Ein Schlaganfall trifft die meisten Patienten wie ein Blitz aus heiterem Himmel und auch immer mehr junge Menschen sind davon betroffen.

So danke ich Professor Dr. med. Derk Krieger, der als Neurologe am German Neuroscience Center in Dubai tätig ist, dass er Expat Aktuell die folgenden Informationen zur Verfügung gestellt hat.

 

Professor Dr. Derk Krieger

Professor Dr. Derk Krieger

 

Die Anzeichen eines Schlaganfalls sind nicht immer eindeutig: Schwindel, Sehstörungen, Lähmungserscheinungen, Sprechprobleme, sehr starkes Kopfweh oder auch Übelkeit: So trifft ein Schlaganfall viele Patienten wirklich wie aus heiterem Himmel – in der einen Minute fühlen sie sich noch gesund, in der nächsten kämpfen sie schwer krank ums Überleben.

Der Infarkt im Gehirn trifft jedes Jahr über 270 000 Menschen in Deutschland.  Er ist sogar die dritthäufigste Todesursache in Deutschland und der häufigste Grund für Behinderungen.
Trotz deutlich verbesserter Therapiemaßnahmen gilt immer noch die alte Drittelregel: Ein Drittel der Patienten stirbt, bevor sie das Krankenhaus erreichen, ein Drittel überlebt mit bleibenden Behinderungen, ein Drittel wird wieder gesund.

Dies gilt auch für die zunehmende Zahl  junger Menschen, die einen Schlaganfall erleiden.

Genaue Zahlen darüber existieren nicht, aber Schätzungen gehen davon aus, dass in Deutschland etwa fünf bis acht Prozent der Betroffenen jünger als 50 Jahre sind – eine alarmierende Zahl!

 

Zwei Arten des Schlaganfalls

Üblicherweise tritt ein Hirnschlag plötzlich auf. Die häufigste Ursache (ca. 80%) ist eine verstopfte Arterie d.h. Arterienverkalkung, die durch Risikofaktoren wie Alkohol, Rauchen, Bluthochdruck und Diabetes mellitus gefördert wird. In den Arterien sammeln sich Cholesterin, Blutzellen, Bindegewebe und Kalksalze an und verengen diese Stück für Stück. Bildet sich dann in einem Gefäß ein Blutgerinnsel, kann das die Arterie komplett verstopfen – ein Schlaganfall ist die Folge. Von einem Moment auf den anderen werden die Gehirnzellen nicht mehr mit Sauerstoff versorgt. Bereits nach fünf Minuten gehen sie zugrunde.

Die zweite mögliche Ursache (ca. 20%) kann eine Hirnblutung sein. So können durch Missbildungen und Ausbeulungen der Gefäße oder durch Tumore Blutgefäße platzen. Das austretende Blut drückt das empfindliche Nervengeflecht zusammen und zerstört es.

 

Stroke-Unit

In Deutschland gibt es mittlerweile 1300 Betten in 231 so genannten Stroke Units. Diese Schlaganfallstationen in Krankenhäusern verfügen über alle Geräte und Experten aus verschiedenen medizinischen Fachgebieten, die für die spezialisierte Behandlung nötig sind.  Über die Deutsche Schlaganfallhilfe (www.dsg-info.de) gibt es eine Liste aller Stroke Units in Deutschland.

In den Emiraten gibt es Stroke Units nur im Rashid Hospital in Dubai, im RAK Hospital in Ras Al Khaimah und in Abu Dhabi.
Die Warnzeichen

Ein Schlaganfall verursacht plötzlich auftretende Beschwerden, wie z. B. Sehstörungen, Sprech- und Verständnisstörungen, plötzlich eintretende Lähmungserscheinungen und Gefühlstörungen auf einer Körperseite und der Mund hängt z. B. an einer Seite herab. Außerdem kommen Schwindel und Unsicherheit beim Gehen, vorher nicht gekannte sehr starke Kopfschmerzen, Bewusstseinstrübung bis zur Bewusstlosigkeit vor. Wenn diese Beschwerden nach wenigen Sekunden von selbst wieder weg sind, dann handelt es sich um Vorboten eines Schlaganfalls, einer TIA (Transiente Ischämische Attacke). Das Risiko in den folgenden Tagen einen richtigen Schlaganfall zu erleiden, ist stark erhöht.

 

Vorbeugung

Um den Infarkt im Gehirn vorzubeugen, kommt es auf den richtigen Lebensstil an. So kann man mit ausreichender Bewegung und gesunder, ausgewogener Ernährung Risikofaktoren wie Bluthochdruck und Übergewicht in den Griff bekommen. Damit die Arterien nicht verkalken, ist es außerdem wichtig, dass man auf Zigaretten, Alkohol, fettige Speisen, zu viel Zucker und Salz weitestgehend verzichtet.

Moderne Behandlungsmethoden

Ein Schlaganfall ist immer ein Notfall. Diese Erkenntnis ergibt sich aus der Erfahrung, dass alle Maßnahmen zur Verbesserung innerhalb der ersten 3 Stunden (am günstigsten in der ersten Stunde) ihre beste Wirkung entfalten. Hat die Untersuchung des Patienten ergeben, dass der Schlaganfall durch ein Blutgerinnsel in einer Gehirnarterie verursacht wurde, muss der Blutpfropf so schnell wie möglich aufgelöst werden. Hierzu erhält der Patient Infusionen mit pfropfauflösenden Medikamenten (Thrombolytika). Diese Therapie muss innerhalb von 4,5 Stunden nach Auftreten der ersten Schlaganfall-Symptome beginnen. Eine Möglichkeit, das Medikament direkt an die Verstopfung im Gehirn zu bringen oder mit einem Netz oder Lasso den Blutpfropf zu greifen und  zu entfernen (Thrombektomie), ist die intraarterielle Katheterbehandlung. Dabei wird ein dünner Schlauch durch die Gefäße bis zur verstopften Stelle im Gehirn vorgeschoben. Über eine Sonde wird das Blutgerinnsel erreicht und es können auch schwere  Schlaganfälle damit vollständig rückgängig gemacht werden.

Der gesamte Eingriff dauert zwischen 20 und 60 Minuten. Die Studien zeigen zweifelsfrei, dass bei Patienten durch die Thrombektomie gute Ergebnisse erzeilt werden. Wie bei jedem interventionellen Eingriff müssen Patienten und Angehörige aber über mögliche Komplikationen informiert sein – auch, wenn diese extrem selten sind.

Schmerzen spüren Patienten bei dem Eingriff nicht. Die meisten erhalten eine Lokalanästhesie. Bei schlechterem Allgemeinzustand erfolgt der Eingriff, bei dem immer auch ein Anästhesist anwesend ist, in Vollnarkose. Insgesamt zeigen Studien, dass etwa 70% der Patienten vollständig oder wenigstens größtenteils wiederhergestellt werden können.

Anschlussbehandlung

An die Akuttherapie schließt sich in der Regel eine Rehabilitation an, die bereits mit verschiedenen Trainingseinheiten in der Klinik beginnt und meist in spezialisierten Einrichtungen fortgesetzt wird. In sehr schweren Fällen, in denen eine Rehabilitation keine Besserung verspricht und wo eine dauernde Pflegebedürftigkeit vorliegt, kommen die Betroffenen nach dem Klinikaufenthalt direkt nach Hause, wo sie von Pflegediensten und Angehörigen ambulant versorgt werden oder in sehr schweren Fällen auch in eine Pflegeeinrichtung.

 

Wenn Sie Fragen zu diesem wichtigen Thema haben, wenden Sie sich bitte an das German Neuroscience Center unter +971 (0)4 4298 578.

Weitere Informationen über das GNC finden Sie auf Deutsch unter http://gnc.expataktuell.com/.