Die letzten Berichte des deutschen Journalisten Wolfgang Stephan aus Qatar – über die Probleme, die er nicht hatte und ein kurzer Kommentar vor dem Endspiel.

Nur mit dem Reis gab es Probleme

Abpfiff, Ende, Bilanz. Mit dem Finale waren es 14 WM-Spiele, die ich live im Stadion gesehen habe. Alles immer perfekt organisiert. Ich kann wirklich nicht klagen, ich habe nicht einen unfreundlichen Menschen in der gesamten Organisation getroffen.

14 WM-Spiele bedeuten 56 Fahrten mit den FIFA-Shuttle-Bussen, einer wunderbaren Einrichtung in dieser Drei-Millionen-Metropole, denn die Busse fahren bis heute tatsächlich halbstündlich 24 Stunden von einer Haltestalle in der Nähe meiner Haustür ins Medienzentrum und zurück. Von da aus starten die Shuttle-Busse in die Stadien. Dass ich seit ein paar Tagen alleine von meiner Ferienwohnung aus im Bus sitze, sei am Rande vermerkt: Schweden, Holländer, Uruguayer und mein Kollege Tillmann Mehl sind längst at home. Der Vorteil des Einzelfahrers: Die Busfahrer kennen mich und schalten die Klimaanlage ab. Der Deutsche mag es warm. Übrigens, Energiesparen spielt hier im Emirat keine Rolle. Öl und Gas haben die im Überfluss.

Hauptverkehrsmittel waren für mich die Uber-Taxen. 72 Fahrten stehen in meiner Uber-App, macht in der Bilanz 585 Euro, denn die Fahrten sind ungemein günstig, sofort verfügbar, zuverlässig und eine wunderbare Info-Quelle, denn die Fahrer sind Arbeits-Migranten aus Nepal, Indien, Bangladesch oder aus afrikanischen Ländern. Ich habe immer gefragt, wie es ihnen in Katar gehe und ich habe nur einmal eine negative Antwort bekommen:  Ein Inder beklagte sich, dass bei allen seinen Karambolagen immer der Katari Recht bekommen hätte.

Ein Nepalese erzählte, dass er in Kathmandu als Schweißer ohne Augen-Schutz arbeiten musste und umgerechnet 30 Dollar im Monat bekam. In Katar liegt der Mindestlohn als Taxi-Fahrer bei 300 Dollar. In fünf Jahren will er mit seiner Familie in Nepal in sein neues Haus ziehen.

Und sonst: Ein paar Besuche in einem Beach-Club und in der Champions-Bar, eine Media-Night mit VW und eine mit der FIFA und tatsächlich nur zwei Restaurant-Besuche.  Bei den „Afghanistan Brothers“ war die Welt in Ordnung, in der Kneipe um die Ecke „Al Wasmi“ aber war es gewöhnungsbedürftig. Gleich am zweiten Tag mussten wir verwundert feststellen, dass es zum Hühnchen kein Besteck gibt. Ist nicht vorgesehen. Bezahlt haben wir zusammen umgerechnet sechs Euro. Gegessen wird mit den Fingern.  Wäre jetzt nicht das große Problem gewesen. Aber als Beilage gab es Reis.

Im folgenden beschreibt Wolfgang Stephan nun die Situation in Qatar am Tag des Endspiels – und außerdem ist National Day!

Kommentar vor dem Endspiel

Ich war etwas zu optimistisch gestern.

Ich hätte zwar eine Sonntags-Kolumne für Sie, aber die muss ich mir für den Montag sparen, denn der letzte Tag in Katar wird doch noch sehr angespannt werden. Heute ist Nationalfeiertag im Emirat, das hat nichts mit dem Finale zu tun, aber beides an einem Tag soll die Verkehrsverhältnisse doch sehr strapazieren.

Was das heißt, habe ich gestern am späten Abend erlebt, denn da brachten 50 000 Argentinier den Verkehr in Doha an seine Grenzen.

 

Außerdem muss ich noch einen Kommentar zum Fazit der WM aus politischer Sicht schreiben. Ich habe mir Gelassenheit vorgenommen, was nicht leicht fallen wird.

Heute nun das Finale. Ein Gewinner steht schon fest: Katar. Der Franzosenclub PSG gehört ihnen und heute Nachmittag kommt es zum großen Duell der beiden PSG-Stars Mbappé und Messi. Alles aufgegangen!
Außerdem muss das Emirat keine politischen Statements mehr befürchten. Die Deutschen sind ja weg und die Franzosen sind von Anfang an den Weg gegangen, den sich Hansi Flick (so sein interview gestern) auch gewünscht hätte:

Der Fußball soll im Mittelpunkt stehen. Präsident Macron hatte sich bereits im Vorfeld des Turniers gegen eine Politisierung ausgesprochen. „Diese Fragen hätte man bei der WM-Vergabe stellen müssen. Man sollte sie sich nicht jedes Mal stellen, wenn das Ereignis da ist, sondern in dem Moment, in dem man es vergibt“, hatte er erklärt und reiste wie angekündigt zum Halbfinale seiner „Equipe Tricolore“ und er wird auch heute im Stadion sein.

Ich freue mich natürlich auf dieses Finale und – ja, ich drücke den Gauchos die Daumen. Lionel hätte den Titel verdient, die 50 000 Fans in Katar auch.