Gestern bekam ich vom in Dubai lebenden Hans Genthe einen erschütternden Bericht incl. eigener Bilder über einen gestrandeten Öl-Tanker zugeschickt, dessen Rest-Besatzung sich seit über 3einhalb Jahren unter schlimmsten Bedingungen an Bord befindet. Über diesen Fall hat auch vor kurzem erst der National berichtet.

Nach 43 Monaten auf See ist der Öl-Tanker IBA am Morgen des 24. Januar an der Küste von Um Al Quwain gestrandet. Bei Wind von nur ca. 16 Knoten löste sich der Tanker von seinen beiden Ankern und trieb auf Grund – rund 50 Meter vom Land entfernt. Der 100 Meter lange und 18 Meter breite Tanker liegt idyllisch am Strand der ansonsten ruhigen Küste des kleinen Emirats Um Al Quwain.

Fünf Handelsmatrosen an Bord der MT IBA haben 43 Monate auf See verbracht – davon 32 Monate ohne Bezahlung – seit der Eigentümer des Tankers, Alco Shipping Services, in einer finanzielle Krise steckt. Der Eigentümer hat den Tanker mit Ballastwasser an Bord aufgelegt und eine Notbesatzung an Bord gelassen, da das Seerecht besagt, dass kein Schiff auf See unbeaufsichtigt gelassen werden darf. Die Besatzung hofft nun, dass sie nach dreieinhalb Jahren auf See endlich nach Hause zurückkehren kann. Zwar wurde die IBA auf dem Ankerplatz 2 Meilen vor der Küste mit Diesel, Frischwasser und Lebensmitteln versorgt, aber die regelmäßigen Lieferungen wurden durch die Pandemie stark eingeschränkt.

Die Matrosen überlebten mit begrenzten Rationen von Reis und Kichererbsen. Die Wohltätigkeitsorganisation Mission to Seafarers setzt sich seit zwei Jahren für die südostasiatischen Seeleute ein, um sie in ihre Heimat zurückzubringen. Die Besatzung besteht aus einem Inder, drei Pakistani, einem Sri Lankan und einem Seemann aus Myanmar. Mitglieder der Besatzung berichteten Human Rights at Sea, dass ihnen mit einem Strafverfahren gedroht wurde, sollten sie ihre Bedenken bei einer lokalen Behörde melden. Sie sagten, es seien auch Drohungen bezüglich ihrer Karriere ausgesprochen worden. Darüber hinaus wurde der Besatzung in den letzten sechs Monaten der Zugang zu medizinischer Behandlung verweigert. Mehrere Besatzungsmitglieder leiden seit Februar 2017 an nicht diagnostizierten Hautkrankheiten.

„Wir versuchten, die Motoren zu starten und zurückzufahren, aber der Wind war sehr stark und wir konnten das Schiff nicht kontrollieren“,  berichtet der Chefingenieur des Schiffs. „Es gibt keinen Deckoffizier an Bord. Wir wussten, dass der Anker gebrochen war, aber wir wussten nicht, was wir tun sollten.“

Bei günstigen Bedingungen soll der nur 13 Jahre alte Tanker 60 Kilometer südlich nach Dubai Maritime City geschleppt werden. Dort wird die Besatzung zum ersten Mal seit 2017 wieder an Land gehen. Der Eigner schuldet der Besatzung die Heuer von mehr als 170.000 Dollar, die nur gezahlt werden kann, wenn das Schiff verkauft wird. Der unter panamesischer Flagge fahrende Tanker wird auf einen Wert von 2 bis 4 Millionen Dollar geschätzt.

„Die Behörden sind informiert und wir arbeiten zusammen mit dem Katastrophenzentrum in Um Al Quwain an der Bergung des Schiffes.“ Der Betriebsleiter bei Alco Shipping Services hofft, dass so schnell wie möglich ein Abschluss zum Verkauf des Schiffes erzielt werden kann: „Seit acht Monaten gibt es einen Käufer für das Schiff, aber wir haben auf die Genehmigung zum Verkauf gewartet.“

Vielen Dank an Hans für diesen interessanten Bericht!