Heute gibt Ihnen Pfarrer Johannes Matthias Roth, Liedermacher & EKD-Pfarrer in den VAE, einen ungewöhnlichen Blick auf den Karfreitag.

Das kleine Mädchen kam schluchzend mit einem Schmetterling in der Hand angelaufen: „Warum bewegt er sich denn gar nicht mehr? Wieso fliegt er nicht mehr? Was ist los mit dem Schmetterling? Er ist doch vorhin noch so schön von Blume zu Blume geflogen!“

Trauer, Schmerz, Leid! Unbegreiflich, warum von einem Moment zum anderen oder auch vorhersehbar, das Leben, die Kraft, die Energie den Schmetterling, ein Lebewesen, einen Menschen verlassen haben.

Unfassbar der Schmerz des Mädchens, die Tränen, die Verzweiflung.

Versuche diesen tödlichen Wandel zu verstehen sind vorerst zum Scheitern verurteilt. Vielmehr beginnt das Mädchen all die schönen Erinnerungen in Gedanken zu malen: Sie geht in Gedanken mit ihrem Schmetterling auf seine Lieblingsblumenwiese, dorthin wo er am liebsten war. Sie sieht ihn fliegen, flattern, tanzen. Sie springt, läuft und tanzt mit ihm.  Bilder, Erinnerungen, Emotionen, kleine Filmsequenzen leuchten auf. Trauerarbeit bei dem Mädchen mit dem Schmetterling in der Hand bzw. Trauerarbeit bei Menschen überhaupt.

Liebe Leserinnen und Leser von Expat Aktuell,

in großen Schritten gehen wir innerhalb unserer Fasten – und Passionszeit auf die sog. Karwoche und den Karfreitag, den „Goodfriday“ zu.

Für Jesu-Anhänger war seine schnelle Verurteilung und sein römischer Foltertod am Kreuz während des riesigen Passahfestes mit tausenden Feiernden in Jerusalem ein Schock, der nicht tiefer gehen konnte. Unfassbar das plötzliche Aus für die so hoffnungsvolle, messianische „Jesus – Bewegung“.

Freundinnen und Freunde fangen an sich Geschichten zu erzählen, seine Worte und Taten „am Leben zu erhalten“, auf seiner „Lieblingsblumenwiese“, nämlich da wo er Menschen in Liebe und Hingabe vorurteilsfrei begegnet ist, zu springen und zu tanzen.

 

Tod und Leben, Vergänglichkeit und unglaublich wertvolle Erinnerungen, alles geht ineinander über, verschmilzt im Angesicht der Ewigkeit Gottes, des Gottes, der Jesus nicht im Tod lässt, der ihn in ewigen unfassbaren und unsichtbaren Händen hält. Ostern zeichnet sich am Horizont ab. Singen, feiern mitten in Angst, Verzweiflung, Pandemie-Chaos und Corona-Wahnsinn.

So stehe ich als Pfarrer mit Gitarre und Hoffnungsliedern allem Abschiedsschmerz und Tränen zum Trotz auch am Krematorium in Dubai, begleite trauernde Menschen und überlasse dem Tod nicht das letzte Wort: „… die Liebe soll mein Lied sein: Bis dann, in Gottes Ewigkeit“. Um uns herum Tauben, Sittiche, leichter Wind und vielleicht ein kleiner Schmetterling in der Spätnachmittagssonne.

 

Eine gesegnete Zeit für Sie und Ihre Lieben in der bald zu Ende gehenden Passions- und Fastenzeit im Übergang in eine lichtvolle österliche Zeit hier in den VAE und wo auch immer Sie diese Gedanken vom kleinen Schmetterling und christlicher Hoffnung weiterleiten.   

 Ihr Pfarrer Johannes

Aus dieser Situation heraus entstand auch das Lied von Pfarrer Johannes – Kleiner Schmetterling (words & music: Johannes Matthias Roth, 2021© All rights Johannes-Music Verlag, 2021)

1.Kleiner Schmetterling, kannst du nicht mehr fliegen,

wo sind deine Kräfte hin, kannst dich gar nicht mehr bewegen?!

Kleiner Schmetterling, wer kann mein Leid verstehen?

Wie konnte es geschehen? Voll’ Tränen ist mein Lied:

Refrain

Und ich halte dich in meinen Händen und trag dich noch ein Stück

und in Gedanken blätter’ ich in deinem Buch zurück.

Ich werd’ dich nie vergessen, deine Lust am Leben sehen

und über deine bunte Lieblingsblumenwiese gehen.

2. Kleiner Schmetterling, du wirst woanders fliegen,

nichts kann dich mehr besiegen in deiner neuen Welt.

Kleiner Schmetterling, ein andrer wird dich tragen

an allen deinen Tagen, bis wir uns wiedersehen.

Und ich halte dich in meinen Händen und trag dich noch ein Stück …

3. Kleiner Schmetterling, einst werd’ ich mit dir fliegen

ohne Leid und Kummer leben,  alles wird Tanz und Freude sein.

Kleiner Schmetterling, bis dahin lass will ich stark sein,

die Liebe soll mein Lied sein! bis dann: in Ewigkeit.

Und ich halte dich in meinen Händen und trag dich noch ein Stück …