Ende August berichtete Expat Aktuell zum letzten Mal über die ehemalige marokkanische Straßenkatze Mogli, die seit 24. August 2017 mit ihrem Lieblingsmenschen Martin auf dem Motorrad die Welt bereist und dabei schon viele Abenteuer erlebt hat.

Mogli und Martin

Mogli und Martin

Sie fuhr mit Martin über Tausende von Kilometern auf staubigen Straßen, in tiefem Sand und neben Abgründen und hohen Bergen. Sie erlebte faszinierende Landschaften, schnupperte die Gerüche von vielen Ländern, lernte viele freundliche Menschen und exotische Tiere kennen und ist nun schon seit fast eineinhalb Jahren Martins Prinzessin und beste Reisegefährtin.
Da ich die ganze Zeit über mit Martin und Mogli in Kontakt bin erhalten Sie heute aufgrund der Aufzeichnungen von Martin ein Update über die Erlebnisse der beiden, seit sie durch Pakistan und Indien fahren.

Martin betont nochmals wie schön seine 7 Monate Aufenthalt in Dubai für ihn waren und wie viele liebe und interessante Menschen er dort kennengelernt hat. Es war für ihn sehr spannend den Mittleren Osten aus eigener Perspektive zu erleben und er hat dabei viel über die Menschen und die Kultur gelernt , aber auch was es heißt in einem Wüstenstaat zu leben wo die Temperaturen im Sommer täglich die 45° Marke knacken. Eine der spannendsten Sachen in den Emiraten für ihn ist der Konflikt zwischen Kultur und Moderne – in einem der modernsten muslimischen Länder der Welt.
Als er im Dezember 2017 mit Mogli in Dubai ankam hatten die beiden 11 Länder bereist und 13.000km zurückgelegt. Nach 7 Monaten in Dubai waren dann am 12. Juli alle Vorbereitungen abgeschlossen, ein wenig Geld gespart, der temporäre Job wieder gekündigt und es ging zusammen mit seinem Kumpel Feras – und natürlich der Prinzessin – auf 2 Bikes los Richtung Indien. Als sie abfuhren hatte es ca. 45°C und es sollte auch später nicht viel kühler werden.
Im Iran hatten sie ein paar seiner neu gewonnenen Freunde und auch die Stadt besucht, aus der Feras‘ Vorväter kommen. Sie haben dabei wieder die volle Wucht der iranischen Gastfreundschaft abbekommen und sind von da aus weiter nach Pakistan gereist.

Eskorte

Eskorte

Sie wussten, dass Pakistan nicht einfach sein wird, denn in den Nachrichten hörte man viel von Terror und dass man wohl auch eine Polizeieskorte benötigen würde – zur Sicherheit. Aber wie das alles gehandhabt wird, wo man sich melden müsse usw. das konnte man kaum in Erfahrung bringen. Es gibt keine offiziellen Informationen, die Lage ändert sich ständig und es kann sein, dass bereits die Einreise verwehrt, bzw. das Visum abgelehnt wird. Eins führte dann aber zum andern und ehe es sich die zwei Freunde und Mogli versahen hatten sie die Grenze bereits überquert und wurden in einer Polizeistation untergebracht. Die Station sah aus wie aus einem Film. Ein quadratisches Areal welches von einer Mauer umgeben ist. Der Eingangsbereich war nochmal durch eine weitere Mauer gesichert und jeder Eingang mit großen Eisentoren verschlossen. Überall standen alte, kaputte Schmugglerfahrzeuge im Hof und die Polizisten mit den Maschinengewehren sahen aus wie Bösewichte!

Tag für Tag ging es nun ein Stückchen weiter – schleppend aufgrund der vielen Checkpoints und der wechselnden Eskorten. Sie waren immer noch in der Wüste und das Thermometer kroch auch jeden Tag locker über die 40° Marke und nach 1 Woche mit täglich 10 Stunden oder auch länger auf dem Motorrad, waren sie ganz schön geschafft.
Kurz vor Multan ist es dann auch passiert, dass Feras einen Unfall hatte der ihm fast das Leben gekostet hätte. Er ist frontal mit einem Bus kollidiert, der trotz Gegenverkehr auf die Straßenseite der Biker gefahren ist. Der Bus fuhr weiter und Martin hörte ein Stöhnen und Ächzen aus seinem Mikrofon! Ein Schauer rann ihm über den Rücken, er kehrte um und fand seinen Freund Feras auf der Straße liegend umringt von mind. 100 Leuten. Die Erste Hilfe und weitere Versorgung war erstaunlicherweise schnell und effizient aber dafür waren die Zustände in dem Krankenhaus in Multan unterirdisch! Überall klebte Blut, alles war voll mit Keimen und im Bad gab es nicht einmal Seife, geschweige denn Alkohol zum Desinfizieren. Feras hatte aber Glück im Unglück und ist mittlerweile wieder in Dubai und auf dem Weg der Besserung.
Martin und Mogli sind – nachdem es Feras besser ging – mit Mario, einem Italiener den sie an der Pakistanischen Grenze kennengelernt hatten, weitergefahren und haben den Norden Pakistans, Gilgit-Baltistan, erkundet.

Berge

Berge

Das war das erste Mal, dass Martin den Himalaya sah und es war einfach nur unbeschreiblich schön! Auch die Temperaturen nahmen in diesen Höhenlagen nun deutlich ab. Die Leute in Baltistan haben eine andere Abstammung wie die meisten Pakistanis, sprechen eine andere Sprache, legen den muslimischen Glauben anders aus und sind sehr gebildet. Es fühlte sich an wie ein anderes Land und da sie nun frei von den Eskorten waren, konnte er sich auch endlich mit den Locals unterhalten. Baltistan ist Teil des umstrittenen Gebietes (Kashmir) aber nachdem er bereits so viele Checkpoints passiert und so viele bewaffnete Leute gesehen hatte, ist es ihm gar nicht mehr aufgefallen wie viele Armeeeinheiten dort stationiert waren. Interessanterweise ist es auf Google Maps, wenn er es nun aus Indien aufruft klar als Teil Indiens dargestellt (so wie aus dem Persischen der Arabische Golf wird wenn man ihn von den VAE aus aufruft).

Die Einreise nach Indien verlief zum Glück problemlos, obwohl das indische Konsulat, das deutsche Konsulat in Lahore, Pakistan und einige andere Leute ihre Bedenken geäußert hatten. Leider ist der nördlichste Grenzübergang den Reisende passieren dürfen aber in Lahore und so ging es mit ca. 1.500km Umweg wieder zurück in den Himalaya, diesmal auf die indische Seite. Kashmir ist wie ein extra Staat in Indien und so passierten sie die nächste Grenze bereits einen Tag nach der Einreise. Es ist schwierig, allgemeine Aussagen über Indien zu treffen da hier so viele verschieden Kulturen zusammenkommen und auch landschaftlich alles geboten wird – von unbesiedelten und kargen Bergen, über Dschungel mit Tigern, Meer mit Sandstrand bis hin zu pulsierenden Metropolen.

Grünes Tal

Grünes Tal

Es kam vor, dass sie jeden Abend in einem Gebiet waren in dem eine andere Sprache gesprochen wird und die Leute eine andere Religion verfolgen. Man erhält so gesehen mit einem Visum die Möglichkeit mehrere „Länder“ zu bereisen. Ein bisschen wie in Europa, nur noch diverser. Sie passierten die welthöchsten, befahrbaren Gebirgspässe auf über 5300m, schickten eine Postkarte von der welthöchsten Poststelle und bahnten sich ihren Weg auf teilweise echt schwierigen Straßen durch den Himalaya.

Gebirgs-Pass

Gebirgs-Pass

Sie fuhren so lange bis Martin durch einige bürokratische Dinge aus seinem „Alltag“ herausgerissen wurde, als er feststellte dass er kurz nach Deutschland fliegen muss um einige Dinge zu erledigen. Der Umweg hat ihm irrsinnigerweise ein paar hundert Euro gespart und so hat er sich kurzfristig dazu entschlossen. Mit mulmigem Gefühl im Magen ließ er Mogli und sein Motorrad in der Nähe von Delhi bei Leuten, die er über Instagram gefunden hatte und machte sich auf den Weg.

Das Wiedersehen mit seiner Familie und Freunden war natürlich das Highlight und als die Woche vorbei war fand er es schon ein bisschen traurig sich wieder auf den Weg zu machen. Aber er wollte vor allem Mogli schnell wiedersehen und so fiel es ihm dann doch nicht so schwer. Auf seinem Rückweg hat er ein Paar Schuhe für einen armen Mann in einem Dorf in der Nähe von Almora mitgenommen und 500m bevor er nach einem langen Tag an seinem Haus ankam verlor er im weichen Sand die Kontrolle über sein Motorrad und stürzte.

Unfall

Unfall

Sein Fuß steckte verdreht unter 330kg Motorrad incl. Gepäck und er konnte fühlen wie eine Sehne riss. Erst als er sich mit seinem Körper drehte und so den Fuß bzw. das Knie wieder einrenkte konnte er sein Bein unter der Maschine hervorziehen. Zum Glück! Denn es war schon finster und in dem kleinen Dorf hätte ihm sonst vor Sonnenaufgang keiner mehr helfen können.

Häuschen

Häuschen

Sein Fuß braucht nun ein paar Wochen Ruhe und so haben sich Martin und Mogli in einem kleinen Häuschen auf einer Bergkuppe einquartiert. Es ist alles sehr rustikal und er muss sich wieder einmal mit seiner Phobie vor Spinnen auseinandersetzen. Er wird aber belohnt durch eine märchenhafte Aussicht und dass er von morgens bis abends Sonne hat, was keine Selbstverständlichkeit in den Bergen ist!

Blick

Blick

Für Mogli ist das Reisen mittlerweile das selbstverständlichste auf der Welt und er lernte auch immer besser auf sie – die kleine Prinzessin – einzugehen. Und vor kurzem ist sie zu seiner Überraschung sogar plötzlich zur Schoßkatze geworden.
Seit Martin sich in Kasar Devi aufhält ist nicht mehr so viel Spannendes passiert. Er hatte diverse Auseinandersetzungen mit einem Affen, der keinerlei Furcht vor einem Menschen hat, was es manchmal nicht so leicht macht.

Mogli mit Echse

Mogli mit Echse

Mogli hat inzwischen ihren ersten großen Hund verscheucht, eine super dicke Maus gefangen und schon vorher auf der Reise Bekanntschaft mit großen Murmeltieren und Echsen gemacht..

Anfang Dezember ist Martin zum Bikers Festival nach Delhi gefahren und dies war sein erster Ritt seit dem Unfall. Leider hatte er die Entfernung unterschätzt und es waren dann doch gleich wieder mal fast 400km.
Weihnachten war sehr ruhig und das erste Mal so komplett ohne Freunde und/oder Familie, aber das hat ihn nicht so sehr gestört, denn es war ja auch Mogli bei ihm. Martin ist es nicht wichtig, ob er mit seinen Lieben an einem bestimmten Datum wieder zusammenkommt sondern dass es passiert. Für Silvester war er auf einer Party in der Nähe eingeladen und davor gab es Hühnchen bei seinem Vermieter.
Ansonsten hat sein Motorrad jetzt nach 66.000km Laufleistung eine neue Kupplung und ein neues Lenkkopflager bekommen, die Website ist fast fertig (motomogli.com) und er hat angefangen zu schreiben.

Zum Schluss noch etwas sehr Persönliches von Martin für Sie: 
Wie ich Ihnen schon das letzte Mal mitteilte, habe ich auch eine Spendenmöglichkeit eingerichtet, um unsere Reise weiter zu ermöglichen. Ich fühle mich immer noch sehr komisch nach Geld zu fragen, aber nachdem so viele nette Menschen unsere Reise verfolgen und wir vielen damit auch Freude bringen glaube ich, dass Sie das verstehen, denn wir brauchen wirklich etwas Unterstützung, um über einige zentralasiatische Staaten wieder nach Europa zurückzukehren. Jeder Beitrag wird sehr geschätzt und Mogli und ich freuen uns über jeden noch so kleinen Betrag – für Ersatzteile und Katzenfutter.
Der Link ist: http://www.gofundme.com/motomogli039s-fundraiser oder Sie können auch nach “motomogli” auf “gofundme.com” suchen und Sie werden uns sofort finden.
Mal sehen, wohin der Weg über die unwirtlichen Straßen Asiens uns nach dem Winter führen wird. Ich bin sehr neugierig auf die Zukunft und hoffe, dass Sie mich und meine kleine Prinzessin weiterhin begleiten werden.
Ein herzliches Dankeschön erneut an alle, die uns bisher unterstützt haben und vor allem an all die Menschen, die sich kurzfristig entschlossen haben, uns zu helfen – Ihr seid unglaublich und wunderbar!

Sein Plan ist jetzt möglichst billig zu überwintern, im März 2019 Nepal zu durchqueren und von Kathmandu nach Tajikistan zu fliegen um von dort aus Richtung Russland weiterzufahren und über Osteuropa oder Südosteuropa wieder heimzukommen.
Die Ankunft in Europa ist dann für Sommer geplant.
Expat Aktuell wünscht nun Martin und seiner Prinzessin Mogli alles Liebe und Gute, dass die wunderhübsche Mogli mit den tollen Augen auch in Indien und Zentralasien immer ihren Weg zu ihrem geliebten Menschen zurückfindet und dass die beiden noch viele gemeinsame Abenteuer erleben dürfen.

Mogli

Mogli

Ich persönlich hoffe, dass ich Sie weiterhin in Expat Aktuell über die äußerst spannende Reise von Martin und Mogli auf dem Laufenden halten kann.
Ein Dankeschön an Martin für die tollen und mitreißenden Bilder!

Wenn Sie die Abenteuer von Martin und Mogli aber permanent verfolgen wollen können Sie dies unter http://www.facebook.com/motomogli/ tun bzw. unter http://www.youtube.com/watch?v=WlwnaS0v_WM oder auf Instagram unter motomogli.

 

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