Heute berichtet Sven the Baker im 24. Teil der Kolumne u.a. über eine Food Factory des 21. Jahrhunderts.
Es ist schon erstaunlich, wie alte Ideen und Pläne wieder zu neuem Leben erwachen. Nach der Jahrtausendwende, als ich nach Dubai ging, hatte ich die Idee einer Lebensmittelproduktionsstätte – einer Factory – die viele Faktoren wie für die Umwelt als auch für die Gesundheit verbinden sollte.
Zum einen, dass Produkte im Einklang mit der Natur nachhaltig, umweltfreundlich, klimaneutral hergestellt werden sollten und zum anderen, dass die Produkte ganzheitlich betrachtet für den menschlichen Körper so gesund wie möglich sein sollten.
Die Factory sollte so modern sein, dass sie sogar über das Ziel klimaneutral hinaus gehen könnte und in der Lage sein sollte, aus ihrer Umgebung und Umwelt Giftstoffe in Form von Gasen, aus der Luft, Verunreinigungen aus dem Wasser und Belastungen des Bodens aufzuarbeiten und zu verarbeiten – wie z.B. das CO2 aus der Luft für den Anbau von Algen, die dann wieder in getrockneter Form verschiedenen Lebensmitteln zugesetzt werden können. Auch sollte die Factory die umliegenden Farmer (Bauern) beraten können, wie sie mit ihren jeweiligen Böden und Problemen nachhaltig und Boden aufwertend umgehen sollten.
Verunreinigtes Wasser der Umgebung sollte durch neueste Verfahren zu sauberem Trinkwasser umgewandelt werden.
Die Factory sollte nicht nur selbst die Umwelt entlasten sondern auch einen gewissen Radius ihrer Umgebung. Durch Beratung der Bauern, Kompostierung diverser Abfälle usw. sollte sie ein Anlaufpunkt ihrer Umgebung für Nachhaltigkeit und zukunftsorientierte verantwortungsvolle Wirtschaftlichkeit darstellen.
Das Besondere an dieser Food Factory, die ihr Augenmerk viel weiter richtet als nur auf Organic/Bio Rohstoffe, ist ihre Modulbauweise und ihre dadurch einfache Duplizierung für verschiedenste Bereiche, Anforderungen, Länder und Umweltanforderungen.
Zu der verarbeitenden, beratenden und Umwelt nachhaltigen Facette kommt noch der wichtige Punkt der stabilisierenden Facette. Besondere Bereiche der Factory bauen auf der beratenden Tätigkeit für die Bauern und die Umgebung auf und vereinbaren zu marktüblichen Preisen und darüber Abnahmegarantien, so dass sich der Bauer und viele andere auf stabile Einnahmen und somit auf eine stabile Existenz einlassen können.
Die hier kurz umrissenen komplexen Faktoren einer derartigen Food-Produktionsfabrik des 21. Jahrhunderts sind umsetzbar in allen Ländern und Regionen der Welt. Von den modernen und voran schreitenden VAE und den arabischen Ländern über Europa, die amerikanischen Kontinente bis hin nach Asien und in den afrikanischen Kontinent. Auch in Australien und in den größeren Inselgebieten ist ein derartiges Konzept einfach umzusetzen und sinnvoll.
Aufgrund der Tatsache, dass über 75% der weltweiten Ackerflächen zerstört und verödet sind, das Ausmaß der Luftverschmutzung nur zu erahnen und abzuschätzen ist, dass die meisten Gase und Giftstoffe in der Luft ihren endgültigen Bestimmungsort erst nach über 50 Jahren erreichen, 98% der weltweiten Trinkwasservorkommen kontaminiert sind und so gut wie jeder Mensch auf dieser Erde an ernährungsbedingten Krankheiten leidet von Stoffwechselstörungen, cardio- vaskulären Krankheiten bis hin zu Krebs, ist ein derartiger Schritt hin zur ganzzeitlichen gesundheitlichen und umweltfreundlichen Food-Produktion schon sehr lange überfällig.
Wichtig ist, dass der federführende und leitende Aspekt, die vorherrschende Motivation und das übergeordnete Interesse, die Gesundheit des Menschen und die der Umwelt im Mittelpunkt stehen. So etwas erreicht man nur, wenn modernste Bereiche wie Planung, Digitalisierung, Kommunikation, Logistik, Anbau von Rohstoffen, deren Verarbeitung uvm. Hand in Hand zusammenarbeiten und sich unter der Überschrift “Gesundheit und Nachhaltigkeit” etwas Einzigartiges und Umsetzbares entwickelt.
Die Notwendigkeit dafür hatte ich schon in vorherigen Artikeln angeschnitten. Die Komplexität dieses Themas beschäftigt mich mittlerweile seit fast 20 Jahren.
Diese hier sich einfach anhörende Kurzbeschreibung bedarf einer extrem komplexen Planung und Ausarbeitung, die sich mit sämtlichen Umweltfaktoren und Techniken bis hin zu genetischen, mikrobiologischen und ganzheitlich gesundheitlichen Spezialgebieten beschäftigt und diese einarbeitet.
Dabei komme ich wieder auf die Tatsachen zurück, dass diverse Gemüsearten sowie Getreide der Schlüssel zu einer positiven Umweltbilanz sind.
Wie im vorherigen Artikel angerissen, sind tierische Erzeugnisse nicht nur gesundheitlich extrem bedenklich und schädigend, sondern auch in ihrer Effizienz erweisen sich tierische Produkte für die Umwelt und für die Zukunft der Nachhaltigkeit als extrem ineffizient und negativ.
Dazu muss man bereit sein, alte dogmatischen und falschen Denkweisen, Vorstellungen, Glaubenssätze und Erkenntnisse über Bord zu werfen. Und dazu sollte jeder wissen, dass die Medizin einen wichtigen und unverzichtbaren Bestandteil der menschlichen Existenz darstellt; aber auch, dass der größte Ansatz der Medizin zur Vorbeugung und Heilung immer die Nahrung und Ernährung sein sollte.
Wir haben das große Glück im 21. Jahrhundert, welches schon voll in Gange ist, auf Erfahrungsschätze zurückgreifen zu können, die schon Tausende von Jahren alt sind – wie zum Beispiel auf Erfahrungen und Berichte des großen Hippokrates (lebte 460 bis 370 v.C.) der schon sagte:” Lass Nahrung deine Medizin sein und Medizin deine Nahrung” oder Dr. Paracelsus (1493-1541): “Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift, allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist.”. Hieraus hat sich der allgemein bekannte Spruch ” Die Dosis macht das Gift.” weltweit entwickelt.
Das waren aber nur 2 der bekanntesten Beispiele, die so gut wie jeder kennt.
Auch unbekannte Erfinder, vielleicht kann man auch sagen Wissenschaftler und Müller wie Stefan Steinmetz (1858-1930), erkannten die Problematik und verfassten Abhandlungen über die gesundheitlichen Nachteile von Fleisch und die unsichtbare Verschmutzung von Getreide.
Es gibt Millionen und aber Millionen Menschen in allen Nationen auf allen Kontinenten, die interessantes, nachhaltiges und belegtes Wissen zum Wohle der Allgemeinheit niederschrieben.
– Abgesehen davon, dass tierische Proteine extrem ungesund sind
– Abgesehen davon, dass der menschliche Eiweißbedarf absolut miss- verstanden wird
– Abgesehen davon, dass nicht jedes Gemüse gesund ist
– Abgesehen davon, dass jede Lebensphilosophie Vor-und Nachteile hat, liegt doch der Erfolg einer gesunden und nachhaltigen ganzzeitlichen Ernährung darin, alle diese Themen und noch viele mehr in Verbindung und Korrelation gesamt zu betrachten.
– Allein diese Betrachtungsweise zeigt schon, wie gesundheitsschädigend unsere heutige Ernährung allgemein und wie teilweise kriminell die Herstellung mancher Lebensmittel ist.
Allein die Tatsache z.B. dass allgemein gesagt wird, Vollkorngetreide ist gesünder als ausgemahlenes Mehl zeigt die Einfältigkeit und die vorherrschende Ignoranz, Fakten komplex im Zusammenhang und ganzzeitlich zu sehen. Die Aussage, Vollkorngetreide ist gesünder als ausgemahlene Mehle läßt die Tatsachen außer Acht, dass die Schale und Randschichten vom Getreide den größten Anteil an gesundheitsschädigenden, nicht verdaubaren und unverträglichen Lektinen enthält. Lektine sind eine extrem große vielfältige und sehr effiziente Gruppe von Eiweißen, die Pflanzen bildeten, um sich vor Fressfeinden zu schützen.
Bitte nicht vergessen! Bei all meinen Kompetenzen ist das Backen meine Größte. Ich bin ein leidenschaftlicher, professioneller Bäcker. Trotzdem muss ich diese Tatsachen mit berücksichtigen.
Ich gehe davon aus, dass nicht nur das Berufsbild des klassischen Bäckers noch in diesem Jahrhundert revolutioniert und den Bedürfnissen des 21. Jahrhunderts angepasst wird, sondern auch dass das Backen, wie es heute bekannt ist, sich langfristig gravierend verändert – ein absolutes Muss. Ohne eine allgemeine Veränderung des Verständnisses der Nahrungsaufnahme, ohne die Erweiterung des persönlichen Horizontes über das Magenfüllen und Vollfressen hinaus hin zur
Tatsache, dass wir genau genommen Nahrung aufnehmen sollten, um von den vielen Milliarden Mikroorganismen in unserem Darm verstoffwechselt werden zu können ohne dabei den Genuss zu vergessen.
Wir leben mit einem Holobiont, das bedeutet, dass wir in Symbiose mit Billionen von Mikroorganismen in unserem Körper besonders dem Dick- und Dünndarm, auf der Haut und um uns herum leben. Allein die Tatsache, dass bis zu 90% der im Konzept Mensch vorkommenden Zellen nicht menschlich sind, sondern von Mikroorganismen gestellt werden, macht klar, wie falsch und ignorant unser Verständnis vom Körper und besonders von der Ernährung sind.
Erst wenn wir in unserem Denken über Ernährung die Umwelt mit all ihren Facetten unser Holobiont, sprich die Bedürfnisse und Eigenschaften der Mikroorganismen, die in uns, auf uns, um uns und mit uns leben, berücksichtigen, können wir eine ganzheitliche Ernährung anstreben.
Die massiven Vorteile für uns selbst, aber auch für die Volks – und Weltwirtschaft sind gigantisch.
Das Gute ist, dass der Bäcker immer ein Bestandteil dieser zukunftsweisenden Ernährung sein kann und wird, besonders die Bäcker, die bereit sind, mit veralteten Ansichten, falschen Erkenntnissen und kommerziell finanzierten Täuschungen zu brechen.
Wer sagt denn, dass der Bäcker des 21. Jahrhunderts nur oder überhaupt mit Getreide backen muss?
Und wer sagt denn, dass im 21. Jahrhundert nicht Möglichkeiten und Wege gefunden werden, auf gesunde Weise z. B. die schädlichen Lektine im Getreide, gesundheitsförderlich zu neutralisieren?
Ist es nicht toll, dass uns jeder Tag die Möglichkeit schenkt, etwas Gutes zu bewirken und unseren Beitrag für die Zukunft dieser unserer Welt zu leisten?
Und wie immer wünsche ich mir, dass ihr meine Freunde gesund bleibt und alles hinterfragt.
In diesem Sinne macht’s gut.
Euer Sven