Ich hatte die Möglichkeit Dr. Vikram Shah,  den weltbekannten indischen Orthopäden aus Ahmedabad zu treffen.

 

Interview

Interview

 

Dr. Shah arbeitete sowohl in UK wie in den USA und auch in Deutschland und gründete nach seiner Rückkehr in die Heimat 1994 das Shalby Hospital and Research Centre in Ahmedabad.

 

Dr. Vikram Shah

Dr. Vikram Shah

 

Dr. Shah entwickelte die ‚OS Needle‘ (Orthopaedic Surgeons ‚Needle), die sowohl durch Knochen und Weichgewebe leicht durchgeht, so dass ein orthopädischer Chirurg die Reparatur von Knochen und Weichgeweben schnell beenden kann. Durch diese Erfindung reduzierte  sich die Operationszeit bei orthopädischen Operationen drastisch.
Er erzielte einen Weltrekord, indem er im Jahre 2008 3000 Knieoperationen in einem einzigen Zentrum ausführte.  2012 entwickelte  Dr. Shah dann die Zero Technique  für Knie-Ersatz-Operationen, die die Operationszeit auf 7-10 Minuten reduziert.

In den letzten 21 Jahren machte er ca. 54.000 Gelenk-Ersatz-Operationen, 90% davon am Knie.

Normalerweise werden seine Operationen in Spinalanästhesie durchgeführt, also ohne Vollnarkose, was zur Folge hat, dass der Patient  beim Ersatz nur eines Kniegelenks nach ca. 2 Stunden wieder laufen kann.

Meine Frage nach der Zero Technique beantwortete Dr. Shah mit der „Reise eines Chirurgen“: Wenn ein Chirurg 1 bis 2 Operationen pro Woche durchführt, muss er bei jedem Schnitt nachdenken und er befindet sich auf dem „White Brain Level“. Führt er mehr OPs durch geht alles ins „Grey Brain Level“ über und er muss nicht mehr viel nachdenken. Bei noch mehr OPs geht das Tun ins „Spine Level“ über und das Handeln geschieht automatisch wie andere Reflexe auch. Die meisten Chirurgen beenden ihre Reise spätestens hier – nur einer von einer Million Chirurgen geht weiter  und die Chirurgie geht von der Hand aus und wird damit zur Kunst, d.h. die OP geschieht  automatisch und er leiht dem Geschehen nur seine Hände.

Das ist wohl ein sehr interessanter Denkanstoß!

Die Zero Technique ist ein Operationsverfahren mit einem Minimum bei jedem Schritt. Es wird mit einem minimalen Schnitt und mit minimalem Gefahrenpotenzial operiert Dies führt zu einem Minimum an Operationszeit und Narkose, zu einem nur kurzen  Krankenhausaufenthalt,  zu wenig Medikamenten, kaum Nebenwirkungen, kaum Blutverlust und damit zu sehr wenig Stress für  Patienten und Angehörige.

So brauchen z.B. nur maximal 10% aller Patienten nach dieser Methode eine Bluttransfusion.

Zero Technique beinhaltet auch, dass die OP in hochsterilen Druckanzügen aus der Raumfahrttechnologie ausgeführt wird, um die Infektionsrate auf fast 0 zu reduzieren. Die Infektion ist immer der größte Feind jeder Art von Operation und besonders bei einer Gelenkersatzoperation sehr problematisch. Denn jede Hautzelle trägt Bakterien, ebenso wie der Schweiß, der von der Stirn des Operateurs tropfen kann. Dies wird hier komplett verhindert.

Auch wird durch schonendes Operieren und Ablösen der Weichteile durch eine so genannte „Cautery“ oder „heiße Nadel“  mit Hochfrequenzstrom verhindert, dass viel Gewebe zerstört wird. So ist gewährleitet, dass der Heilungsprozess nach der OP viel schneller erfolgt.

Ich war bereits total fasziniert mit welcher Begeisterung mir Dr. Vikram Shah seine Methode erklärte, als er mich fragte, ob ich an einer Live-Operation als Zuschauer interessiert sei. Ich stimmte begeistert zu und nach Überwindung aller bürokratischen Hürden stand ich am nächsten Tag morgens in steriler Kleidung im OP im RAK Hospital.

 

Im Staff-Room

Im Staff-Room

 

Nachdem ich einige Minuten im Staff-Warteraum mit 2 Ärzten gesessen hatte, durfte ich den OP betreten, wo gerade Dr. Vikram Shah seine Arbeit aufgenommen hatte.

Der Patient hatte auf eigenen Wunsch eine Vollnarkose bekommen und das Team hatte bereits die Haut und das Gelenk geöffnet mit einem minimalen Schnitt von ca. 8cm.

Die Gewebe wurden mit der oben erwähnten Hot Needle abgelöst und so war das gesamte Gelenk freigelegt.

 

Arbeit mit der Hot Needle

Arbeit mit der Hot Needle

 

Einige Gewebeteile wurden entfernt, ebenso wie die beiden  Menisci und die Kreuzbänder, denn sie werden bei einem künstlichen Kniegelenk zur Stabilität nicht mehr benötigt, auch wurde die Rückseite der Knieschiebe entfernt, die durch Polyaethylen ersetzt wird.  Die Außen- und Innenbänder wurden teilweise minimal abgelöst und dann wieder befestigt.

Die Rückseite der Kniescheibe, die Oberfläche des Unterschenkelknochens und die Unterseite (Doppelrolle) des Oberschenkelansatzes wurden ersetzt durch künstliche Oberflächen, aber zuerst wurden natürlich die entsprechenden natürlichen Knieteile entfernt u.a. durch einen Sägeschnitt, der wenn er perfekt ausgeführt ist hinterher die Lebensdauer des künstlichen Gelenks massiv verlängert.

 

Arbeit mit dem Bohrer

Arbeit mit dem Bohrer

 

Dies alles geschah mit  Sägen und Bohren in kunstvoller Handarbeit, unterbrochen von der Arbeit mit der Hot Needle.

 

Einsetzen des Kunstgelenks

Einsetzen des Kunstgelenks

 

Nachdem alles bereit war, wurden das Kunstgelenk bzw. die künstlichen Oberflächen eingesetzt und es wurde eine Funktionsprüfung des Gelenks durch Dr. Shah ausgeführt – das Bein wurde nach oben gebogen, nach unten gebogen und der Operateur verließ den OP. Das Team schloss danach wieder alle Hautschichten und der Patient wurde in den Aufwachraum gebracht.

 

Funktionsprüfung

Funktionsprüfung

 

Ich erfuhr dann in einem erneuten anschließenden Gespräch mit Dr. Vikram Shah, dass dieser Patient nach der OP, die um 10 Uhr 30 stattgefunden hatte, gegen 16 Uhr wieder laufen und nur 3 Tage im Hospital bleiben wird. In den nächsten 2 Wochen empfiehlt man ihm einen Stock zum Laufen zu verwenden um einen möglichen Sturz zu verhindern. Danach wird er ein ganz normales Leben ohne Knieschmerzen führen.

Bei einer kurzen Nachlese mit dem CEO des RAK Hospitals und Chirurgen Dr. Jean-Marc Gauer sagte dieser mir, dass die Erfolge der Operationstechnik von Dr. Shah hauptsächlich neben der  völligen Ausschaltung von Infektionen und der kurzen Operationszeit auf 2 Komponenten beruhen:

  1. Dass der Sägeschnitt mit dem das alte Kniegelenk herausgesägt wird perfekt in der Achse liegt, so dass das neue Gelenk 100%ig funktionsfähig ist.
  2. Dass die Weichteile so wenig wie möglich „gequält“ werden, so dass der Heilungsprozess danach schnell erfolgen kann.

Lachend sagte er mir dazu den Spruch seines alten Chirurgielehrers: „Sei lieb zu den Weichteilen, sie machen das Leben erst interessant!“

So habe ich eine faszinierende Operation erleben dürfen und kann jedem mit Knieproblemen raten, diesen erfahrenen Arzt und Operateur im RAK Hospital zu konsultieren.

Dr. Vikram Shah wird wieder vom 1.bis zum 3. Mai 2015 Patienten in RAK sehen und auch OPs durchführen.

Kontakt unter http://rakhospital.expataktuell.com/kontakt/

 

Bildergalerie: Im OP bei Dr. Vikram Shah

Bildergalerie: Im OP bei Dr. Vikram Shah