Viele Menschen sehen sich durch die derzeitige Situation ganz unvermittelt und vollkommen ohne eigene Schuld in Schwierigkeiten. Haben die einen mit deutlich weniger Einnahmen oder plötzlich erschwerten Arbeitsverhältnissen zu kämpfen, so fürchten andere ganz konkret um ihren Job. Daneben gibt es aber auch all die Personen, die ganz unabhängig von der weltweiten Krise in einer persönlichen Notlage sind und nun leicht vergessen werden. Wir haben bei Pfarrer Moritz Drucker von der Evangelischen Gemeinde nachgefragt, welche Fälle er gerade so betreut, denn die Evangelische Gemeinde ist nicht nur für Gottesdienste da. Ihre Mitarbeiter, allen voran Pfarrer Moritz Drucker, kümmern sich auch um ganz alltägliche Sorgen und Belange.

So hat vor zwei Wochen viele Facebooknutzer ein Beitrag in einer Gruppe für die Deutsche Community in Dubai sehr bewegt. Es ging um einen 76jährigen hier ansässigen Deutschen, der nicht aus einem Krankenhaus entlassen werden konnte, da er keine Wohnung in Dubai mehr hatte. Tagelang lebte er in der Lobby des Krankenhauses, liebevoll betreut von einigen Pflegern. Pfarrer Drucker berichtet: „Das Deutsche Generalkonsulat hatte alles für ihn geregelt. Aber als ich ihn besuchen wollte, um ihn auf seine Entlassung vorzubereiten, war er nicht mehr da. Wir suchten ihn händeringend, da berichtete ein angestellter der Security, der Herr sei von einem Auto abgeholt worden. Es war wie im schlechten Film. Keiner wusste, wo er war.“ Nach intensiver Suche stellte sich heraus, dass ein Freund sich des Herrn, der stark pflegebedürftig ist, angenommen hatte. Nun lebt er in einem Zimmer und wird von einem Pflegedienst betreut, verschiedene Stellen bereiten seine Ausreise nach Deutschland vor.

Immer wieder sieht sich der Pfarrer mit Deutschsprachigen konfrontiert, die aufgrund einer Ausreisesperre das Land nicht verlassen können. „Oft hindert ein laufendes Gerichtsverfahren die Person an der Ausreise, andere haben Schulden und müssen diese erst einmal begleichen“, erzählt der Pfarrer. Mit sieben Personen ist er in intensivem Austausch, berät, vermittelt und begleitet zu Behördengängen. „Eine Dame bekam Mitte März nach fast einem Jahr ihren Pass zurück und konnte nun überglücklich mit einem der letzten Linienflüge nach Deutschland ausreisen“, freut sich Moritz Drucker sichtlich.

 Auch mit Gefangenen ist der Seelsorger in Kontakt. „Besuche sind derzeit verboten, was natürlich sinnvoll ist. Aber regelmäßig erhalte ich Anrufe aus dem Gefängnis, dann reden wir über alles Mögliche.“ Zwei Deutsche sind in den vergangenen Wochen aus dem Staatsgefängnis in Al Awir entlassen worden, zwei weitere sind noch inhaftiert, berichtet er.

Nicht nur Gefängnisbesuche sind derzeit gestoppt, sondern auch die Eheschließungen, was in Einzelfällen Personen in Schwierigkeiten bringen kann. „Manche möchten hier auch heiraten, um legal zusammenleben zu können, oder damit sie ein Kind bekommen können. Solche Fälle müssen wir auf unbestimmte Zeit vertrösten. Da eine Ausreise aus dem Land und somit eine Trauung an einem anderen Ort derzeit faktisch kaum möglich ist, kann da für manch einen die Uhr ticken.“

Auch sämtliche Veranstaltungen der Gemeinde sind zurzeit ausgesetzt, der Konfirmationsunterricht findet online statt und regelmäßig wendet sich der Pfarrer mit kurzen Andachten auf Facebook oder WhatsApp an seine Mitglieder. „Auch an einer ersten Videoandacht arbeiten wir gerade“, berichtet er. Aber nicht gestoppt sind natürlich die persönlichen Gespräche. Wer irgendetwas auf dem Herzen hat und sich gerne einmal mit dem Pfarrer treffen möchte, kann dies gerne tun. „Es sind die unterschiedlichsten Gründe, weshalb sich jemand mit mir unterhalten möchte. Ob private Probleme oder Schwierigkeiten im Job, Krankheiten oder irgendein Kummer – es gibt eigentlich nichts, was nicht schon mal Thema war.“ Das Skurrilste, was ihm jemals begegnet ist? „Das kann ich hier definitiv nicht erzählen! Aber manchmal werde ich darum gebeten, auf der Trau- oder Taufurkunde ein falsches Datum anzugeben. So etwas geht natürlich nicht.“

Sollte Ihnen etwas auf dem Herzen liegen, bei dem Sie Beistand von Pfarrer Moritz benötigen, können Sie ihn per Email unter evangelischegemeindevae@gmail.com oder telefonisch unter 050 996 9463 erreichen.