Wieso der Beckenboden eine große Rolle während und nach der Schwangerschaft spielt und warum rechtzeitige Prophylaxe zur Vermeidung von Senkung und Inkontinenz so wichtig ist – mit diesem Thema beschäftigt sich heute die deutsche erfahrene Frauenärztin Dr. Susanne Grothey. Dr. Susanne kommt seit vielen Jahren regelmäßig als Visiting Ärztin nach Dubai und betreut dort viele Patientinnen.

 

Dr. Susanne

Dr. Susanne

 

Die Schwangerschaft ist eine aufregende und besondere Zeit im Leben einer Frau. Sie verspürt Veränderungen ihres Körpers, ihrer Seele und spürt, wie der kleine Mensch in ihrem Bauch heranwächst und sich bemerkbar macht. Manche Symptome, die durch meist hormonell bedingte Veränderungen verursacht sind, wie Gewichtszunahme, Wassereinlagerungen und manchmal auch Inkontinenz machen der Schwangeren in dieser Zeit zu schaffen.

Durch die Gelbkörperhormone wird das gesamte Gewebe gelockert und auf die Geburt quasi vorbereitet. Dadurch kann sich zwischen den kollagenen Fasern vermehrt Wasser einlagern und sie weichen auseinander. Viele Frauen berichten über Schmerzen an der Symphyse, häufigeres Umknicken aber auch Urinverlust und Senkungsgefühl, was der Arzt bei der speziellen urogynäkologischen Untersuchung

mit Pelvic-Floor-Sonographie nachvollziehen kann.

Bei diesem Ultraschall wird der gesamte Beckenboden der Frau in speziellen Einstellungen untersucht, wobei die Patientin aktiv mitarbeiten muss. Dabei kontrolliert der Arzt, ob die Patientin fähig ist, ihren Beckenboden anzuspannen oder ob sie dabei nicht wissentlich presst.

 

Untersuchung

Untersuchung

 

Circa 30 Prozent der Frauen leiden nach einer spontanen Entbindung unter Inkontinenz, 50 Prozent unter einer Senkung( besonders abhängig vom Geburtsgewicht und  dem Geburtsmodus). Innerhalb der ersten 6 Wochen nach der Entbindung entwickeln sich die kollagenen Fasern zurück und der Beckenboden wird etwas stabiler. Aber falls eine Senkung oder Inkontinenz zu dieser Zeit vorliegt, wird der Prozess eher zur Verschlechterung der Situation führen, da die Fasern in dem

auseinandergezogenen Zustand bleiben und sich dann in dieser Position verfestigen.

Daher ist es sehr wichtig, dass eine Senkung oder andere Probleme des Beckenbodens in der Schwangerschaft erkannt  und auch nach der Entbindung frühzeitig therapiert werden z.B. mit Einlegen von Pessaren oder auch mit Beckenbodengymnastik, welche man mit der Patientin gemeinsam gegebenenfalls

unter Ultraschallsicht üben kann(visuelles Biofeedback).

 

Bild 1

Bild 1

 

Links sieht man die Position des Blasenhalses in Ruhe in Bezug auf die untere Symphysenkante, in der Mitte während die Patientin korrekt anspannt kann man eine Anhebung des Blasenhalses sehen.

Rechts sieht man beim Pressen der Patientin eine Absenkung des Blasenhalses und Eröffnung der Harnröhre, was zu Urinverlust führt.

 

Pelvic-Floor-Sonographie bei der symptomatischen Patientin

 

Auch bei dieser Gruppe von Patientinnen  hat sich die PF- Sonographie zur Erkennung des Grundes der Senkung oder der Inkontinenz bewährt.

Man kann bei dieser Untersuchung die gestörten anatomischen Strukturen und Prozesse erkennen und mit einer speziellen Therapie und einer Form von Scheidenöstrogenisierung, Pessaren oder evtl. auch mit einer operativen Methode der Patientin helfen.

 

Bild 2

Bild 2

 

Links wieder in Ruhe- hohe Position des Blasenhalses, rechts sieht man eindeutig die Senkung des Blasenhalses bei angeblicher Kontraktion des Beckenbodens, dabei presst die Patientin anstatt den Beckenboden anzuspannen.

 

Diese Patientinnen dürfen auf keinen Fall alleine Beckenbodengymnastik durchführen, sondern nur unter fachkompetenter Betreuung,  da sie unter fehlerhaftem Beckenbodenverhalten leiden und es dabei zur Verschlimmerung der Inkontinenz und der Senkung kommen kann.

 

Die Aufgabe des Arztes ist es, solche Patientinnen mittels PF-Sonographie ausfindig zu machen und zu therapieren.

Bei Fragen zu diesem Thema wenden Sie sich bitte per Mail an Dr. Susanne Grothey unter sgrothey@me.com.