfähigkeit ihres Gehirns während der Entwicklung viel leichter sich anzupassen! Dies benötigt aber eine gute Umgebung, denn das Kind baut seine Innenwelt mehr in Interaktion mit dem Umfeld aus als Erwachsene. Suchen Sie nach einer Umgebung, in der viel Altersgenossen oder Gleichsprachige leben, dann kann ihr Kind sich schneller an eine Gruppe anschließen. Suchen Sie eine stimulierende und bestätigende Umgebung, die viel Aktivitäten und Abwechslung bietet (z.B. Pool, Parks, Sport, etc), damit ihr Kind viel positive Erfahrungen machen kann und an dieses Umfeld knüpft. Die Deutsche Schule kann hierbei sehr hilfreich sein, da sie neben den sozialen Aspekten auch die edukativen Vorteile bietet (vor allem wenn man re-migrieren oder ein Studium bzw. eine Arbeit in einem deutschsprachigen Land will).

Dr. Fabian

Dr. Fabian

Wenn Sie mit Integrations-Problemen kämpfen oder wenn Sie eine Frage zu einer ähnlichen Problematik haben, wenden Sie sich an Dr. Fabian im German Neuroscience Center unter 04 429 8578.
Er wird Ihnen ganz sicher helfen und einen Weg aus Ihren Problemen zeigen!