„Was hier zu sehen ist, sind kleine Plastikteilchen!“ Justine hat in Wasser aufgelöste Zahnpasta durch einen Kaffeefilter gegossen und zeigt nun die Restbestände im Filter herum. Erwachsene wie Kinder staunen: Das nehmen wir jeden Tag mit dem Zähneputzen auf, durch Peeling, durch Cremes? „Ja!“ beantwortet Justine die Frage. Aber das ist noch nicht alles. Plastik ist inzwischen überall, nicht nur im sichtbaren Bereich. Es kann sogar in jedem Menschen als Mikroplastik nachgewiesen werden.

Justine fand das erschreckend und hat deshalb als Forscherfrage für ihre Präsentationsprüfung gewählt: In wie weit ist Mikroplastik in der Kosmetikindustrie ein Problem, das der Verbraucher beeinflussen kann? Unterstützung für diesen komplexen Themenbereich bekam sie von ihrer Klassen- und Biologielehrerin Rebecca Jenkins.

 

Mikroplastik

Mikroplastik

Ausgelöst ist ihr Interesse an diesem Thema für ihre Präsentationsprüfung durch ein Projekt, das zunächst im IB CAS Unterricht mit der CAS Koordinatorin Naheed Mobarak angestoßen und dann im Biologieunterricht im IB weitergeführt wurde. In einem verpflichtenden Gruppen-Vor-Projekt entschied sich der Biologielehrer Tuncay Dilek gemeinsam mit den Schülern für ein Projekt aus dem Bereich „Ökologie“. Konfrontiert mit Plastikflaschen, die überall herumliegen und auch oft genug im Wasser schwimmen, untersuchte die Gruppe die Lösbarkeit von Plastik in Süßwasser und Salz- bzw. Meereswasser und verglich diese unter dem Mikroskop.
Auch bei den IB Schülern wandelte sich durch den Blick durch das Mikroskop das Erstaunen in Erschrecken. „Wir müssen informieren!“ war die einstimmige Devise der Ergebnisse der Versuche. Da im Biologieunterricht nur bedingt Platz für langfristige Projekte ist, wurden die Schülerinnen und Schüler wieder im Bereich CAS aktiv, in dem sie kreative Projekte (Creativity) aktiv (Activitity) entwickeln sollen, die möglichst auch noch einen Dienst z.B. an der Umwelt (Service) darstellen. CAS Lehrerin Naheed Mobarak unterstützte die Schüler/innen mit weiteren Anregungen und griff ihnen bei der Organisation vielfältiger Projekte tatkräftig unter die Arme. Es wurde beschlossen, die Schulöffentlichkeit zu informieren.

 

Müllprojekt

Müllprojekt

 

Eine Präsentation wurde erstellt mit dem aussagekräftigen Titel „Plastik – Der Fluch der Neuzeit“, die auch Bilder von an Plastik verendeten Schildkröten und Fischen enthielt und zuerst den Klassen, dann den Eltern gezeigt wurde. Der letzte Film aus der Reihe „Blue Planet“ von David Attenborough wurde vorgeführt, Vorträge wurden gehalten. Und schnell waren sich alle einig: „Wir müssen nicht nur informieren, wir müssen auch handeln!“ Plastik schadet der Umwelt, Plastik schadet den Menschen.
Doch was kann eine so kleine Schule wie die Deutsche Internationale Schule Sharjah schon tun? Nun, den Schülern fiel schnell etwas ein und das „Projekt Go Green“ wurde ins Leben gerufen und ein Schullogo wurde entworfen.

Die ersten Schritte wurden beschlossen: zur Bewusstmachung der Plastikflut, die uns tagtäglich umgibt muss Müll konsequent sortiert werden, ein Beach-Clean-Up muss organisiert werden, Plastikflaschen sollen aus der Schule verschwinden und die Verwendung von Einmal-Plastikgeschirr bei Schulveranstaltungen verboten werden. Besonders heiße Flüssigkeiten oder Nahrung lösen kleine Plastikteilchen aus dem Teller, dem Becher, von der Gabel und diese gelangen so in den menschlichen Organismus.
Und vielleicht ist es ja sogar möglich Plastik ganz aus der Schulumwelt zu verbannen.

 

Mülltrennung

Mülltrennung

 

Mit Feuereifer machten sich die Schüler an die Arbeit und wurden schnell mit Problemen konfrontiert. Vieles lässt sich doch nicht so einfach und so schnell umsetzen, wie es gedacht ist. Beispiel ‚verschiedene Mülleimer zur Mülltrennung’: Es muss erst einmal überlegt werden, wie viele Mülleimer sollen in der Klasse aufgestellt werden: zwei, einen für Restmüll und einen für alles was recycelt werden kann? Oder doch lieber drei: Papier, Plastik, Restmüll? Und wie groß müssen die Mülleimer sein? Wie groß ist überhaupt das Müllaufkommen pro Klassen? Dann muss erkundet werden, wo es entsprechende Mülleimer gibt. Angebote müssen eingeholt. Viele Schritte bis ein Ergebnis zu sehen ist.

 

Fischen nach Plastik

Fischen nach Plastik

 

Auch das Verbot des Einsatzes von Plastik bei Schulveranstaltungen musste gut durchdacht werden. Schließlich gibt es Situationen, in denen wir ohne Plastik – leider – nicht auskommen. Also beschlossen die Schüler, dass der Einsatz von Plastik genehmigt werden muss und dass bei Verstoß ein Teil der Einnahmen, z.B. bei dem Weihnachtsmarkt, abgegeben werden müssen. Das Geld wird dann für Umweltprojekte verwendet. So waren auch die Stände der Schüler bei dem Weihnachtsmarkt im Dezember weitgehend plastikfrei. Leider hatte die Kommunikation aber nicht mit allen an dem Weihnachtsmarkt teilnehmenden Parteien geklappt. Auf vielen Gebieten war nun erst einmal Frust angesagt und die Begeisterung und Motivation schrumpfte.
Schule soll aber nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch den Umgang mit Misserfolgen lehren. Und diese Aufgabe ist in der DISS wohl gut gelungen.

 

Plastik

Plastik

 

Es bildete sich eine neue freiwillige klassenübergreifende Schülergruppe auf Initiative von Justine Ziller, Kl. 10 und Samar Assad, Kl. 8, die aus den gemachten Fehlern gelernt hat und nun mit frischer Kraft und Motivation an die Aufgabe herangeht. Wieder können sich die Schüler auf die Unterstützung von Naheed Mobarak verlassen, die als Chemielehrerin genau weiß, welchen Schaden Plastik anrichten kann.

 

Müllsammeln

Müllsammeln

 

Diese Schülergruppe ermittelt nun, wie viele Mitschüler Wasser immer noch in Plastikflaschen mit zur Schule bringen. Die Umfrage hat ergeben, dass von 104 Schülern nur 17 Plastikflaschen mit zur Schule bringen. Inzwischen sind es nur noch wenige. Für diese Schüler möchte die Gruppe alternative Flaschen zum Wieder-befüllen besorgen. Erfreulicherweise sind es recht wenige. Viele Schüler hat schon die erste Initiative überzeugt und sie sind auf Mehrwegflaschen – meist aus Leichtmetall umgestiegen. Übrigens sind auch Plastikflaschen aus dem Lehrerzimmer so gut wie verschwunden und viele Lehrkräfte stellen fest, wie der Einkauf von Plastikflaschen bei ihnen rapide zurückgegangen ist. Sammelkästen für ausgediente leere Batterien wurden aufgestellt, damit diese hochgiftigen kleinen „Zeitbomben“ nicht einfach in den Müll geworfen werden. Nun werden sie in der Deutschen Internationalen Schule Sharjah gesammelt und von der Recyclingfirma abgeholt.
Jetzt ist zu hoffen, dass einige Menschen nun zu diesen Alternativen greifen, statt sich Mikroplastikteilchen auf die Haut oder die Zähne zu schmieren.

 

Beach-Clean-Up

Beach-Clean-Up

Das Beach-Clean-Up wurde organisiert und hat am 2. Mai statt gefunden. Mit großem Einsatz waren die Schüler dabei. Einige ließen sich nicht abhalten auch ins Wasser zu gehen um Plastikflaschen zu „fischen’ Alle waren erstaunt, wie viel Müll in relativ kurzer Zeit auf einem Abschnitt gesammelt wird, der eigentlich gereinigt wird: 8 große Müllsäcke voll. Gewogen ergibt das zusammen ein Gewicht von 41,45kg