Dr. Klyk im GNC

Dr. Klyk im GNC

 

Suchen Sie häufig irgendwelche Dinge? Und dann dauert es einige Zeit, bis Sie sie wiederfinden? Und dann kommt die Angst: Ist das schon der Anfang von Alzheimer?

Seien Sie beruhigt!  Ab und zu etwas zu vergessen, bedeutet noch nicht, bereits an Alzheimer zu leiden. Aber was bedeutet eigentlich „Alzheimer“ und “Demenz”?

Es gibt nicht nur eine Erkrankung, die mit einer Demenz einhergeht. Es gibt verschiedene Arten von Demenzerkrankungen wie die Alzheimer Demenz, Demenz bei Durchblutungsstörungen des Gehirns oder die seltenere Lewy Body Demenz und andere. Die gleichen Symptome wie bei  einer  Demenzerkrankung können auch von ganz anderen Erkrankungen verursacht werden wie zum Beispiel bei Schlaganfall, Parkinson, bei einer Hirntumorerkrankung  oder bei Stoffwechselstörungen. Es ist die Aufgabe des Neurologen herauszufinden, ob eine Person an einer Demenzerkrankung leidet und wenn ja, an welcher Art. Die häufigste Demenzerkrankung ist die Alzheimer Demenz. Im folgenden Artikel soll ein Überblick über diese Erkrankung gegeben werden.

Die Alzheimer Erkrankung ist eine chronische Erkrankung des Gehirns, die langsam mit wenigen Symptomen beginnt. Aber ein Symptom alleine reicht nicht, bereits diese Diagnose zu stellen. Manchmal etwas zu vergessen ist noch  nicht genug um bereits  von einer Demenz sprechen zu müssen. Mit zunehmendem Alter ist es völlig normal, dass das Gedächtnis schlechter wird. Im Alter von 60 Jahren ist es schwieriger sich Informationen im Gedächtnis zu behalten als mit 50 – und mit 70 schwieriger als mit 60  und so weiter. Das bedeutet, dass die Gedächtnisleistungen im Laufe des Lebens aus biologischen Gründen allmählich schlechter werden. Es ist von Person zu Person unterschiedlich, wie schnell dieser Alterungsprozess voranschreitet und wie ausgeprägt er ist.  Dies hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab, von der genetischen Veranlagung, vom allgemeinen Gesundheitszustand, von Umweltbedingungen und von der Bildung. In wissenschaftlichen Untersuchungen hat man herausgefunden,  dass Menschen mit einem hohem Schulabschluss, einem Studium oder einem anspruchsvollen Job, so genannte „Kopfarbeiter“,  seltener und später  an einer Alzheimer Demenz erkranken als Menschen mit geringerer Bildung oder die einer mehr körperlichen Arbeit nachgehen. Unser Gehirn hat eine Menge  Möglichkeiten  Defizite auszugleichen. Ein „gut trainiertes“  Gehirn kann das besser als ein „denkfaules“.

Die frühen Symptome einer beginnenden Demenzerkrankung  unterscheiden sich oft nicht wesentlich von denen des  altersgemäßen Nachlassens des Gedächtnisses. Es gibt Tests, mit denen  ein Neurologe herausfinden kann,  ob die Gedächtnisschwierigkeiten noch in der Altersnorm liegen oder nicht. Liegt ein Ergebnis vor, dass für eine beginnende Erkrankung spricht, müssen weitere Untersuchungen gemacht werden.

Der Beginn der Alzheimer Erkrankung geht nicht nur mit einem Nachlassen des Gedächtnisses einher. Sondern es treten noch andere Symptome auf. Die Betroffenen scheinen depressiv. Oder sie sind wirklich depressiv, weil sie selber ihre zunehmenden Probleme realisieren. Sie fühlen sich müde und erschöpft, versuchen in zunehmendem Maße geistig anspruchsvolle Aufgaben zu vermeiden. Auch ändern sie ihr Verhalten. Sie verlieren das Interesse an Dingen, die ihnen früher wichtig waren, wie ihre Arbeit oder Hobbys. Sie versuchen gesellschaftliche Kontakte zu vermeiden, ziehen sich immer mehr zurück. Am liebsten sind sie  alleine oder nur mit  Familienangehörigen  oder anderen eng vertrauten Personen  zusammen. Die Umgebung merkt, „da stimmt was nicht“. Zunächst spricht man nicht darüber, weil das Problem zu gering erscheint und man sich nicht sicher ist, ob es sich nicht um banale Beschwerden handelt, die von alleine wieder verschwinden.  Auch findet man immer wieder einfache Ausreden um die kleinen Auffälligkeiten im Verhalten zu entschuldigen. Dann wenn die Auffälligkeiten immer augenscheinlicher werden und sich nicht mehr so einfach  mit Ausreden entschuldigen lassen, fühlen sich die Menschen häufig unsicher und ängstlich, wie sie die Probleme ansprechen sollen. Beide Seiten fühlen sich gehemmt darüber zu sprechen,  die betroffene Person genauso wie die Familienmitglieder oder Freunde.

Im frühen Stadium der Demenz ist die Diagnosestellung manchmal noch recht schwierig. Andere Erkrankungen wie Depressionen, Burn Out durch zu viel Stress, körperliche Erschöpfung und andere organische Erkrankungen müssen ausgeschlossen werden. Aber wie kann man herausfinden, ob ein Mensch unter einer Demenz leidet?

Wichtig ist mit einem Arzt, am besten einem Facharzt für Neurologie, zu sprechen und ihm seine Beschwerden zu schildern. Bereits durch das Gespräch bekommt der Arzt einen ersten Eindruck. Er hört sich nicht nur die eigentlichen Klagen an. Wichtig sind die Angaben zur Dauer und dem Voranschreiten der Beschwerden.  Die Art und Weise wie ein Patient spricht, bereits bemerkbare Gedächtnisstörungen oder Hinweise für Sprachstörungen, Orientierungsstörung Ort oder Zeit betreffend, alles das können erste Hinweise für eine Erkrankung sein. Der Arzt beobachtet auch das Verhalten des Patienten, ob es  der  Situation angemessen ist oder ob er Auffälligkeiten sieht. Es ist auch wichtig mit Familienangehörigen oder anderen Vertrauenspersonen zu sprechen. Vielleicht haben sie noch mehr oder andere Informationen. Oder aber sie stellen die Veränderungen, die mit dem Patienten geschehen sind, ganz anders dar.

Nach dem Gespräch mit dem Patienten werden spezielle Gedächtnistests durchgeführt, zum Beispiel  der weltweit genutzte MMST (Minimental Status Test). Dies ist ein psychometrischer Test, der Orientierung, Aufmerksamkeit, Wahrnehmung, Sprache, Gedächtnis und andere Funktionen überprüft. Die neurologische Untersuchung  liefert  Informationen über die unterschiedlichen Funktionen unseres zentralen und  peripheren   Nervensystems. Reflexe, Motorik  Sensibilität, Gleichgewicht, Sprache, Sehvermögen und die Hirnnerven werden untersucht. Es soll dabei festgestellt werden, ob irgendwelche Befunde vorliegen, die auf eine andere Krankheit als die Demenz hinweisen. Bluttest, seltener die Untersuchung des Liquors („Nervenwasser) werden durchgeführt. Der Liquor ist die Flüssigkeit, von  der das Gehirn und das Rückenmark umgeben sind. Im Liquor können Eiweißstoffe gefunden werden,  die bei einer Alzheimer Erkrankung in spezifischer Weise verändert sind (Tauprotein, a-Beta-Protein).

Das EEG (Elektroencephalogramm) ist eine Untersuchung, die völlig harmlos und schmerzfrei ist, vergleichbar mit einem EKG des Herzens (Elektrokardiogramm). Es liefert einen Einblick in die allgemeine Hirnfunktion. Andere elektrophysiologische Tests, wie AEP (Akustisch evozierte Potentiale) oder das SEP (Sensibel evozierte Potentiale) geben weitere Informationen über krankhafte Veränderungen im Nervensystem  und helfen die Diagnose zu sichern. Ultraschalluntersuchungen der Hirndurchblutung gehören ebenso  zu den Untersuchungsverfahren. Auch eine  bildliche Darstellung des Gehirns mit MRT oder CCT werden zur weiteren Diagnostik durchgeführt. In der Frühphase  der Demenz gibt es keine spezifischen Zeichen  in den bildgebenden Verfahren. In fortgeschrittenen Stadien kann man Atrophien, d.h. Rückbildung der Gewebemasse in bestimmten Bereichen des Gehirns finden.  Der Hauptgrund für eine Bildgebung in der Frühphase ist wieder das Bemühen eine andere Krankheit als Krankheitsursache auszuschließen, die anders behandelt werden muss und die vielleicht sogar heilbar ist.

Eine Behandlung der Alzheimer Erkrankung ist möglich. Den zur Verfügung stehenden Medikamenten ist es möglich den Krankheitsverlauf dahingehend zu beeinflussen, dass er verlangsamt wird und dass das Gedächtnis, die Konzentration und die Alltagsfähigkeiten  zumindest vorübergehend stabilisiert werden. Bei der Alzheimer Demenz gehen Nervenzellen mit ihren Verbindungen zugrunde, was leider  nicht mehr rückgängig gemacht werden kann. In Folge des Absterbens der Nervenzellen sinkt die Konzentration des Botenstoffes „Acetylcholin“  im Gehirn ab. Die so genannten Cholinesteraseinhibitoren, eine Substanz zur Behandlung der Alzheimer Erkrankung, gleicht teilweise das Defizit aus. Dadurch wird die Informationsverarbeitung im Gehirn wieder verbessert. Es gibt noch andere Medikamente wie zum Beispiel „Memantine“, was den Hirnstoffwechsel auf andere Weise beeinflusst und dadurch auch stabilisierende Effekte auf die Denkfunktionen hat. Neben der  direkten Therapie der Demenz – Erkrankung  müssen  Begleitsymptome wie Depressionen, Schlafstörungen, Ängste oder Unruhe mit anderen Medikamenten gezielt behandelt werden.

Sehr wichtig ist der richtige und verständnisvolle Umgang mit der erkrankten Person. Viel Geduld und Einfühlungsvermögen, eine ruhige Umgebung und eine gute Aufklärung der Angehörigen, damit sie die Krankheit und das Verhalten des  Patienten besser verstehen, sind unerlässlich. Es ist schwierig und es kostet viel Kraft einen Menschen in einem fortgeschrittenen Krankheitsstadium zu betreuen, wenn er Hilfe in jeder Beziehung, bei den täglichen Verrichtungen, bei der Körperhygiene und  bei der Ernährung braucht und ständig beaufsichtigt werden muss. Die Angehörigen sollten jegliche Hilfe und Unterstützung in Anspruch nehmen, die sie erhalten können.

Wenn Sie noch Fragen zu diesem Thema haben wenden Sie sich bitte an Dr. Irene Klyk, Fachärztin für Neurologie und Psychiatrie am German Neuroscience Center Dubai unter http://gnc.expataktuell.com/